Story: Die SU (Surveillance Unit) der Polizei bekommt neue Unterstützung in Form der jungen Piggy (Kate Tsui).
Auch wenn Piggy noch etwas unerfahren ist, so beweist sie dennoch Potential, weshalb sie Dog-Head (Simon Yam) unter
seine Fittiche nimmt. Er zeigt ihr bei Überwachungsaufträgen was es bedeutet andere zu beschatten. Das
Wichtigste bei diesem Job ist es niemals seine Tarnung aufzugeben. Manchmal bedeutet das eben auch mit ansehen zu müssen
wie irgendwo jemand zusammengeschlagen wird. Piggy gefällt dies zwar nicht, aber sie hält sich an die Anweisungen ihres
Vorgesetzten, da sie weiß, dass ihr das eines Tages auch durchaus das Leben retten kann. Das Spiel, das sie spielt ist
nämlich durchaus ein gefährliches, wie sich bald herausstellen soll.
Einen seiner schwierigsten Fälle bekommt die SU als sie eine Räuberbande rund um den cleveren Kopf der Bande, Shan
(Tony Leung Ka Fai), beschatten soll. Shan selbst beherrscht nämlich auch einige Tricks und weiß was es bedeutet
immer den Überblick über die Situation zu bewahren. Schon bald entbrennt deshalb ein tödliches Spiel zwischen
Shan und der Polizei.
Kritik: "Eye in the Sky" ist ein simpler, aber dennoch effektiver Hong Kong Thriller aus dem Hause
Milkyway, der mit einer schönen Grundidee aufwarten kann. Das Thema des Films mag zwar ganz eindeutig "Big Brother
is watching you" sein, doch abgesehen von einigen wenigen Überwachungskamera-Aufnahmen verliert sich der Film nicht
in unnötigen regietechnischen Spielereien, sondern konzentriert sich mehr auf den Alltag der Polizeieinheit, die
für das Überwachen von potentiellen Gangstern verantwortlich ist. Erstaunlicherweise erweist sich das Bild, das wir
vom Polizeialltag dieser Spezialeinheit gezeichnet bekommen als spannend und unterhaltsam. Das ist umso beeindruckender
als dass der Film sich tatsächlich nur auf diesen Polizeialltag konzentriert und kaum auf die verschiedenen Charaktere
eingeht. Am Ende bekommen wir von Yau Nai-Hoi, der schon etliche Male mit Johnnie To gearbeitet hat und für einige von
dessen Filmen auch die Drehbücher geschrieben hat, einen überraschend guten Polizeithriller, dem man gerne einige
kleine Fehler verzeiht.
"Eye in the Sky" beweist sich als das was Johnnie Tos überstilisiertes "PTU" wohl werden sollte. Ein spannender
Thriller, der den Alltag einer Spezialeinheit beleuchtet und dabei auch viel Wert auf guten Stil legt. Was den
Film letztendlich so gut funktionieren lässt, ist das tolle Tempo. Selbst die Einleitung, als wir die einzelnen
Charaktere vorgestellt bekommen und noch gar nicht wissen wer für den Film wichtig ist und wer eigentlich wen
beschattet, zeigt die gleiche hervorragende Dynamik der Bilder, die den gesamten Film auszeichnet. Schnelle Schnitte und
Kameraschwenks zwischen den einzelnen Charakteren lassen uns immer gebannt am Bildschirm sitzen, denn man weiß nie
wann jemand einen kleinen Fehler macht, der fatal werden könnte. Die Tarnung muss zu jedem Zeitpunkt gewahrt bleiben und
auch wenn dies für die Protagonisten oft zu einem Geduldsspiel wird, so erweist es sich für den Zuschauer doch als
ungemein spannend. Die Bilder stimmen einfach und sind erfüllt von dieser nicht näher beschreibbaren HK-Copthriller
Magie. Es handelt sich hier um ein Katz-und-Maus Spiel, das einen irgendwie an die Drogenübergabe zwischen den Triaden
und den Thailändern in "Infernal Affairs" erinnert, ohne dass wir hier das mittlerweile abgegriffene Element des
Undercover-Agenten hätten.
Spannungstechnisch bewegt sich der Film also auf hohem Niveau, was gerade deshalb so positiv auffällt, weil eigentlich
kaum etwas Wichtiges zu passieren scheint. Sehr oft begleiten wir einfach nur die Polizisten bei ihrer Arbeit.
