Story: Kurz bevor das Volleyball-Team "Pink Storm" aufgelöst wird, findet sich in dem eigentümlichen jungen Businessman Kang Jeong-won (Park Jeong-min) ein Käufer. Er will das Team als Underdog gewinnen sehen, nur ein Sieg reicht ihm. Er liebt das Melodrama solcher Geschichten, hat aber keine Ahnung von dem Sport. Daher holt er den Coach Kim Woo-jin (Song Kang-ho) an Bord, dessen Lebensgeschichte ebenfalls eine des Versagens und unglücklicher Umstände ist. Früher hatte er als Spieler gute Aussichten auf eine steile Karriere, aber sein Coach verließ das Team und so wurde aus Woo-jin jemand, der hier und da drittklassige Schulteams trainiert. Mittlerweile unterrichtet er kleine Kinder und so ist die Anfrage keine schlechte Perspektive. Allerdings kommt er mit den Eigentümlichkeiten von Kang Jeong-won nicht zurecht. Glücklicherweise kann ein Freund Woo-jin aber in einem Jahr eine Stelle an einer angesehenen Universität verschaffen und da würde Coaching-Erfahrung in der oberen Liga viel helfen. Er wird daher Trainer von Pink Storm, doch das Team hat bisher nur verloren und besteht aus demotivierten Spielerinnen, von denen niemand ihre Stärken oder Schwächen kennt. Nach den ersten zu erwartenden Niederlagen macht sich Ernüchterung breit, doch Woo-jin hat tatsächlich einen Plan und stellt die gesamte Mannschaft um. Es geht langsam bergauf, jedoch ist die Mannschaft noch lange nicht in der Lage, gegen auch nur den schwächsten seiner Gegner zu bestehen. Und die stärkste der gegnerischen Mannschaften führt zudem Woo-jins ehemaliger Coach an, der ihn damals im Stich gelassen hatte.
Review: Die bekannte Formel des Sportfilms, in dem ein "Underdog" sich bis an die Spitze durchbeißt, ist mittlerweile auch in Korea so oft umgesetzt worden (siehe "Forever the Moment" oder zuletzt "Dream", um nur ein paar zu nennen), dass es kaum nötig erscheint, sich die neueste Interpretation einer solchen Geschichte anzusehen. Allerdings hat mich gewundert, Song Kang-ho ("Cobweb") in der Hauptrolle zu lesen und trotzdem nichts von dem Film gehört zu haben. Vielleicht liegt das daran, dass er Anfang 2021 abgedreht wurde, durch Corona aber erst Anfang 2023 beim "International Film Festival Rotterdam" Premiere feierte, um erst Ende 2024 in die Kinos zu kommen. Dementsprechend dürfte er bei den meisten unter dem Radar fliegen, zumal Volleyball als Sport wohl nicht bei jedem Anklang finden wird. Dann verpasst man aber etwas, da sich der Sport für filmisch bearbeitete Matches sehr gut umsetzen lässt und sowohl Ästhetik und Explosivität als auch Strategie nicht vermissen lässt. Unglücklicherweise muss man aber erst einmal die Einleitung überwinden, denn es scheint so, als könnte "One Win" zu Beginn nicht eindeutig klarmachen, was für eine Art Film er sein möchte.
Falls man nämlich ein emotionales Drama mit rührenden Ansprachen sucht, wird man hier ein wenig enttäuscht zurückgelassen. Denn der gesamte Ton des Films ist um einiges lockerer als erwartet und es braucht eine Weile, bis einem bewusst wird, dass hier der Weg einer Komödie eingeschlagen werden soll. Zunächst wirken einige der humoristischen Szenen etwas eigentümlich, aber nach spätestens einer halben Stunde hat die Komödie ihren Rhythmus gefunden und es geht aufwärts. Allerdings muss dazu gesagt werden, dass der Film nur einige wenige wirkliche Lacher bereithält. Diese resultieren dann aus dem eigenartigen Verhalten so mancher Charaktere, die zuweilen auch recht bunt ausfallen, aber nicht auf billige Weise aufgedreht wirken. Insgesamt hält sich die Komödie mit Slapstick extrem zurück, was es vielleicht auch anfangs so schwierig macht, sie als solche zu erkennen. Song Kang-ho ist auch nicht unbedingt für seine komödiantischen Rollen bekannt, obwohl er durchaus schon einige gespielt hat bzw. in Komödien mitgewirkt hat. Im Endeffekt ist es natürlich vor allem ihm zu verdanken, dass der Film auf schauspielerischer Ebene eine gute Basis besitzt.
