Story: Während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts liegt China in Trümmern. Die Taiping-Rebellion hat das
Land in Chaos gestürzt. Einer der vielen Warlords des Landes ist Pang Qing-Yun (Jet Li), der in einer Schlacht seine
gesamte Armee verloren hat und als einziger Überlebender voller Schande durch das Land wandert. In einem Dorf trifft
er zufällig die Frau Lian (Xu Jinglei), die ihm eine Nacht des Trosts spendet. Am nächsten Morgen ist sie allerdings
verschwunden...
Der Jungspund Jiang Wu-Yang (Takeshi Kaneshiro), Anführer einer in Dörfer einfallenden Bande von Banditen, entdeckt
jedoch, dass Pang ein ehemaliger General ist und bringt ihn zu seinem Boss Zhao Er-Hu (Andy Lau). Bei einem ihrer
Raubzüge finden Jiang und Zhao heraus, dass Pang ein äußerst fähiger Mann und Anführer ist. Doch nachdem die Qing-Armee
in das Banditendorf einfällt und die erbeuteten Güter beschlagnahmt, macht sich Frustration und Wut unter den Banditen
breit. Pang hat allerdings eine Idee: Er, Zhao und Jiang, sowie die Männer des Dorfs arbeiten zukünftig für die Armee
und verdienen so für ihre Familie den täglichen Reis. Da Jiang und Zhao dem Neuling nicht vollkommen trauen,
beschließen sie ein Blutbruderschaftsritual abzuhalten.
Jahre später haben die drei nicht nur ihre Freundschaft noch weiter verfestigt, sondern konnten auch beachtlichen
militärischen Ruhm ernten. Doch politische Intrigen und blutige Tumulte stellen die Freundschaft immer wieder auf die
Probe. Schließlich muss Pang auch noch herausfinden, dass Lian tatsächlich die Frau Zhaos ist, und so droht die
Bruderschaft auseinanderzufallen...
Kritik: Es ist erstaunlich, wie still "The Warlords" an mir vorbeigezogen ist, ohne dass ich ein großes Bedürfnis
hatte, diesen Film zu sehen. Dabei liest sich doch die Schauspielerliste wie ein who-is-who Hong Kongs/Chinas. Jet
Li, Andy Lau und Takeshi Kanershiro in den Hauptrollen und Peter Chan auf dem Regiestuhl! Obwohl mich "The Warlords"
stellenweise beeindrucken konnte und keineswegs ein schlechter Film ist, wusste ich am Ende dann doch warum ich so
skeptisch war. Chans Werk ist nämlich hauptsächlich darauf ausgelegt gutes und teueres Unterhaltungskino zu bieten,
das zwar hier und da mit ein paar erstaunlich emotionalen Szenen aufwarten kann, dennoch niemals von dem abweicht was
man für einen epischen und bewegenden Kinofilm für typisch erachten würde. Außer vielleicht den drei Haupthelden, die
allesamt ambivalente Charakterzüge haben und damit den Zuschauer abschrecken können. Das erweist sich für die meiste
Zeit als ernster Kritikpunkt, dennoch erkennt man gerade hier noch, dass es sich bei "The Warlords" eben doch nicht
um einen Hollywoodstreifen handelt. Ein Umstand für den dieses ambitionierte Kriegsepos auch ein paar Worte des
Lobs verdient.
Die Story des Films basiert zumindest lose auf wahren geschichtlichen Ereignissen. Wer sich allerdings nicht mit der
chinesischen Geschichte auskennt, der wird nur wenig mit der Taiping-Rebellion anfangen können. Das ist schade, denn
da "The Warlords" augenscheinlich auch gerade für ein internationales Publikum produziert wurde, wäre ein bisschen
mehr Hintergrundwissen wünschenswert gewesen. Dass der Anführer der Taiping-Rebellion Hong Xiuquan ein Anhänger des
Christentums war und sich sogar als den jüngeren Sohn Jesus angesehen hat, wird hier nicht erwähnt. Religion spielt
kaum eine Rolle und das Kreuz, das Lian ihrem Mann schenkt ist somit nur ein kleiner Wink an die, die sich mit der
Geschichte Chinas auskennen.
Immer wieder bekommen wir das Leid der Bevölkerung in tristen, grauen Farben präsentiert, die all die Verzweiflung
veranschaulichen, mit denen die Menschen zu dieser Zeit zu kämpfen hatten. In den etlichen Schlachten bekommen wir
auch das physische Leid in manchmal erschreckend deutlichen und brutalen Szenen zu sehen.
Die Taiping-Rebellion war einer der blutigsten Kriege überhaupt und wird nur noch vom 2. Weltkrieg übertrumpft. 20-30 Millionen
Menschen starben durch den Krieg oder Hungersnöte. In einer Schrifttafel am Anfang nennt der Film sogar 70 Mio. Chinesen
als Opfer, eine Zahl, die aller Wahrscheinlichkeit ebenso korrekt sein kann. Außer jener Tafel am Anfang macht sich
Regisseur Chan aber kaum Mühe tiefer in die politischen Verwicklungen dieser Zeit einzutauchen.