Regisseur Yau hat aber genügend von Johnnie To gelernt, dass er es ohne Probleme schafft in sein Regiedebut
eine gewisse Grundspannung einzuarbeiten. Viele schnelle Schnitte lassen selbst die Routinebewegungen der
Beamten interessant wirken und geben ihnen eine tolle Dynamik. Der Film läuft deswegen niemals Gefahr langweilig
zu werden, auch wenn wir irgendwann ab der Hälfte das Gefühl bekommen, dass der Fall um Shan sich ebenfalls nur
um einen Routinejob handelt, und wir hier nicht wirklich etwas Außergewöhnliches erwarten können.
Glücklicherweise gibt es dann aber doch einen kleinen Twist und wir sehen, dass Shan eben auch sehr viel von der
Arbeit eines SU-Mitglieds versteht. Wer hier die bessere Auffassungsgabe, einen wachen Verstand und ein gutes
Gedächtnis beweist, der hat schon so gut wie gewonnen. Shan erweist sich als ein cleverer und würdiger Gegner, der
schließlich zu einer ernsten Gefahr für die Spezialeinheit wird.
Zum Spannungsfaktor trägt außerdem ein schöner Soundtrack von Guy Zerafa bei. Wann bekommen seine großartigen
Soundtracks eigentlich endlich mal eine Veröffentlichung? Aber zurück zum Thema: Regisseur Yau verpasst es auch nicht
seinem voyeuristischen Aspekt des Films eine leicht sarkastische Note zu geben. Eine sehr schöne Szene ist z.B. die,
in der Shan mit einem seinen Untergeordneten in einen ernsten handgreiflichen Steit gerät, bis die Beteiligten nach
und nach die Frau gegenüber bemerken, die sich gerade vor dem Fenster auszieht. Eine erfrischende Art um so eine
feindliche Situation wieder zu entspannen.
Getragen wird der Film natürlich von den tollen schauspielerischen Leistungen der Veteranen Simon Yam und Tony Leung
Ka-fai. Yam überzeugt als gealterter Mentor, der für Piggy fast schon eine Vaterfigur darstellt. Seine Darstellung ist
wie immer charismatisch, auch wenn sein künstlicher Bauch etwas unnötig wirkt. Es mag zwar sein, dass er sich für seine
Rolle einige Pfunde angefressen hat, aber nicht alles hiervon ist offensichtlich sein wirklicher Bauch.
Yams Gegenspieler wird mit hervorragender Kühle und Undurchschaubarkeit von Tony Leung dargestellt. Neben einigen
bekannten Milkyway-Gesichtern, steht dann noch Kate Tsui im Vordergrund. Als ehemalige Miss Hong Kong und TVB-Star
wirkt sie in ihrem Spielfilmdebut gegenüber Yam und Leung vielleicht etwas blass, aber wer würde das nicht.
Tatsächlich zeigt sie jedoch gutes Talent und kann besonders ihre Emotionen gut zum Ausdruck bringen. Sie scheint
also das Zeug dazu zu haben mehr zu sein als nur die überaus süße Nebenrolle. Interessanterweise gewährt ihr der Film
gegen Ende auch immer mehr Platz, so dass sie später fast schon im Fokus steht.
Natürlich ist "Eye in the Sky" auch wieder voll von Zufällen, wie sie manchmal etwas zu aufgesetzt wirken. Allerdings
spielt wie so oft in HK-Filmen das Karma auch wieder eine große Rolle. Jeder bekommt hier was er verdient und das
sogar stellenweise recht unzeremoniell. Das führt aber auch dazu, dass der Film dank der Charaktere, die er beleuchtet,
weniger düster ausgeht als man es von solchen Produktionen gewohnt ist. Das ist mal etwas anderes und auf jeden
Fall willkommen. Trotzdem mag es irgendwie nicht richtig erscheinen, dass Shan und Dog-Head später so grobe Patzer
unterlaufen, wie man sie uns hier verkaufen will. Dafür waren sie vorher einfach zu clever.
Von einigen Fehlern und Zufällen im Drehbuch abgesehen, erweist sich "Eye in the Sky" jedoch als ein gelungener
Thriller, der wieder einmal beweist, dass das HK-Kino noch nicht tot ist.