Story: Wallace (Simon Yam), Anführer einer kleinen Gruppe von Gangstern, arbeitet für die Triaden und wird beauftragt, den Sohn eines Gangstersbosses umzubringen. Dieser hat bei einer Party die Ehefrau des ranghöchsten Bosses der Triaden getötet. Den Mordauftrag dafür bekommt Wallace von Slaughter (Lam Suet), der ihn überdies darauf aufmerksam macht, dass es in der Organisation einen Maulwurf gibt. Wallace vertraut allerdings seinen Leuten, allen voran Sky (Philip Ng), der schon seit Jahren aufsteigen will, aber stets Steine in den Weg gelegt bekommt. Für den Auftrag holt Wallace weitere Hilfe an Bord. Darunter seine langjährigen Freunde Tyson (Jordan Chan), BBQ (Cheung Siu Fai) und seine eigene Tochter Lily (Sabrina Qiu). Der Mordversuch entpuppt sich jedoch als eine Falle und es kommt zu einer Schießerei, bei der ein paar von Wallace Leuten verletzt werden. Wer hat sie verraten? Nachdem auch beim nächsten Attentat etwas schief geht, ist sich Wallace sicher, dass niemand in seiner Gruppe dafür verantwortlich ist, dass die Gegenseite ihnen immer einen Schritt voraus ist. Sie stellen Slaughter zur Rede und es zeigt sich, dass die Dinge anders liegen, als gedacht. Es kommt zu einem Machtgerangel innerhalb der Triaden, bei dem auch die Polizei involviert ist, da sie immer noch einen Spitzel unter den Gangstern haben...
Kritik: "Colour of the Game" verspricht ein unterhaltsamer und düsterer Hong Kong Streifen zu sein, wie man sie aus den 90ern kannte. Zwar ist Wong Jing für das Drehbuch und die Produktion verantwortlich, Regisseur solcher "Meilensteine" wie "My Kung Fu Sweetheart", aber das sollte nicht beunruhigen, da Wong mit Filmen wie "The Last Tycoon" immer wieder beweisen konnte, dass er neben seinen B-Movies auch Ordentliches auf die Beine stellen kann. Diesmal überlässt er die Regie jemand anderem und das ist eine gute Entscheidung, da die Bilder gekonnt das Heroic Bloodshed-Genre nachahmen und gleichzeitig moderne und ausgefallen Kamerawinkel implementiert werden. Die Regie ist wirklich gelungen und sorgt immer wieder für spannende Szenen. Bald zeigt sich jedoch die große Schwäche des Films. Die Charaktere sind in keinster Weise so weit ausgearbeitet, dass ein Drama wie "Colour of the Game" funktionieren könnte. Denn in einem Film um die Triaden geht es unweigerlich um Themen wie Bruderschaft und Verrat und da bedarf es einer gewissen Tiefe.
Zunächst scheint die Geschichte aber recht gut als Aufhänger für einen fesselnden Thriller gedacht. Allerdings fragt man sich, ob die Suche nach dem Maulwurf wirklich im Vordergrund steht oder nicht. Da vollkommen offensichtlich ist, wer der Verräter in der Gruppe ist, wirkt es äußerst eigenartig, dass es diesbezüglich tatsächlich eine Auflösung gibt! Diese kann unmöglich ernst gemeint sein. Die Beziehungen zwischen den Charakteren werden darüber hinaus immer wieder in den Fokus gerückt. Das sehen wir speziell in einigen Szenen, in denen die Kamera ohne einen Schnitt über das Set schwenkt und uns so ein atmosphärisches Abbild des Teamgefühls präsentieren will, wenn wir sehen, wie die Personen miteinander agieren. Daraus ergeben sich aber einige Fragen. Warum zieht Wallace seine Tochter mit in seine Ganggeschäfte? Er schickt sogar an einer Stelle ein paar seiner Freunde nach Hause, aber seine Tochter bleibt trotz Verletzung Mitglied des Teams, ohne dass er sich Sorgen machen würde.
Auch wenn Wallace keine Vater-des-Jahres Trophäe bekommen muss, bleibt es doch ziemlich fragwürdig, wie er porträtiert wird. Die einzelnen Teile passen nicht richtig zusammen und so wird die schludrige Arbeit bei der Ausgestaltung der Charaktere offenbar. Simon Yam ("Mrs. K") kann auch nicht über die Verfehlungen des Drehbuchs hinwegtäuschen. Zwischen Wallace und Sky, gespielt von Philipp Ng (als Bruce Lee im amerikanischen Streifen "Birth of a Dragon"), entfaltet sich auch so etwas wie eine Schüler-Mentor-Beziehung, aber diese verläuft sich letztlich im Sand. Die anderen Charaktere haben ebenso alle ein paar kleine Ecken und Kanten, aber spätestens zum Ende hin, wird uns klar, dass wir emotional nicht an diese gebunden sind, womit der Showdown und das Drama ineffektiv werden. Das ist ein großer Minuspunkt, weil Regisseur Kam Ka-Wai (Assistenz-Regisseur bei "Helios") und Wong Jing in die Fußstapfen bekannter Hong Kong Streifen treten wollen und dies daher eigentlich unabdingbar gewesen wäre.
Spätestens wenn man Lam Suet sieht, wird einem klar, dass auch die Besetzung an Milkyway-Klassiker wie "Expect the Unexpected" erinnern will. In einer Szene sitzt Lam an einem Tisch mit einigen Personen, die Antworten von ihm wollen. Slaughter, Lams Charakter, schaufelt immer weiter Essen in sich hinein, um Zeit zu schinden, und die Spannung steigt und steigt. Die Szene wird aber zu lange zelebriert, als dass sie als gelungen bezeichnet werden könnte. Das ist ebenso symptomatisch für den Rest des Films. Auch die Action wirkt recht gelungen, die Schießereien sind Old-School, können aber nichts Außergewöhnlches darstellen. Vielmehr spielen sie damit, Nostalgie hervorzurufen. Das ist alles solide Arbeit, aber die eigene Identität vermisst man dabei. Das wird auch offenbar, als es im Finale sogar einen Faustkampf zwischen Sky und einem der Bösewichte gibt. Die Choreographie ist hart und die Schläge und Tritte gnadenlos, aber der Film steht am Ende nicht als gelungenes Ganzes dar.
Gegen Ende gibt es dann noch ein paar Flashbacks - viel zu spät, um an unseren Gefühlen zu rühren. Dass sich Wallace und seine Freunde in ihrer Jugend in den labyrinthartigen Straßen der Nachbarschaft verlaufen haben, ist weiterhin zu augenscheinlich eine Metapher für den rechten Weg, den sie irgendwann verlassen haben. Sicher, als Thriller kann "Colour of the Game" unterhalten, aber Wongs erstes Werk in der Trilogie "Colour of the Truth (die Filme sind unabhängig voneinander zu sehen und greifen lediglich ähnliche Motive auf) war ausgereifter. Mit den düsteren Bildern, der harten Action und den unnachgiebigen Helden erinnert der Film an das 90er Hong Kong Kino, inklusive einer guten Canto-Ballade, welche tragische Geschehnisse untermalt. Aber schlussendlich stellt sich Enttäuschung ein. Der Film ist wie ein blasses Abbild einer längst vergangenen Epoche großartigen HK-Kinos.