Story: Hibiki Akui (Yurina Hirate) ist fünfzehn Jahre alt und geht auf die Schule, wo sie einem Literatur-Club beitritt. Dort trifft sie das Mädchen Rika (Ayaka Wilson), der sie ein Lob für eine Kurzgeschichte ausspricht, die in einer Schulzeitung gedruckt wurde. Die zwei freunden sich mehr oder weniger an, denn es ist nicht leicht mit Hibiki zurechtzukommen. Hibiki ist ehrlich und scheint keine Rücksicht auf die Gefühle anderer zu nehmen, gleichzeitig beschützt sie die Personen, die ihr nahestehen mit erschreckender Gewalt. Sie scheint in ihrer eigenen Welt zu leben. Sie liest jeden Tag mindestens ein Buch und hat vor kurzem selbst einen Roman geschrieben, den sie für einen Wettbewerb an einen Verlag geschickt hat. Dort wurde ihr Manuskript schon weggeworfen, weil es nicht in digitaler Version, sondern postalisch geschickt wurde. Die Lektorin Fumi Hanai (Keiko Kitagawa) bekommt es allerdings zufällig in ihre Hände und ist überzeugt, das nächste Literaturgenie gefunden zu haben. Leider hat Hibiki aber keine Kontaktdaten hinterlassen und nachdem die Lektorin einen kurzen Anruf von der Schülerin bekommen hat, in dem Hibiki fragt, was man von dem Roman denkt, weiß die Lektorin immer noch nicht mehr. Als Fumi wegen einer anderen Angelegenheit einen berühmten Autor aufsucht, findet sie dort Hibiki vor. Hibikis Freundin Rika ist nämlich die Tochter des Autors. Endlich scheinen sich alle Probleme für Fumi gelöst, doch schon bei dem ersten öffentlichen Auftritt ruft die Schülerin einen kleinen Skandal hervor...
Kritik: "Hibiki" basiert selbstverständlich auf einem Manga, die ungewöhnlichen Charaktere und das interessante Setting lassen bereits zu Anfang keinen Zweifel daran. Die Frage ist nur, ob es sich erneut um eine jener Liebesgeschichten handelt, in denen das Erwachsenwerden im Vordergrund steht. Die Antwort darauf ist ein beruhigendes Nein. Wir bekommen hier keine Romanze oder eine leichtfüßige Komödie, sondern vielmehr ein Drama um eine Außenseiterin, die gar nicht erst versucht, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden, sondern ihren eigenen Weg bestreiten will. Natürlich eckt sie deshalb überall an und das macht auch einen Großteil der Faszination des Films aus. Hibiki leidet an einer dissozialen Persönlichkeitsstörung. Sie zeigt nicht wenige Merkmale einer Soziopathin, aber dann gibt es immer wieder Momente, in denen sie aus ihren Erfahrungen und Fehlern lernt. Und ihr gewalttätiges Verhalten dient oft dem Schutz anderer.
Unser Bild von Hibiki wird im Verlauf des Films immer weiter zurechtgerückt. Klar bleibt, dass sie Probleme mit sozialen Normen hat, die nicht nachvollziehbar sind. Warum sollte sie sich in der Öffentlichkeit für etwas entschuldigen, was sie jemand anderem angetan hat, wenn sie sich bei dieser Person bereits für ihr Verhalten entschuldigt hat? Es sind solche Momente, die uns klar machen, dass Hibiki für sich die Regeln der Gesellschaft in Frage gestellt. Da das Mädchen ein literarisches Genie und unglaublich belesen ist, vergisst man leicht, dass sie selbstverständlich noch nicht vollständig erwachsen ist und im Leben noch einiges zu lernen hat. Bücher sind eben nicht alles. Dennoch ist es für den Zuschauer oft schwierig, Sympathien für Hibiki zu entwickeln, denn sie glaubt, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben. Auch die anderen um sie herum geben ihr dieses Gefühl, schließlich wird ihr Urteil oft als unumstößlich und korrekt angesehen.
Yurina Hirate ist als Protagonistin sehr überzeugend, aber ihr Charakter kann doch irgendwann ermüden. Da ist es gut, dass man mit Rika, gespielt von Ayake Wilson, die in "Paco and the Magical Picture Book" noch ein kleines Mädchen war, einen Gegenpol gefunden hat. Rika sprudelt vor Energie und Lebensfreude über, muss sich aber immer wieder - nicht zuletzt dank Hibiki - mit ihrer Unsicherheit auseinandersetzen. Etwas unsinnig scheint die künstlich kreierte Rivalität zwischen den beiden, nachdem die zwei für die Nominierung bei einem Literaturwettbewerb in Betracht gezogen werden. Hier offenbart sich aber auch die Art von Mensch, die Hibiki wirklich ist. Sie respektiert, wenn auch nicht gerne, Rikas Wunsch und spricht erst wieder mit ihr, nachdem die Nominierung offiell ist. Hibiki selbst könnte nichts egaler sein als all die Preise und Wettbewerbe. Genau dieses Desinteresse macht ihre Rivalen aber umso wütender.
Aber genaugenommen hat das Genie nur solange Feinde, bis diese tatsächlich ihr Werk gelesen haben. Es scheint fast schon besser als die Bibel zu sein, was Hibiki geschrieben hat, denn wirklich jeder lässt sich bekehren. Obwohl es eine kluge Wahl ist, den Inhalt des Romans so gut wie offen zu lassen, kann man ihren Roman nie als etwas anderes als ein Werkzeug des Drehbuchs sehen. Man muss einfach akzeptieren, dass sie ein Meisterwerk verfasst hat. Außerdem ist es etwas frustrierend, dass die Personen um Hibiki, Rika ausgenommen, etwas zu kurz kommen. Fumi, gespielt von Keiko Kitagawa, mit der der Regisseur dieses Streifens bereits "I Want to Eat Your Pancreas" gedreht hat, hätte auch ein wenig mehr Farbe vertragen. Wir bekommen oft nur über Hibiki vermittelt, wie es den Menschen um sie herum geht. Denn auch wenn man wie gesagt zunächst glaubt, dass das Mädchen zumindest authistisch ist, stellt sich doch heraus, dass sie die Gefühle der Menschen um sich herum besser lesen kann als alle anderen.
Hibiki hilft mit ihrer Einsicht in die Gefühle anderer auch ihren Mitmenschen. Allerdings geschieht das oft auf eine Art, die sie besserwisserisch dastehen lässt, mit der noch unangenehmeren Note, dass sie tatsächlich alles besser weiß. Ihre Vorgehensweise ist aber nicht selten zu extrem. Trotz allem macht das dieses Genie aber interessant. Künstliche Spannung wird aber zusaätzlich kreiert, und zwar in Form der Preisverleihungen. Das gelingt nicht wirklich und man realisiert, dass der Regisseur nicht auf Hibiki als Motor, der alles am Laufen hält, vertrauen konnte. Das stimmt auch, da sie nicht sehr liebenswert ist. Gegen Ende muss man aber fragen, was "Hibiki" genau für ein Film sein möchte. Die hellen Bilder und der leichte Ton erinnern an eine Komödie, aber letztlich handelt es sich hier um ein Drama. Dabei steht sowohl die Magie der Literatur als auch das Erwachsenwerden im Vordergrund. Es bleibt aber alles etwas zu sehr in der Schwebe und eine klarere Ausrichtung hätte den Film um einiges faszinierender machen können.