Auch weil der Besitzer der Volleyball-Mannschaft den Medien und Fans die Story des Underdogs verkaufen will und damit auf einer Metaebene die Geschichte des Films spiegelt und sich über diese lustig macht, bleibt man dem Melodrama fern und das war eine ziemlich schlaue Entscheidung, da "One Win" sich damit doch etwas von anderen Genreeinträgen absetzen kann. Die Geschichte wirkt manchmal aber auch etwas unnötig verkompliziert. Da wäre die Geschichte um den Coach, der unseren Protagonisten fallengelassen hat, zwei Geschwister, die in gegnerischen Teams spielen, eine Spielerin, die früher alle anderen geärgert hat und dafür nun selbst gemobbt wird etc. Aber all das führt nur selten irgendwo hin. In letzterem Fall wird es natürlich als Aufhänger dafür herangezogen, dass alle Spielerinnen an einem Strang ziehen müssen, sofern sie irgendwann einmal gewinnen wollen. Auch etwas holprig ist, wie Woo-jin das Vertrauen der Spielerinnen gewinnt. Plötzlich öffnet sich eine von ihnen dem Coach und man fragt sich, wann der Regisseur die Arbeit investiert haben soll, dass dies auch glaubwürdig rüberkommt. Denn es gab keine Entwicklung, die das begünstigt hätte. Also müssen es die Schauspieler irgendwie wieder rausreißen, was sie zwar durchaus vermögen, aber sauber gearbeitet ist das nicht.
Bei dem Volleyball sieht es um einiges positiver aus. Es handelt sich um einen Sport, der sich gut von der Kamera einfangen lässt, da es einen lokal begrenzten und nicht allzu großen Raum gibt, in dem sich alles abspielt. Und die Regeln sind auch ziemlich schnell verstanden, falls sie zuvor nicht schon klar waren. Darüber hinaus erlauben es schnelle Schnitte, dem Geschehen ein sehr hohes Tempo zu geben, ohne dass man desorientiert wäre, was eigentlich passiert. Dann taucht man aber sogar noch etwas tiefer als erwartet in die Materie ein. Gegner und Körpersprache müssen gelesen werden, um in dem Sport erfolgreich zu sein. Antäuschen und in die Irre führen sind auch wichtig und plötzlich zieht der Couch sogar Computerprogramme hinzu, um alte Spiele des Gegners zu analysieren. Man kann schon recht überrascht sein, wie komplex und strategiereich Volleyball ist. Wer mehr Ahnung von dem Sport hat, wird dementsprechend auch mehr Spaß an dem Film haben, aber es ist eben kein Muss. Alles ist gut verständlich, außer vielleicht, warum wir uns so oft in einer Situation befinden, in der es um den Match Point geht. Und wer sich mit koreanischem Volleyball auskennt, wird in diversen Nebenrollen auch echte Stars aus dem Sport wiedererkennen. Das wird wohl aber nur koreanischen Sportenthusiasten vorenthalten bleiben. Die Mischung aus Technik, Strategie und Action in dem Sport geht aber in jedem Fall für jeden auf.
Um ehrlich zu sein, war ich recht skeptisch, ob ein weiterer Sportfilm - und von denen gibt es gerade im Moment wieder so richtig viele - etwas wirklich Neues abliefern kann. Und schnell habe ich mich bestätigt gefühlt, da der Film nur langsam in die Gänge kommt. Aber Regisseur Shin Yeon-shik ("Rough Play") schafft es letztlich doch noch dem Film eine Richtung zu geben. Diese kommt ohne Melodrama aus und belohnt einen mit dem, was man zwar erwartet hat, aber immerhin auf wenig manipulative Art. Besonders positiv überraschen konnte mich, wie viel Fokus ab der zweiten Hälfte auf dem Sport und den Matches liegt und wie gut das funktioniert. Die Spiele sind spannend eingefangen und bieten so viel Tempo, dass man den Film durchaus auch als Actionfilm betiteln könnte. In jedem Fall wird es nie langweilig. Der Humor und einige nett umgesetzte Charaktere, z.B. die 40-jährige Spielerin, die eigentlich nicht mehr so gut sieht und immer noch in Clubs geht, runden den Film dann ab. "One Win" erfindet das Rad nicht neu, ist aber mit dem Herzen bei der Sache, und Volleyball bietet als Sportart einen erstaunlich spannenden Grund und Boden für einen unterhaltsamen Film.