Story: Cop Pao (Lau Ching Wan) und sein Team verhaften Mak Kwan (Francis Ng) wegen Mordes. Kwan gesteht schon
bald den Mord an einem Architekten, doch was die Polizei noch viel mehr interessiert, ist was er mit all den Chemikalien,
die man bei ihm zu Hause gefunden hat, anfangen will. Offensichtlich plant er eine Bombe zu bauen und einen größeren
Raub zu verüben, da man ebenfalls den Plan eines Grundrisses bei ihm gefunden hat. Pao will Namen anderer Beteiligter,
den Ort, sowie die Zeit. Kwan zeigt sich allerdings wenig kooperativ und wandert schließlich wegen Mordes ins
Gefängnis.
Mak Kwans taiwanesische Verbündete sind gar nicht glücklich über die Entwicklung, und beschließen Kwan aus dem Gefängnis
rauszuholen. Dabei ist ihnen auch Kwans Freundin Chung (Amanda Lee) eine große Hilfe. Pao weiß jedoch was Kwan vorhat
und setzt alles daran dieses Spiel nicht zu verlieren. Nach einem ersten fehlgeschlagenen Befreiungsversuch und ein
paar Toten auf beiden Seiten, gelingt es Kwan zu fliehen. Obwohl Pao weiß, was Kwans nächste Schritte sind, ist dieser ihm
dennoch immer einen Schritt vorraus. Als dann auch noch Paos Familie in die Sache reingezogen wird sieht der Cop
rot...
Kritik: Ringo Lam ist ein Regisseur der Zuschauern des Hong Kong Kinos schon seit langem ein Begriff sein müsste.
Nach seinem bescheidenen Ausflug nach Hollywood ("Maximum Risk") kehrt er in seine Heimat zurück und schafft einen
Film, der ganz klar seine wahren Stärken betont. Diese liegen nämlich in spannend eingefangenen Bildern und gut
ausgearbeiteten Charakteren. An sich kommt die Story eigentlich sehr simpel daher, und bietet einfachen Cop-gegen-Verbrecher
Stoff. Gerade die anfänglichen Verhörszenen lassen nur wenig Interesse am Film aufkommen. Alles wirkt irgendwie einfach
und unspektakulär. Zugegeben, es dauert eine Weile, aber schlussendlich schafft es der Film, dass wir mit Spannung
erwarten, was als nächstes passieren mag. Das liegt zum größten Teil an den Charakteren, die Lam alle in verschiedenen
Grau-Schattierungen zeichnet, und sie damit sehr menschlich erscheinen lässt.
Fans des Genres wird es ebenfalls freuen zu hören, dass "Full Alert" von seiner Grundatmosphäre recht düster ist.
Dennoch ist die Welt niemals so düster, dass wir uns nicht mit einem der Charaktere identifizieren könnten. Auch wenn
eben noch von Grauzeichnungen die Rede war, so muss doch betont werden, dass Pao ganz klar ein Cop ist, mit dem wir
sympathisieren können. Er hat eine Frau und einen Sohn, sowie das Wissen, dass das was er macht nur ein Job ist.
Wie anscheinend alle Cops in solchen Filmen ist er natürlich sehr verbissen was die Fälle angeht, die er behandelt,
aber er weiß, dass er sich auch jederzeit entscheiden könnte aufzuhören. Besonders in Erinnerung bleibt deshalb eine
kleine Szene in der Mitte des Films, in der er seiner Frau mitteilt, dass er tatsächlich überlegt, ob es nicht besser
sei den Job an den Nagel zu hängen. Charakterzeichnungen wie diese sind es, die es einem Zuschauer leicht machen mit dem
Helden mitzufiebern.
Lau Ching Wan ("Lost in Time", "Running out of Time", "The Longest Nite") ist nun wirklich kein Schauspieler, den man
noch großartig vorstellen müsste. Er ist neben Anthony Wong zweifellos der beste Darsteller den Hong Kong zu bieten hat,
und er beweist einmal mehr warum. Seine zuerst etwas simple Darstellung eines Cops bekommt mit der Zeit immer mehr
Farbe und Tiefe, so dass wir gegen Ende einen komplexen Charakter haben, dem wir gerne bei der Jagd nach Kwan
zuschauen. Laus großartiger schauspielerischer Leistung spielt auch das Drehbuch in die Hände, das ihn mit genügend
Material versorgt um gewisse Veränderungen durchzumachen.
Das selbe lässt sich leider aber nicht von Mak Kwan sagen. Er bleibt vom Drehbuch etwas vernachlässigt, Francis Ng
("Exiled", "On the Edge") kann das aber wieder mit seiner Schauspielerfahrung wettmachen und gibt seiner Rolle etwas
charismatisch-undurchschaubares. Eigentlich wünschen wir ihm tatsächlich sogar, dass er seinen Raubzug erfolgreich
durchziehen kann, nur gibt es leider ab und zu ein paar Aktionen von Kwan, die ihm unsere Sympathien verwehren.
In "Full Alert" gibt es auch ein paar Actionszenen, die ganz nett anzuschauen sind. Viele sind es zwar nicht, aber
die Auto-Verfolgungsjagd mit anschließender Schießerei in der Mitte des Films ist z.B. recht schön anzusehen und
spannend. Außerdem kann Ringo Lam in sein Werk ein paar Momente einbauen, die ziemlich brutal und intensiv sind.
Szenen, die also in Erinnerung bleiben können. Besonders gelungen ist das Finale als sich Pao und Kwan endlich
gegenüberstehen. Kwans Freundin Chung ist ebenfalls dabei und die Ereignisse werden recht hektisch als neben den
Fäusten auch noch Waffen ins Spiel kommen. Wir wissen, dass nicht jeder dieses Aufeinandertreffen überleben können wird,
und gerade das macht den Showdown, zusammen mit der guten Regie, zu einem ungemein spannenden filmischen Erlebnis.
Ringo Lam schafft es dem Schluss natürlich auch eine recht düstere Konnotation zu geben, was dem Film das nötige gewisse
Etwas gibt, das wir von HK-Filmen so zu schätzen gelernt haben.
Es ist überraschend, dass sich Regisseur Ringo Lam so vieler Klischees in seiner Story bedient hat. Glücklicherweise
zeigt sich seine Geschichte aber hauptsächlich von charakterexplorativer Seite und kann hier auch ordentlich punkten, so
dass wir ihm die simple Cop-Story gerne verzeihen können. Es dauert etwas bis wir wirklich völlig vom Film gefangen
genommen werden, genaugenommen fast schon bis zum letzten Drittel, aber es lohnt sich!
Zwei großartige Hauptdarsteller und ein schöner Soundtrack von Peter Kam machen "Full Alert" zu einem Cop-Film, wie
wir sie aus Hong Kong lieben. Lam zeigt sich also in Höchstform und begeistert mit gelungenen Bildern und spannenden
Sequenzen. Die Bilder und die Atmosphäre stimmen einfach. Für HK-Fans sollte also ganz klar sein: Zugreifen.