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Office - Filmposter
Original Title:
Hua li shang ban zu

Hong Kong 2015

Genre:
Comedy, Drama

Director:
Johnnie To

Cast:
Wang Ziyi
Lang Yueting
Eason Chan
Tang Wei
Sylvia Chang
Chow Yun-Fat
Eddie Cheung
Tin Sum
Stephanie Che


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Office

Office - Film Screenshot 1

Story: Lee Xiang (Wang Ziyi) fängt bei der Börsenfirma Jones and Sunn an und will dort sofort einen guten Eindruck hinterlassen. Allerdings erweist sich die ebenfalls neue Kat (Lang Yueting) als genauso fähig wie er, wenn auch auf anderen Gebieten. CEO Winnie Chang (Sylvia Chang) ist schnell beeindruckt von Lee Xiang und seinen Ideen, will dagegen aber Kat aus dem Weg gehen, da sie ihr Geheimnis kennt. Kat ist nämlich die Tochter des Firmenchefs Ho (Chow Yun-Fat), mit dem Chang überdies eine Affäre hat. Währenddessen versucht der ehrgeizige David (Eason Chan) einen guten Draht zu Chang als ihr wichtigster Mitarbeiter zu halten und gleichzeitig das Interesse der äußerst arbeitsamen Sophie (Tang Wei) zu wecken. David ist extrem direkt und riskiert daher auch einiges bei seinen Aktiengeschäften. Es ist jedoch das Jahr 2008 und die Lehman Brothers melden ihren Bankrott. Das könnte zu keinem unpassenderen Zeitpunkt geschehen, da Jones und Sunn kurz vor dem Börsengang steht. Außerdem müssen sie ein Partnerunternehmen vor dem Ruin bewahren, indem sie Ideen für eine neue Produktpalette entwickeln. Genau der richtige Moment für Lee Xiang seinen Wert für die Firma zu beweisen.

Filmroll Office - Film Screenshot 2 Office - Film Screenshot 3 Filmroll
Office - Film Screenshot 4

Kritik: Auf Regisseure wie Johnnie To ist selbst in der momentanen Filmkrise Hong Kongs Verlass. Und das, obwohl er diesmal keinen geschmackvoll stylisierten Triaden-Thriller abliefert. Tatsächlich beweist To Mut zum Experimentieren und bringt hier ein Dramedy-Musical auf die Leinwand, das als eine offensichtliche Kritik an den Finanzmärkten und der kapitalistischen Gesellschaft Hong Kongs verstanden werden will. Kann das aber wirklich funktionieren? Ein humorvolles Drama mit Musical-Einlagen, das den typischen Büro-Alltag karikiert und dabei noch Stoff zum Nachdenken liefert? Ja, das kann es, denn neben der herausragenden darstellerischen Leistungen überzeugt vor allem Tos grandiose Regie, die das Maximum aus dem fantastischen, gigantischen Set herausholt. Die Musik ist, wenn auch kein Fremdkörper, bestenfalls ein Bonus, der aber zumindest die meiste Zeit zur guten Laune beiträgt.

Office - Film Screenshot 5

Der Film basiert auf Sylvia Changs erfolgreichem Bühnenstück "Design for Living", wurde jedoch von ihr für den Bildschirm etwas umgeschrieben. Seine Wurzeln sieht man der Geschichte aber nicht nur in den Musikstücken an, sondern vor allem in den Sets. Um genau zu sein, handelt es sich um ein einziges gigantisches Set, das zwar Büroräumlichkeiten darstellt, aber auch mal zu einem Café, einem Apartment oder der Straße umfunktioniert wird. Damit behält der Film irgendwie etwas Bühnenhaftes, jedoch vergisst man gleichzeitig auch oft, dass man hier nur ein Set zu sehen bekommt. Nur selten schummelt Johnnie To etwas, wenn er z.B. für eine Autofahrt einen Green-Screen verwendet. Das Produktionsdesign ist aber in jedem Fall atemberaubend. Die vielen Weiß- und Schwarztöne, die senkrechten Balken überall und der edle Look insgesamt, der irgendwie an ein Nobelkaufhaus erinnert - oder eben ein Milliarden-Dollar-Unternehmen -, verzaubern einfach zu jeder Zeit.

