Story: Zhuo Yihang (Huang Xiaoming) ist Mitglied des Wudang-Clans und soll dem Kaiser ein paar außergewöhnliche Pillen bringen. Der Kaiser
stirbt jedoch und Yihang wird die Schuld gegeben. Tatsächlich steckt aber der Eunuch Wei Zhongtian (Ni Dahong) hinter dem Tod des Kaisers und er reißt
unentdeckt die Macht an sich. Yihang flieht und trifft auf Lian Nishang (Fan Bingbing), als diese sich gerade mit General Jin Duyi (Vincent Zhao) anlegt, der
einige arme Bauern um ihren Reis bringt. Yihang steht ihr zur Seite und hilft in der Luna Festung, dem Unterschlups Lians und einiger rechtschaffener Krieger,
eine todbringende Krankheit zu bekämpfen. Dabei verlieben sich Yihang und Lian ineinander, obwohl Lian sich ursprünglich nicht auf eine Beziehung einlassen
wollte, weil ihr Meister sie gewarnt hat, dass die Liebe ein Gift ist. Yihang wird nach wie vor gesucht und damit die Schuld nicht auf den Wudang Clan fällt,
muss er fortgehen und den wahren Schuldigen finden. Gleichzeitig ist die Jin Armee kurz davor ins Land einzumarschieren. Jin Duyi will überdies die Luna Festung
in seine Gewalt bringen, weil sie einen wichtigen strategischen Vorteil gegen die bald einfallende Armee verspricht.
Kritik: "The White Haired Witch of Lunar Kingdom" ist ein typisches Opfer eines überkritischen Publikums. Ganz eindeutig liegt das daran, dass
der Film ein Remake des Ronny Yu Streifens "The Bride with White Hair" von 1993 ist. Moment, das stimmt eigentlich gar nicht! Vielmehr basiert der
Film ebenfalls auf dem Roman von Liang Yusheng. Allerdings verlagert die Neuauflage den Fokus von der Liebesbeziehung mehr in Richtung politische Intrigen und
Verrat. Damit ist der Film näher am Original als Yus Werk. Und eigentlich macht das Wuxia-Werk vieles gar nicht mal so schlecht! Anstatt einen
CGI-überladenen 3D-Streifen zu bekommen, wie es heute leider Mode in China geworden ist, um das breite "Transformers"-Publikum anzuvisieren, haftet dem Film
tatsächlich ein Teil der Magie an, die gute Wuxia Streifen ausmacht. Warum also all die negative Kritik?
Sicherlich kann man den Film auf narrativer Ebene nur schwer verteidigen. Eine äußerst komplexe Story mit vielen Akteuren, Doppelspiel, Verrat und politischen
Machtkämpfen wird hier einfach auf zu wenig Raum komprimiert, sodass die Geschehnisse oft unübersichtlich sind. Das zeigt sich gerade in einigen der
Nebencharaktere, die sogar ihre eigenen kleinen Geschichten bekommen. Diese sind jedoch häufig so ungeschickt eingefügt, dass der Fluss der Hauptstory durch diese
gestört wird. Außerdem wirken sie manchmal sogar wie Fremdkörper, weil die Einführung der involvierten Charaktere einfach schon zu weit zurück liegt. Ein
ähnliches Phänomen zeigt sich durchgehend in diesem Wuxia-Streifen. Die Geschichte schaukelt zu sehr hin und her. Mal stehen die politischen Geschehnisse im
Vordergrund, dann wieder die Liebesgeschichte oder Yihangs geheimer Plot.
Es stellt sich also die Frage, warum ausgerechnet "The White Haired Witch" mit einer vergleichsweise mageren Laufzeit von 104 Minuten auskommen muss. Jeder
CGI-Streifen mit gerade mal einem Zehntel der hier erzählten Geschichte geht an die zwei Stunden! Die kurze Laufzeit mag dafür sorgen, dass das Tempo niemals
abfällt, aber es fällt auch enorm schwer, allen Geschehnissen zu folgen. Außerdem deuten sich immer wieder komplexe Beziehungen zwischen Charakteren an, die
jedoch nicht behandelt werden. Das Interesse an den Charakteren ist aber da! Regisseur Jacob Cheung ("Battle of Wits") hat
seine Romanadaption schlichtweg überladen und hätte einen offensichtlichen Schwerpunkt setzen müssen. Da dieser fehlt, fühlt sich der Film leider auch
nicht wie aus einem Guss an, sondern eher wie mehrere Episoden einer TV-Serie. Allerdings hätte eine Serie wiederum den Luxus gehabt, die Charaktere besser
auszuleuchten.
Viel Kritik gab es auch in der Form, dass es keine Chemie zwischen den beiden Protagonisten gebe. Dem kann ich mich nicht anschließen. Fan Bingbing
("Shaolin", "Sacrifice") scheint wie geschaffen für die Rolle, es ist jedoch wahr, dass ihrem Charakter die
Tiefe mangelt, um die Verbitterung durch ihre Erfahrungen mit der Liebe zu reflektieren und ihre im Titel bereits vorweggenommene Verwandlung zu rechtfertigen.
Auch wenn ich sonst keine Vergleiche mit Ronny Yus Version anstellen werde (weil diese einfach einen ganz anderen Fokus hat), ist die Neuauflage in diesem
Bereich Yus Version eindeutig unterlegen. Es fehlt einfach das Hauptelement, das Herz des Films, denn "The White Haired Witch" ist zu sehr ein intrigenreiches
Politikgeplänkel, als dass der Titel gerechtfertigt wäre. Huang Xiaoming ("The Return of the Condor
Heroes", "The Sniper") mimt den charismatischen Wuxia-Helden aber ganz überzeugend.
Zusammen können die beiden ihrer Beziehung leider keine großartige Tiefe verleihen, aber vollkommen an Chemie mangelt es dieser nicht, auch wenn es ein paar etwas zu kitschige Dialoge gibt. Die Sets bestehen nicht nur aus offensichtlichen Greenscreens, wie von anderen oft kritisiert, einige Sets strahlen sogar die Magie aus, die einen richtigen Wuxia-Film ausmachen sollte. Was auch nicht verwundern sollte, denn Tsui Hark war Artistic Consultant. Die CGI-Effekte halten sich dankbarerweise in Grenzen und so gibt es kein billiges Feuerwerk oder unnötige riesige Schlachten. Die Wuxia-Kämpfe kommen mit viel Wire-Fu daher und hätten demnach mehr Substanz vertragen, sie passen aber in die Geschichte. Peter Kam ("Isabella") trägt einen auffallend gelungenen Soundtrack bei, der sich aber nicht aufdrängt. Schade, dass dann das Ende etwas gehetzt und kitschig wirkt (inklusive einem Song von Leslie Cheung, womit wieder der Bogen zum 90er Streifen gespannt wird). An sich ein weitaus besserer Wuxia-Streifen, als es ihm die Kritiker zugestehen wollen, wäre da nur nicht die überladene und wirre Geschichte und ein mangelnder Fokus.