Story: China steht im 7. Jahrhundert kurz davor, das erste Mal eine Kaiserin auf den Thron zu setzen. Kaiserin Wu (Carina Lau) hat für ihre
offizielle Krönung den Bau einer gigantischen Statue beauftragt. Den Bau plant Zhong (Tony Leung Ka-Fai) und alles scheint nach Plan zu verlaufen, bis einer
der höheren Beamten zwei Schutzamulette von ihren Plätzen bewegt und der Beamte daraufhin durch ein rätselhaftes Feuer von innen heraus verbrennt. Als eine
weitere Person auf die gleiche Weise umkommt und der Justizbeamte Pei (Deng Chao) weiterhin vor einem Rätsel steht, beschließt die Kaiserin den ehemaligen
Ermittler Dee (Andy Lau) zu begnadigen und auf den Fall anzusetzen. Dee hatte vor acht Jahren eine Revolte gegen die Kaiserin angezettelt, die damals die
Regierungsführung stellvertretend für den noch zu jungen Prinzen geleitet hatte. Auch wenn Dee der Kaiserin von dem Hofzauberer empfohlen wurde, traut sie
diesem nicht und stellt dem Ermittler ihre engste Vertraute Jing'er (Li Bingbing) an die Seite. Während es einige abergläubische Vermutungen
über das Phantomfeuer gibt, konzentriert sich Dee darauf, wer alles ein Interesse daran hat, die Kaiserin vom Thron zu stoßen.
Kritik: Regisseur Tsui Hark hat sich schon des Öfteren an Fantasy-Geschichten versucht. Diesmal bringt er etwas Sherlock Holmes in seine
visionären Bilder. Für die Umsetzung seiner Ideen kann er sich immer mehr computergenerierten Spezialeffekten zuwenden, sodass ihm kaum noch Grenzen gesetzt
sind. Doch macht das noch lange keinen guten Film aus. Tsui macht wie so viele den Fehler die Struktur der Geschichte zu oft zu vernachlässigen. Das ist
gerade deshalb unverständlich, weil die Geschichte an sich ungewöhnlich gut gelungen ist und ein paar überraschende Wendungen für den Zuschauer bereit hält.
Wären die Begebenheiten auf dem Bildschirm tatsächlich sinnvoll miteinander verzahnt und nicht von etlichen Zufällen dominiert, wären die guten positiven
Rezensionen vieler Kritiker sogar gerechtfertigt.
Es gibt aber eben nicht nur Sonnenschein in "Detective Dee". Ein Problem, das ich häufig mit Tsui Hark habe, und sein "The
Flying Swords of Dragon Gate" ist ein weiterer Beweis dafür, ist, dass er viele gute Ideen hat und eigentlich ein Revolutionär des Fantasygenres darstellt,
wenn er sich nicht in eben jenen Ideen komplett verlieren würde. Oftmals hat man recht unmotivierte Szenen vor sich, bei denen man weiß, dass sich der
Regisseur etwas gedacht hat, aber man kommt einfach nicht dahinter. Auch in "Detective Dee" gibt es jene Szenen, aber sie sind etwas seltener. Tatsächlich
versucht der Film mehr als Wuxia-Geschichte mit Krimi-Elementen zu punkten, stellenweise versucht er gar realistisch zu sein und magische Fähigkeiten
herauszunehmen, aber Akupunkturnadeln, die das Aussehen verändern, Menschen, die von innen heraus verbrennen oder Puppenspieler, die merkwürdige mechnische
Wesen steuern - das ist und bleibt eben Fantasy!
Einige Geschehnisse sind dann auch nicht durch die Geschichte motiviert, das betrifft vor allem Jing'er in einer Szene gegen Ende, bei der man sich fragt,
warum und in welchen Zusammenhang passiert, was eben passiert. Immerhin ist Detective Dee jemand, der sich auf seine Beobachtungsgabe verlässt und die
richtigen Schlüsse ziehen kann. Eben ein Sherlock Holmes des 7. Jahrhunderts in China. Der Protagonist des Films ist übrigens stark an den Charakter Richter Di
aus einem Roman des 18. Jahrhunterts angelehnt, den Robert van Gulik aus dem Chinesischen übersetzt hat und schließlich selbst eine ganze Romanreihe
mit dem Ermittler im Fokus geschrieben hat. Ermittlungen im alten China, da verbirgt sich auf jeden Fall großes Potential. Nur leider wurde sich dieses eben
nicht ganz zunutze gemacht.
Mit Andy Lau ("Shaolin", "The Warlords") in der Hauptrolle kann man nicht viel verkehrt machen, aber
auch die Nebendarsteller sind gut gewählt. Carina Lau ("Let the Bullets Fly") stellt als erste chinesische Kaiserin
einen ungewöhnlichen Bösewicht dar, da sie eventuell gar keiner ist. Deng Chao ("The Four") und Li Bingbing
("Triple Tap") stellen zwei undurchschaubare Charaktere dar, die zwar Detective Dee zur Seite stehen, aber bei denen man sich nicht
sicher sein kann, ob und wann sie die Seiten wechseln. In einer Nebenrolle gibt es auch noch Tony Leung Ka-Fai ("Double
Vision") zu sehen. Die Besetzung trägt viel dazu bei, dass der Fantasystreifen auch in den etwas unzusammenhängenderen Teilen noch ansprechend bleibt.
Es wäre schön gewesen, hätte "Detective Dee" seine Stärken in der Geschichte besser herausstellen und dafür einzelne Szenen etwas nahtloser aneinanderfügen können. Technisch gibt es sehr viel CGI-Effekte, wie zu erwarten sind diese aber selten vollkommen überzeugend. Das betrifft animierte Hirsche als auch ein gigantischer Hafen im Hintergrund. Dennoch schaffen es auch diese nicht perfekten computeranimierten Bilder dem Film ein ziemlich episches Flair zu verleihen, das sich nicht hinter Hollywood-Produktionen zu verstecken braucht, speziell da Tsuis Bilder hinsichtlich ihrer Farbgebung ein Rausch für die Sinne sind. Auch der Soundtrack von Peter Kam ("Perhaps Love") trägt seinen Teil dazu bei. "Detective Dee" macht viel Spaß, es fehlt ihm aber eben auch das gewisse Etwas, vielleicht auch Herz. Dass es Tsui besser kann, hat er bereits 17 Jahre früher mit ("Green Snake") beweisen können. Vielleicht kann er demnächst dort wieder anknüpfen.