Office - Film Screenshot 6

Wirklich neues Gebiet betritt der Regisseur aber nicht, da er bereits in "Life Without Principle" die Finanzwelt filmisch sehr gekonnt unter die Lupe genommen hat und dabei auch auf süffisante Weise Kritik an einer Hong Kong-Gesellschaft geübt hat, die ihre Augen lediglich auf die Finanzmärkte gerichtet hat. Als Film ist "Office" zwar nicht besser als besagter Streifen, aber experimentierfreudiger und damit erinnerungswürdiger. Ein großes Problem ist aber die implementierte Gesellschaftskritik, bei der nicht einmal versucht wurde, sie unter einer dicken Schicht an Story zu verstecken. Die Kritik ist oft so direkt, dass es wohl auch genau diesem Umstand geschuldet ist, warum wir immer wieder Gesangseinlagen präsentiert bekommen. Was man nicht aussprechen kann, weil es zu abgedroschen ist, soll man ja bekanntlich singen. Ohrwürmer sind zwar nicht dabei und manche Stücke sind gar gewöhnungsbedürftig, aber zum Stil des Films passt die Musik dann trotzdem.

Office - Film Screenshot 7

Storytechnisch gibt es nicht viel zu sagen. Es werden die Umstände der Finanzkrise und ganz persönlicher Krisen gezeichnet. Einige wenige Personen kontrollieren das Geld, aber am Ende scheint jeder vom Geld kontrolliert zu werden. Wenn man die Arbeiter am Aufzug warten sieht, wirken sie vollkommen einheitlich und wie Automaten. Oder besser: wie Zahnräder in einem großen Uhrwerk, das präzise vor sich hintickt. Nicht umsonst ist eine gigantische Uhr - die auch aus einem Steampunk-Streifen sein könnte - Teil des Sets und ein stets hörbarer Rhythmus des Klopfens oder Hämmerns etc. im Hintergrund des Geschehens, selbst wenn gerade keine Musik involviert ist, unterstreicht den Eindruck einer großen Maschine. Sollte mal eines der Zahnräder nicht funktionieren, wird es einfach ausgetauscht. Und genau um diesen Austausch geht es. Dementsprechend stehen die Charaktere und ihr dadurch hervorgerufenes ganz persönliches Drama im Vordergrund. Ganz so unpersönlich wie man annehmen könnte, sind die dargestellten Personen nämlich keineswegs.

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Office - Film Screenshot 10

Chow Yun-Fat ("The Last Tycoon") ist in einem ausgedehnten Cameo zu sehen und verleiht seinem Charakter eine interessante Ambiguität. Daneben beeindruckt vor allem Tang Wei ("Wu Xia", "Late Autumn"), speziell da ihre Rolle eigentlich kaum ausgearbeitet ist. Sylvia Chang ("All About Ah Long") selbst, die auch das Drehbuch adaptiert hat, ist in einer gekonnt subtil vorgetragenen Rolle zu sehen und Eason Chan ("Dream Home") spielt den irgendwie unfreiwilligen Bösewicht. Wang Ziyi ("The Constable") dient uns als Bezugspunkt, während Lang Yueting etwas zu kühl bleibt. Letztlich sind es die Darsteller, die den Film neben dem tollen Set und Regisseur To so hervorragend tragen. Mit 120 Minuten ist "Office" etwas länger, als es ihm gut tut und gegen Ende verliert er etwas an Tempo, auch wenn dafür das Drama mehr Tiefgang bekommt. Die Gesellschaftskritik bleibt aber etwas zu offensichtlich transportiert. Dennoch erweist sich "Office" als ein gelungenes Filmexperiment Tos, das amüsant und ernst zugleich einen interessanten Blick auf den Alltag und den Machtkampf in einer großen Firma gibt.

(Autor: Manfred Selzer)
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