Story: Sean Lau (Aaron Kwok) ist neuer Police Commissioner, nachdem sein Vorgänger M.B. Lee (Tony Leung Ka-Fai) in den Vorruhestand gegangen
ist, da sein Sohn Joe (Eddie Peng) für das Verschwinden eines Emergency Unit Einsatz-Vans der Polizei und deren Insassen verantwortlich war. Joe sitzt
im Gefängnis, hat aber immer noch Verbindungen nach draußen und nutzt diese, um Laus Ehefrau kidnappen zu lassen und so seine Freilassung zu erzwingen. Bei
der Übergabe gelingt es, anders als geplant, Joe tatsächlich zu fliehen. Gleichzeitig geht während der Flucht auch noch eine Bombe in einer U-Bahn Station
in die Luft. Lau hat sich nicht nur vor den Medien für seine Entscheidungen zu rechtfertigen, sondern auch vor einer offiziellen Anhörung, bei der der Fall
untersucht wird. Teil des Anhörungsgremiums ist der angesehene Berater Oswald Kan (Chow Yun-Fat), der nach M.B. Lees Aussage, dass er ein Gespräch zwischen
Lau und Joe gehört habe, das andeutet, der Police Commissioner könne korrupt sein, sehr interessiert an dem Fall ist. Lau ist sich derweil im Klaren, dass
Lees Verhalten ein Hinweis auf mächtige Politiker ist, die ihm für seine Aussage eine hohe Position geboten haben. Er setzt alles daran, um die Verschwörung
aufzudecken.
Kritik: Manche Filme haben eine so große PR-Maschinerie hinter sich stehen, dass sie gar nicht floppen können. "Cold War 2" ist so ein Fall.
Bereits "Cold War" konnte mich nicht vollkommen überzeugen, deshalb ist diese Fortsetzung für mich auch wenig nachvollziehbar. Aber
Erfolg an den Kinokassen bedeutet natürlich, dass ein Franchise weiter ausgebaut werden muss. Und so bekommen wir erneut einen Action-Thriller, der sich um
politische Machenschaften dreht, sodass wir hitzige Diskussionen zu sehen bekommen, die von einem bombastischen Action-Soundtrack komponiert von Peter Kam
("Perhaps Love") untermalt werden. Das bleibt wie auch schon im ersten Teil irritierend und erweist sich letztlich sogar als
ungemein störend. Wenn selbst in Szenen, in denen nichts Außergewöhnliches passiert, einem den Puls hochtreibende Beats um die Ohren gehauen werden, fühlt
man sich aufs Billigste manipuliert.
Auch wenn man bereit sein mag, über viele Schwächen hinwegzusehen, reißt einen der aufdringliche Soundtrack einfach zu sehr aus der Filmwelt heraus, als dass
man sich damit anfreunden könnte. Die Musikuntermalung ist aber nicht die einzige Schwäche des Streifens. Besonders schwer tut sich der Film mit seiner
Geschichte. Diese ist als intelligent angedacht und beinhaltet verschiedene Verwicklungen, ist aber voller Logiklöcher und dünn ausgearbeiteter Charaktere.
Die Vielzahl an Individuen, die allesamt mit ihrer Funktion im Polizeiapparat oder der Politik vorgestellt werden, sollen der Geschichte gewisse epische
Ausmaße verleihen, aber dabei wird vergessen, den Personen auch zumindest ansatzweise so etwas wie ihre persönliche Geschichte zu geben. Das betrifft
traurigerweise nicht nur die Nebencharaktere, sondern auch die Helden der Geschichte.
Aaron Kwok ("The Monkey King 2", "After this our Exile") kann mit seiner
Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit dem Film das Fundament geben, das er benötigt, daneben mangelt es ihm aber an einer gut ausgearbeiteten persönlichen
Geschichte, sodass die wenigen emotionalen Momente mit seiner Familie nicht funktionieren können. Tony Leung Ka-Fai ("Eye in the
Sky", "Tai Chi Zero") wirkt da in seiner Rolle schon interessanter, da seine Moralvorstellungen dem Film mehr Komplexität
verleihen. Dennoch verschenkt das Drehbuch gerade bei M.B. Lee Potential, da vieles nur angedeutet bleibt und letzten Endes sogar kaum eine Rolle für den
Rest des Films spielt. Wegen der nicht sehr gelungenen Ausarbeitung der Protagonisten fehlt es uns auch an Ankern, die uns in der Geschichten halten
können.
So gut wie alle Nebencharaktere wurden nicht gewinnbringend eingesetzt, mit Ausnahme des ausgedehnten Gastauftritts von Chow Yun-Fat
("The Last Tycoon", "Office"), der seiner Person eine gewisse Tiefe verleihen kann, auch wenn er
ab einem bestimmten Punkt in der Geschichte plötzlich verschwindet. Das ist aber ein grundsätzliches Problem des Films. Charaktere werden
zugunsten anderer fallengelassen und der rote Faden wird oft genug von den Drehbuchschreibern aus den Augen verloren. Damit erweist sich die Geschichte als
unnötig verwirrend und vor allem ungeschickt erzählt. Einige der Logiklöcher erweisen sich sogar als lachhaft und das umso mehr, weil sich "Cold War 2"
unwahrscheinlich ernst nimmt und einen politisch orientierten Thriller auf die Beine stellen will.
Es muss jedoch positiv angemerkt werden, dass das Tempo des Streifens durchaus hoch ist und damit keine Langeweile aufkommen kann. Irgendwie bleibt die Geschichte auch interessant genug, dass man den Geschehnissen weiter folgen will und als kleines Extra erweisen sich die wenigen Actionszenen als sehr gelungen, speziell eine Schießerei in einem Tunnel, wobei man gerade hier die Intelligenz der Bösewichte hinterfragen muss, die diese Auseinandersetzung anzetteln. Regisseur Longman Leung und Sunny Luk konnten bereits mit ihrem ersten Teil und "Helios" zeigen, dass sie sich auf Action-Thriller verstehen, die groß und spektakulär sein wollen, dabei aber mehr Schall und Rauch als alles andere sind. "Cold War 2" mangelt es einfach an Substanz. Dennoch wird ein dritter Teil sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.