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Original Title:
Joi sun ho

Hong Kong 2009

Genre:
Drama, Fantasy

Director:
Wai Ka-Fai

Cast:
Lau Ching-Wan
Mia Yam
Kelly Lin
Chung Ying-kit
Kuk Jo
Pow Chung-man
Yeung Shuk-man
Zeng Yaqi
Wong Man-Wai


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Story: Melody (Mia Yam) ist seit ihrer Kindheit blind. Bei einem Autounfall verlor sie nicht nur ihr Augenlicht, sondern auch ihren Vater Tony (Lau Ching-Wan). Ihre Mutter Mandy (Kelly Lin) und ihr jüngerer Bruder Oscar (Chung Ying-Kit) haben ebenfalls den Autounfall überlebt, aber selbst zehn Jahre nach der Tragödie trauert Mandy immer noch. Um den Schmerz ihrer Mutter zu lindern, beschließt Melody einen Roman zu schreiben, in dem nicht ihr Vater bei dem Autounfall gestorben ist, sondern alle anderen. Nur Tony hat überlebt, auch wenn er dabei sein Augenlicht verloren hat. Er hat nur seine philippinische Haushaltshilfe Maria (Yeung Shuk-Man) an seiner Seite, mit der er jeden Tag seine Familie auf dem Friedhof besucht. Um seinen Schmerz zu überwinden, schreibt Tony nun einen Roman, in dem seine Familie bei dem Autounfall nicht gestorben ist.
Die Romanfiguren der verschiedenen Geschichten scheinen schließlich für die Schriftsteller zum Leben zu erwachen und übertreten die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Kann Melody endlich mit ihrer Familie wiedervereint werden?

Kritik: Wow, Wai Ka-Fais "Written By" bringt Metaebenen im Film auf ein ganz neues Level. Zusammen mit Co-Drehbuchautorin Au Kin-Yee (die beiden haben zusammen schon "Mad Detective" geschrieben) schrieb er über jemanden, der ein Buch schreibt über jemanden, der ein Buch schreibt über jemanden, der ein Buch schreibt. Alles klar? Wer bei "Written By" irgendwann nicht mehr ganz mitkommt, der braucht sich keine Sorgen zu machen, denn ab dem Zeitpunkt, an dem alles etwas unüberschaulich wird, ist es ohnehin nicht mehr notwendig den Überblick zu behalten, da die verschiedenen Erzähl- und Zeitebenen zueinander gefunden haben und man mit einem einzigen großen Durcheinander einer Geschichte präsentiert wird. Warum der Film dennoch so hervorragend funktioniert, ist der Umstand, dass man am Schluss wirklich nicht mehr mit der Logik dem Verlauf des Films folgen muss. Wai Ka-Fai hat bis dahin schon längst die Herzen der Zuschauer mit seinen originellen Ideen und mit auf angenehme Weise übertriebenen emotionalen Momenten gewonnen.

Es muss allerdings gesagt werden, dass nicht jeder Spaß an dem Film haben wird. Jene, die nicht bereit sind, sich in eine fiktive Welt fallen zu lassen, in der die Realität oftmals völlig außer Acht gelassen wird, mögen von dem Film unberührt bleiben und nicht viel mit ihm anfangen können. Doch die meisten werden sich wohl ohne Weiteres auf die Prämisse des Plots einlassen können, denn als Autor einer Geschichte wird man schließlich zum Erschaffer einer ganzen Welt. Nichts anderes macht Melody. Sie erschafft eine Welt, in der ihr Vater noch lebt, und die Parallelen, die sie zwischen sich und ihm schafft, lassen sie ihm ganz nahe sein. Ihren Verlust versucht das blinde Mädchen also durch ihre Imagination, mit Hilfe der Flucht in eine andere Welt zu überwinden. Daran wird sich niemand stören können, und da in Geschichten nunmal alles möglich ist, dürfte es auch niemanden verwundern, dass es hier Geister, Wiedergeburt und etliche kleine Wunder zu bestaunen gibt.

Es ist erstaunlich, dass man dem Film bis zur ersten Hälfte trotz seines verschachtelten Aufbaus folgen kann. Man bedenke nämlich, dass zu allem Überfluss, die Geschichte der Geschichte der Geschichte...etc. eigentlich in einer Rückblende erzählt wird! Irgendwann fällt das komplexe Kartenhaus aber natürlich zusammen, das ist aber keineswegs frustrierend, da es für die Story wichtig ist, dass es einstürzt und Wai Ka-Fai diesen Einsturz auch absichtlich herbeiführt. Die bewegendsten Szenen sind jene, in denen die verschiedenen Ebenen übereinander geschoben werden und Figuren an Orten sind, an denen sie gar nicht sein dürften. Manchmal ist ein und diesselbe Person sogar mehrfach an einem Ort vorhanden! Gibt man dann noch eine ordentliche Portion Drama dazu, wie hier in Form des Verlusts geliebter Menschen und dem Wunsch nach einer Wiedervereinigung, ist es nicht wirklich überraschend, dass "Written By" dank seiner Plotkonstruktion ungemein bewegend sein kann.

Wai Ka-Fai hat natürlich schon einiges an Erfahrung, gerade seine Romantikkomödien, die er zusammen mit Johnnie To gedreht hat, wie z.B. "Needing You", zeigen, dass er immer noch die gleiche Wärme in seine Filme bringen kann wie damals. "Written By" ist ein bittersüßes Fantasy-Drama, das manchmal auch nicht um ein Augenzwinkern verlegen ist, an anderer Stelle seine Botschaft jedoch sehr erwachsen und mit überraschend viel Gewicht übermitteln kann. Selbst Themen wie die Wiedergeburt, bzw. der Buddhismus werden hier angerissen.
Lau Ching-Wan tut selbstverständlich sein Übriges, dass der Film so gut funktioniert. Mia Yam verblasst zwar oft gegen ihn, kann aber trotzdem eine recht ansehnliche Darstellung abgeben. Nur Chung Ying-kit als Oscar wirkt total deplatziert und lächerlich. Soll er einen leicht Hinterbliebenen darstellen? Das Gleiche gilt für Maria, die ein ungemein lächerliches Schauspiel abliefert. Diese Szenen können einfach nicht ernst gemeint gewesen sein und zählen wohl zur Kategorie Comedy.

Wegen seiner vielen Fantasyelemente gibt es natürlich auch etliche Spezialeffekte zu sehen. Die meisten davon können sich auch wirklich sehen lassen! Sie geben dem Film etwas Fantastisches und auch die Farbfilter im Totenreich, sowie die Zimmer des Wohnhauses auf freier Fläche in der Natur können begeistern und entführen in eine andere Welt. Der großartige Soundtrack von Xavier Jamaux trägt ebenfalls dazu bei. Schlussendlich bewirken die vielen fantasyhaltigen Ideen, dass die überscharf gezeichneten Emotionen so gut beim Zuschauer ankommen und ihn wirklich mitnehmen können. Anfangs mag "Written By" etwas merkwürdig wirken, aber auch wenn der Film bis zum Ende nichts von seiner Sonderbarkeit verliert, kann er den Zuschauer doch schnell für sich gewinnen und sogar zu Tränen rühren, da die Emotionen hier von Herzen kommen. Wai Ka-Fai hätte nur ab und zu mal ein paar Gänge zurückschalten müssen, da er sein Fantasydrama in einem beinahe atemberaubenden Tempo erzählt. Schlussendlich bleibt jedoch einfach ein wunderbar warmer und trauriger Film, der einen kleinen Geheimtipp unter den Hong Kong Filmen 2009 darstellt!

(Autor: Manfred Selzer)
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