Es ist endlich wieder so weit. Ein neues Buch, auf dem sogar ganz frech mein Name auf dem Cover prangt, ist herausgekommen. Aus Werbezwecken und für all jene,
die tatsächlich mehr wissen wollen, soll an dieser Stelle ein kurzer Überblick über den Autor und den Inhalt gegeben werden. Vielleicht gibt es ja den einen
oder anderen, der dann sogar Lust auf das Buch bekommt.
Der Autor: Kim Won-il ist 1942 geboren und zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten Autoren der koreanischen Nachkriegsliteratur.
In seinen Romanen setzt er sich mit der Landesteilung Koreas und dem Koreakrieg auseinander, bleibt dabei aber immer nahe an den Menschen und dem Leiden,
dem sie in einer äußerst schwierigen Zeit ausgesetzt waren. Die starke persönliche Note, die Kims Romane auszeichnet, rührt daher, dass sein Vater
ihn und seine Familie als Kind alleine im Süden zurückgelassen hat und nach Nordkorea gegangen ist. Da Kims Vater Kommunist war, wurde seine im Süden
lebende Familie stets ausspioniert. Als alleinerziehende Frau hatte es Kims Mutter im Korea der 50er und 60er außerdem besonders schwer. Kim Won-ils
Erfahrungen treten daher in seinen Romanen in den verschiedensten Bearbeitungen zutage und zeichnen ein Bild voller Tragik, aber zuletzt auch einer
sehnsuchtsvollen Hoffnung nach Wiedervereinigung.
Kims Romane wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Auf Deutsch ist von ihm bereits "Wind und Wasser" sowie "Das Haus am tiefen Hof" erschienen.
Das Buch: Die Geschichte von "Abendrot" spielt auf zwei Zeitebenen. In der Gegenwart erfährt Gab-su, ein Familienvater, der bei einem Verlag
arbeitet, dass sein Onkel gestorben ist. Obwohl er seiner Vergangenheit am liebsten aus dem Weg gehen würde, muss er dennoch zu der Bestattung erscheinen.
Er beschließt seinen ältesten Sohn mitzunehmen, auch um selbst etwas Kraft zu haben, sich seinen früheren Dämonen zu stellen. Denn die Erinnerungen an seinen
Heimatort sind durch Hunger sowie Leid geprägt und reißen alte Wunden wieder auf.
Vor achtundzwanzig Jahren hat Gab-su zusammen mit seinem Vater und seinem jüngeren Bruder sowie einem Großmütterchen in einem heruntergekommenen Haus gewohnt.
Die Mutter hat die Familie über Nacht verlassen, weil der Vater gewaltätig und ein Leben mit ihm unmöglich ist. Der Vater ist ein Schlachter und steht damit
in der Gesellschaft auf der untersten Stufe. Doch er sieht bald seine Chance gekommen, endlich etwas an seinem Leben zu ändern. Er lässt sich mit einigen
Kommunisten ein, die die Regierung stürzen und Gleichberechtigung für alle schaffen wollen. Aber die Brutalität, mit der die Kommunisten vorgehen, ist
erschreckend und Gab-sus Vater setzt alles daran, seine Familie aus der Armut zu holen. Koste es, was es wolle, und ungeachtet, wen er dafür um die Ecke
bringen muss.
Gab-su und sein Bruder verstehen noch nicht viel von dem politischen Pulverfass, auf dem sie sitzen, auch wenn Gab-su langsam eine etwas klarere Vorstellung
davon bekommt. Das Wichtigste ist für ihn jedoch nach wie vor, am Tag irgendwie wenigstens zwei Mahlzeiten zu bekommen. Wegen der enormen Hitze und Dürreperiode
hat niemand im Land genug zu essen, aber die arme Familie um Gab-su hat es besonders schwer. Außerdem wünscht sich der Junge nichts mehr, als dass sein
Vater und seine Mutter wieder zusammenkommen und sie eine richtige Familie sind. Der Aufstand der Kommunisten in der Ortschaft mündet jedoch letztlich in einem
Blutbad...
Kurzkommentar: "Abendrot" beschreibst aus subjektiver Sicht die Erfahrungen eines 14-Jährigen in einer politisch komplizierten Zeit, in der
nach der japanischen Kolonialherrschaft die Bauern auf dem Land an Armut litten und sich daher zum Teil dem Kommunismus zuwandten. Kim Won-il kreiert in
einer kleinen Ortschaft einen Mikrokosmos, in dem der Weg zum Koreakrieg abgebildet wird, zeichnet dabei aber auch ein Bild, das von Naturromantik und
Nostalgie umweht wird, auch wenn letztendlich Melancholie und Leid dominieren. Trotz der subjektiven Sichtweise, die in der Geschichte eingenommen wird,
verzichtet der Autor jedoch darauf, über irgendein politisches System zu urteilen, sondern gibt vielmehr seiner Sehnsucht einen Raum, eines Tages wieder
in einem vereinten Korea zu leben. Gerade für jene, die sich für Koreas Geschichte interessieren und ein Gefühl für die Zeit bekommen möchten, ist "Abendrot"
empfehlenswert. Der Roman zeigt emotional vereinnahmend die Entstehung einer Narbe in der koreanischen Gesellschaft, die bis heute das Land prägt.
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