Story: Gangsterboss Ghost (Anthony Wong) hat schon bessere Zeiten gesehen. Im modernen Hong Kong lässt sich mit Karaoke-Bars und
Saunas nicht mehr wirklich viel Geld verdienen. Schwierig ist es für ihn auch, weil er sich weigert, Drogen zu verkaufen. Das hört sein Rivale Bill
(Keung Hon-man) nicht gerne, da er mit ihm einige Drogengeschäfte machen wollte. Stattdessen will er nun Ghosts Bar kaufen, um dort selbst Drogen an den
Mann zu bringen. Ghost weigert sich aber, weshalb seine Etablissements mehr als einmal verwüstet werden. Ghost lässt sich aber nicht aus der Ruhe bringen.
Zumal er die Bekanntschaft mit Mei (Charlene Choi) gemacht hat, in die er sich sofort verliebt hat. Mei betreibt ein Teehaus, das sie geerbt hat, doch sie
weiß nicht, wie sie den Laden führen soll. Ghost steht ihr mit seinen Männern hilfreich zur Seite, aber sein Werben um sie scheint keine Aussicht auf Erfolg
zu haben. Mei hat sich nämlich schon längst in Ghosts Protegé Leung (Wong Yau-nam) verliebt. Leung nimmt allerdings Abstand von Mei, seitdem er weiß, dass
sein Boss ein Interesse an ihr hat...
Kritik: Die meiste Zeit fragt man sich bei "Gangster Payday", warum die Kritiker diesem Film durchgehend hohe Wertungen gegeben haben. Das
Liebesdreieck, das im Zentrum steht, ist unbedeutend, Entwicklungen sucht man lange vergebens und irgendwie mutet der Film wie ein Echo der 80er und 90er
Jahre Hong Kong Streifen an. Nur ohne deren Biss und düsteren Ton. Gegen Ende zeigen sich dann aber doch ein paar Überraschungen und die Bemühungen der
Darsteller zahlen sich aus. Etwas Besonderes ist dieser Gangster-Thriller meeets Romantik-Drama dann aber letztlich nicht. Es ist lediglich die Stimmung,
die ein Gefühl der angenehmen Melancholie hervorruft, vermischt mit guter Laune, welche einen teilweise von "Gangster Payday" überzeugen kann. Ob das als
Empfehlung wirklich ausreicht, sei aber zunächst dahingestellt.
Es dauert eine Weile, bis man von den Charakteren gefangengenommen wird. Etwas Anderes als die Charaktere bleibt aber nicht. Die Geschichte selbst ist
vernachlässigbar. Und das verwundert anfangs extrem. Schließlich erwartet man einen Hong Kong Thriller um die Triaden mitsamt Bruderschaft, Verrat und
Blutvergießen. Zum Teil bekommt man das auch, aber recht spät und dann bleibt es auch eher enttäuschend. Stattdessen bleibt der Ton eher unbeschwert und immer
wieder steht die Romantik und der Humor im Vordergrund. Hierbei muss allerdings angemerkt werden, dass der Film nicht ansatzweise so lustig ist, wie er es wohl
gerne sein wollte. Das fällt immer mal wieder auf, doch stört es keineswegs so sehr, dass es peinlich wirken könnte. Zum Großteil ist das natürlich Darsteller
Anthony Wong zu verdanken. Dennoch kann durch den Humor eine angenehme Atmosphäre kreiert werden.
Wong ("Punished", "Ip Man: The Final Fight") sorgt natürlich für die Highlights im Film.
Sein Gangster ist irgendwie müde geworden, doch als er Mei trifft, überkommt ihn neue Vitalität. Die Art, wie er Mei nachstellt, ist manchmal belustigend und
manchmal beängstigend, da er durchaus etwas von einem Stalker an sich hat. Die Sympathien sind aber klar auf seiner Seite. Auch Charlene Choi
("Sara", "The Sorcerer and the White Snake") gibt eine überzeugende Darstellung ab,
die oft auch angenehm subtil ist. Ähnlich sollte wohl auch die Darstellung von Wong Yau-Nam ("The Midnight After")
ausfallen, doch sein Gangster bleibt schlichtweg zu flach. Was leider dafür sorgt, dass das Liebesdreieck nicht funktioniert und aufgezwungen wirkt.
Obwohl zu Beginn ein Foto von "Ghost", das für seine Beerdigung gemacht wurde, gezeigt wird, hält sich die Spannung in Grenzen. Wir wissen, dass der Ton gegen
Ende in düstere Gefilde übergehen wird, aber als dies geschieht, bleibt trotz allem eine gewisse Unbeschwertheit. Das liegt auch an dem Soundtrack, der in den
dramatischen Momenten dafür fast unnötig kitschig anmutet. Die Geschichte ist überdies für jeden Hong Kong Filmfan der 80er und 90er vollkommen abgedroschen.
Vermutlich sollte dadurch ein Gefühl der Nostalgie erzeugt werden, denn das funktioniert in der Tat, aber es bleibt am Ende einfach zu wenig, um als
gelungene Geschichte zu funktionieren. Allerdings muss man "Gangster Payday" zu Gute halten, dass der Genremix weitaus besser funktioniert, als man annehmen
müsste. Da aber alles im Grundton unbeschwert bleibt, besitzen auch die wenigen düsteren Momente keine emotionale Kraft.
Es bleibt aber dieses eigenartige Gefühl der Nostalgie und Melancholie. Die Sehnsucht nach den vergangenen "goldenen Tagen", die immer wieder als Thema aufgegriffen werden. Das zeigt sich auch stets in der Geschichte, so wird der Immobilienwahnsinn oft kritisiert und traditionelle Etablissements wie Karaoke-Bars, Saunas und Teehäuser haben keine Chance mehr in der Moderne, so scheint es. "Gangster Payday" kann damit doch tiefgründiger sein, als man es anfangs vermuten mag. Hätte man diesen Film aber wirklich gebraucht? Das ist wahrlich schwierig mit "Ja" zu beantworten. Es wird letztendlich keine neue Geschichte erzählt, alles bleibt eher auf dem Niveau ordentlichen Standards und nur die Atmosphäre weiß ab und an zu gefallen. Wer also eine Reise in die Vergangenheit machen möchte, ist hier richtig. Der Rest kann den Film getrost links liegen lassen.