Story: Lo Ka Yiu (Tony Leung Ka-Fai) landet wegen Totschlags im Gefängnis. Der naive junge Mann ist dort völlig fehl am Platz und seine
ehrliche und damit auch direkte Art lässt ihn keine Freunde gewinnen. Auch Ching (Chow Yun-Fat), der schon eine Weile im Gefängnis sitzt, weiß anfangs
nicht, was er mit ihm machen soll, beschließt dann jedoch, ihn unter seine Fittiche zu nehmen. Das ist auch nötig, denn Lo legt sich mit dem einflussreichen
Bandenboss Micky (Ho Ka-Kui) an. Ching versucht zwar die Wellen zu glätten, aber der Sturm ist schon entfesselt. Da es in dem Gefängis allerdings Regeln gibt,
kann Micky nicht einfach so Lo eine Abreibung verpassen. Deshalb macht er gemeinsame Sache mit dem gefürchteten Gefängniswärter "Scarface" Hung (Roy Cheung).
Während Micky die anderen Bosse verrät, lässt er es mit Hilfe Hungs so aussehen, als hätte Lo geplaudert. Lo muss am eigenen Leib erfahren, wie das Leben im
Gefängnis funktioniert und er hat nur Ching, der dafür sorgen kann, dass er seine dreijährige Haftstrafe irgendwie überlebt. Aber auch dieser ist nicht
allmächtig und Hung erweist sich als wahrer Despot.
Kritik: Gefängnisfilme haben schon in den Neunzigern keinen Originalitätspreis gewonnen und tatsächlich ist die Geschichte von "Prison on
Fire" um einen Gefangenen, der alleine in seiner neuen Umgebung kaum eine Woche überleben würde, aber Schutz durch einen erfahrenen Insassen bekommt, alles
andere als neu (gewesen). Was den Film aber dennoch zu dem wahrscheinlich besten Gefängnis-Thriller/Drama aus Hong Kong macht, ist die Energie mit der er
den Zuschauer auf eine gelungene Achterbahnfahrt mitnimmt. Die gezeichnete Welt ist manchmal recht düster, aber niemals unerträglich und das vor allem dank
eines ungemein charismatischen Chow Yun-Fat in der Hauptrolle, der extreme Vielschichtigkeit in seiner Darstellung zeigt. Weiterhin überzeugt der Film
auch als Drama.
Regisseur Ringo Lam hat auch in späteren Filmen wie "Full Alert" oder in seinem Beitrag zum Omnibus-Projekt
"Triangle" gezeigt, dass er ein kompetenter Actionfilm-Regisseur ist, trotz seiner Ausflüge nach Hollywood mit "Maximum Risk"
oder "Replicant". Seit Ende der Neunziger hat er sich ziemlich rar gemacht, doch in "Prison on Fire" ist er eindeutig in seiner besten Schaffensphase.
Zuweilen haftet dem Film B-Movie Charme durch ein paar sprunghafte Schnitte oder einen Synthesizer-Soundtrack an, aber haben wir das an dem Hong
Kong Kino der 80er/90er nicht lieben gelernt? Zumal hier eine ungeheure Dynamik in den Szenen erzielt wird, die gerade durch das Unsaubere zum Tragen
kommen.
Das bedeutet allerdings nicht, dass der Film keinen roten Faden hätte. Die Geschehnisse entwickeln sich sogar recht fließend und hat die sich entwickelnde
Freundschaft zwischen den beiden Gefängnisinsassen im Zentrum. Dennoch schwebt über allem etwas Bedrohliches, hauptsächlich durch Micky und den Gefängiswärter
Scarface. Das liegt auch daran, dass wir nur zu gut wissen, wie wenig Skrupel das Hong Kong Kino der 90er Jahre hatte, Protagonisten am Ende einfach
sterben zu lassen. Aber trotz dieser unheilvollen Bedrohung besticht "Prison on Fire" erstaunlicherweise häufig durch einen recht positiven Ton. Es gibt keine
extremen Auseinandersetzungen zwischen den Insassen, diesbezüglich gibt es mehr Rauch als Feuer, und auch die Schikanen des Gefängniswärters sind recht moderat,
der Gefängisdirektor ist sogar ein recht liebenswerter Charakter.
Damit ist das größte Problem des Films, dass die psychische Belastung, welche die Protagonisten erfahren, nicht immer ganz nachvollziehbar ist. Gegen Ende
spitzt sich, eingeleitet durch eine recht kleine Angelegenheit, alles ins Extreme zu und hier wiederum erweist sich das Drama glaubwürdiger, als es vielleicht
sein dürfte, was wieder einmal Chow Yun-Fat ("God of Gamblers", "Confucius") zu verdanken ist.
Dieser ist äußerst charismatisch, schafft es aber auch, seiner Rolle einen düsteren Anstrich zu verleihen, denn auch wenn er liebenswert sein mag und
dank seiner lockeren Art mit fast jedem in dem Gefängnis zurechtkommt, schlummert in ihm auch ein zuweilen jähzorniger Kerl. Das Verbrechen, wegen dem er
einsitzt, ist schließlich ebenfalls nicht gering.
Im Gegensatz zu Chow, der manchmal auch die Grenze zur überzeichneten Darstellung zu übertreten droht, aber doch immer wieder die Balance findet, ist Tony
Leung Ka-Fai ("Tai Chi Zero", "Eye in the Sky") recht zurückhaltend und sogar unspektakulär
in seiner Rolle, mit einer gelungenen Ausnahme, als er einen Zusammenbruch erfährt und sich das erste Mal gegen seine Peiniger zur Wehr setzt.
Letzten Ende funktioniert "Prison on Fire" speziell dank seines Finales als Drama recht gut und ist einer jener unterhaltsamen Thriller, die durch ihren
Hauptdarsteller punkten. Aber auch Ringo Lam zeigt hier als Regisseur, dass er eine eigentlich unspektakuläre Geschichte mit der nötigen Atmosphäre und
Wirkung versorgen kann. Für Fans des guten alten Hong Kong Kinos ist "Prison on Fire" daher ein Must-See.