Peter Chan ("Perhaps Love", "He's a woman, she's a man") konzentriert sich hauptsächlich auf die
Blutsbruderschaft zwischen den drei Hauptakteuren. Kein Wunder, orientiert sich der Film doch lose an Chang Chehs
Klassiker "Blood Brothers". Die "Helden" des Films, denn als diese bezeichnen sie sich manchmal auch selbst, sind
aber alles andere als "gute" Gestalten. Für den Glauben an das größere Gut, müssen Entscheidungen getroffen werden,
die wohl niemand gut heißen kann. So werden dann eben mal einfach 4000 Soldaten abgemetzelt, die sich eigentlich
schon ergeben haben. Jeder der drei Hauptcharaktere tut aber tatsächlich nur das, was er für richtig hält. Das
mindert nicht ihre Taten, verbietet es uns aber auf jeden Fall sie einfach nur als Monster anzusehen. Sie mögen
mit manchen Entscheidungen den Hass des Zuschauers ernten, aber der innere Kampf, den sie in sich selbst ausfechten
müssen, wird oft genug dargestellt, manchmal sogar in Form einer Träne, die dem General über die Wange läuft
als dieser die Todesschreie der Menschen hört, deren Hinrichtung er befohlen hat.
"The Warlords" kann in seiner Darstellung der Charaktere oft sehr komplex sein, an anderer Stelle verpasst es das
Drehbuch aber den Personen Farbe zu geben oder sie in irgendeiner Art für den Zuschauer zugänglich zu machen.
Die emotionale Involviertheit des Publikums in die Geschehnisse auf dem Bildschirm bleibt gering, weil Pang, Zhao
und Jiang auf ihrem Weg Opfer bringen, die wir nicht nachvollziehen können, und die sie sogar einer gewissen
Menschlichkeit berauben. Auch bei Takeshi Kanershiros ("House of Flying Daggers", "Returner") Charakter fällt
das auf, da dieser fast ausschließlich nach seiner Ideologie handelt, die ihn zu Taten führt, die wir nicht verstehen
können. Am Hervorstechendsten ist das jedoch bei Jet Lis Charakter zu beobachten. Er hat seine Gründe das zu tun,
was er tut, aber dafür hassen wir ihn dennoch. Dann ist da aber auch noch die Liebesgeschichte mit Lian, so dass wir
einfach nicht wissen, wie wir zu ihm stehen sollen. In einem Moment bestraft er noch einige seiner Soldaten mit dem
Tod, weil sie Frauen vergewaltigt haben und im nächsten Moment richtet er ein Blutbad an Unschuldigen an. Wie man es
dreht und wendet, zufrieden können wir mit seinen Entscheidungen nie sein, aber vielleicht ist das eben auch sein Los.
Eigentlich bleibt nur noch Andy Lau ("Infernal Affairs", "A Battle of Wits"), der uns als Bezugsperson dienen könnte,
aber auch dieser versagt. Hier darf man allerdings eines auf gar keinen Fall falsch verstehen! Die schauspielerischen
Leistungen sind wirklich großartig! Nur Kaneshiros Charakter bleibt oft etwas flach. Gerade aber Jet Li kann in seinen
emotionalen Momenten begeistern und beweist, dass sich tatsächlich ein Schauspieler in ihm verbirgt. Es sieht fast
so aus, als würde er unbedingt neue Wege beschreiten wollen und er mag durchaus Erfolg damit haben.
In "The Warlords" lässt sich viel Melodrama vorfinden, das keinesfalls subtil eingearbeitet ist, es interessanterweise
aber schafft, niemals zu aufgesetzt zu wirken. Eine Gratwanderung für die Peter Chan ein Lob verdient. Dennoch
gibt es wie gesagt genügend Faktoren, die es verhindern, dass der Film die emotionale Wirkung auf den Zuschauer
entfalten kann, die möglich gewesen wäre.
In seinem 40 Mio. Dollar teuerem Werk hat Chan einige beeindruckende Schlachtszenen mitsamt CGI-Effekten eingearbeitet,
die den epischen Charakter des Films ansprechend vermitteln. Die Kämpfe sind bodenständig und sind nicht sonderlich
ästhetisch, was auch einfach zur Stimmung des Films passt. Diese wird vor allem durch eine wunderschöne Kinematografie
von Arthur Wong ("Double Vision", "Silk") eingefangen, die mitsamt aufwendigen Sets und Kostümen eine beeindruckende
Welt kreiert. Fraglich bleibt nur, warum der Soundtrack so viel von Hans Zimmer abkupfern musste? "Gladiatior", "Last
Samurai" und "Pirates of the Carribian" (ok, der war von Klaus Badelt, einem Schüler Zimmers), all das findet man hier
und es stört... Zumal mit Kwong Wing Chan, Peter Kam und Leon Ko Komponisten involviert waren, die bisher allesamt durch
beeindruckende Eigenkompositionen herausstachen. Hier zeigt sich dann wohl einfach wieder, dass der Film nur darauf
abzielt mit mehr oder weniger Altbewährtem zu unterhalten und ein möglichst großes Publikum anzusprechen...
Am Ende verliert "The Warlords" leider auch noch etwas von seinem Tempo und manövriert sich in ein Finale, das nur
geringfügig zufriedenstellend ist, da wir es nicht nur erwartet, sondern uns sogar heimlich gewünscht haben.
Dennoch bleibt "The Warlords" ein interessantes und unterhaltsames Kriegsepos, das vor allem mit seinen ungewöhnlichen
Hauptcharakteren und seinen Bildern punkten kann.