Story: Lee Chun (Lau Ching-Wan) war einst ein herausragender Detective bei der Hong Konger Polizei. Doch nachdem man einen Polizisten als Mörder seiner Kollegen dargestellt hat, obwohl man Lees Meinung nach ganz eindeutig sehen müsste, dass diesem die Morde angehängt wurden, kommt es zu einer unschönen Szene bei einer Pressekonferenz. Lee, der seiner Ansicht sehr direkt Ausdruck verliehen hat und nach einem traumatischen Erlebnis bereits etwas eigenartig ist, wird gefeuert und lebt fortan auf der Straße. Siebzehn Jahre später hat Lee Chun immer noch keinen festen Wohnsitz und sieht sich selbst als gottgleichen Detective. Als dann eine Bande zwei Männer verbrennt und einige Fallnummern am Tatort hinterlässt, wird klar, dass die Gruppe sich an Tätern rächt, die nie gefasst wurden. Lee Chun kennt die ungelösten Fälle alle auswendig und weiß dank eines Hinweises bereits, wer die nächsten Opfer der Bande sein werden. Detective Chan Yee (Charlene Choi) und ihr Mann Fong (Raymond Lam) arbeiten offiziell an dem Fall. Zunächst halten sie Lee Chun nur für einen Verrückten, aber als er immer wieder schneller als sie am nächsten Tatort ist, spielt Chan mit und bleibt an der Seite des augenscheinlich verrückten Obdachlosen. Die Polizei ist daher schon ziemlich bald der gesuchten Bande dicht auf den Fersen, doch nach einigen Schießereien zeigt sich nicht nur, dass die Gruppe hervorragend ausgebildet ist, sondern dass sie in der Polizei wohl einen Informanten haben muss.
Kritik: Es ist eine ziemliche Überraschung gewesen, den Namen Wai Ka-Fai bei einem Film zu sehen, denn der Mann, der zusammen mit Johnnie To die fast schon legendäre Milkyway Image Produktionsfirma gegründet hatte, saß das letzte Mal 2009 bei "Written By" auf dem Regiestuhl. Davor hat er mit To den Film "Mad Detective" gedreht und genau dort setzt Wai in gewisser Weise wieder an. Auch diesmal spielt Lau Ching-Wan einen ziemlich durchgedrehten Ex-Polizisten, nur dass "Detective vs. Sleuths" noch ein gutes Stück abgedrehter und vor allem actiongeladener ist. Es ist schwierig, den Film zu empfehlen, da er teilweise auf die Art schlecht ist, die ihn wieder gut macht. Man fühlt sich wie in einem HK-Film der 90er, das Schauspiel ist übertrieben, die Ereignisse überschlagen sich, wozu auch harte Schnitte beitragen, und es gibt Schießereien ohne Unterlass. Vor allem aber ist die Geschichte vollkommen absurd.
Die Absurdität dieses Action-Thrillers kann aber auch charmant wirken und das ist es auch, was am Ende entscheidet, ob man bei diesem Film seinen Spaß haben kann oder nicht: Kann ich mich darauf einlassen, dass der Film augenscheinlich intendiert, alles ins Überzeichnete zu katapultieren? Für's Erste scheint die Antwort darauf (zumindest bei mir) ein klares "Ja", da Lau Ching-Wan in seiner Rolle absolut aufgeht und einen Menge Spaß hat. Dann ist da auch das hohe Tempo, das nach der Einleitung nicht abflacht, sondern stets weiter die Protagonisten über den Bildschirm peitscht. Das ist eine kleine Überraschung, da man "Detective vs. Sleuths" eher für einen Thriller gehalten hätte. Doch es gibt mehr als eine Handvoll größerer Actionszenen und dazwischen immer wieder weitere kleine Auseinandersetzungen. Die Schießereien sind nicht sonderlich weltbewegend und ein wenig bessere Choreographie wäre nicht schlecht gewesen, aber unterhaltsam sind die dennoch, besonders wenn es dann noch etliche, zuweilen unnötige, Explosionen gibt.
Nicht nur der Fakt, das anscheinend alles in die Luft geht, worauf man schießt, verleiht dem Streifen B-Movie-Charakter, sondern auch das Schauspiel. Alles ist eine gute Stufe höher eingestellt, als passend wäre, aber irgendwie wirkt das nie schrecklich, sondern eher so, als würde man wie gesagt einen Film von vor 30 Jahren sehen. Lau Ching-wan ist dabei ganz klar die Seele des Films und ein paar Szenen lassen sogar Flashbacks zu den Milkyway-Zeiten aufflammen. Zuweilen kann der Film auch recht düster und nihilistisch sein. Kein Wunder, zitiert der durchgedrehte Detective doch auch auf Deutsch (!) aus Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse". Ein echtes moralisches Dilemma oder Grauzeichnungen bei den Charakteren darf man hier aber nicht erwarten. Andeutungen gibt es, aber seit Hong Kong wieder an China zurückgegeben wurde und dessen Zensurbehörde ausgeliefert ist, kann man einfach nicht die Art von differenzierter Gut und Böse-Thematik erwarten, die früher möglich gewesen wäre.
Komplexität bekommt man dafür bei der Geschichte, allerdings nicht im positiven Sinne. Immer dann, wenn wir uns neu zurechtgefunden haben, gibt es eine neue Entwicklung, Verbündete werden plötzlich verbitterte Feinde, Familienbeziehungen oder Verbindungen zu alten Fällen tauchen aus dem Nichts auf - es ist beinahe so, als würde sich Wai Ka-Fai ein wenig selbst auf den Arm nehmen. Das Drehbuch ist einfach aus der Zeit gefallen und vollkommen abgedreht. Ist es da schlimm, wenn man mal eine Verbindung nicht versteht oder mit dem einen oder anderen Namen gerade nichts mehr anfangen kann? Absolut nicht, denn je mehr man nachdenkt, desto unlogischer wird das, was man da sieht. Das wird einem ohnehin früh genug bewusst, wenn man die ganzen Zufälle betrachtet, die einem um die Ohren gehauen werden. Manchmal findet man sich in einer Actionszene wieder und realisiert, dass die nicht verständlichen Handlungen der Charaktere nur darauf abgezielt haben, zu dieser bestimmten Szene zu führen.
Eigentlich passt in diesem Actionthriller gar nichts so wirklich zusammen, auch wenn das durch Regisseur Wai Ka-Fai die meiste Zeit ganz gut kaschiert wird. Lau Ching-Wan bekommt genau genommen vom Drehbuch auch keinen sonderlich gut ausgearbeiteten Charakter, aber er gibt auf dem Papier klischeehaft anmutenden Gesprächen mit eingebildeten Personen seine ganz eigene Note und es funktioniert. Zum Ende hin darf Raymond Lam ("The Sorcerer and the White Snake") Lau noch ein wenig Konkurrenz machen. Story, Action, Schauspiel, alles ist hier auf 120% eingestellt und das kann ziemlich unterhaltsam sein. Manchmal fühlen wir uns auch auf angenehme Weise an das frühere düstere, unnachgiebige HK-Kino erinnert, aber dafür wirken wiederum die Bilder etwas zu poliert. Beeindruckend ist aber das enorm hohe Tempo und der durchaus nicht zu leugnende Unterhaltungsgrad. Es bleibt nur leider festzuhalten, dass "Detective vs. Sleuths" nicht jeden zufriedenstellen wird. Man sollte ein wenig Bereitschaft mitbringen, sich einen Film anzusehen und ihn vielleicht sogar gut zu finden, obwohl man für diesen Umstand am Ende Gewissensbisse haben müsste...