Story: Seok-woo (Gong Yoo) denkt in allererster Linie an sich. Das hat ihn in seinem Beruf weit gebracht, doch es hat auch seine Ehe zerstört.
Seine Mutter kümmert sich daher nun um seine Tochter Soo-an (Kim Soo-an), die an ihrem Geburtstag nach Busan zu ihrer Mutter will. Da Seok-woo ihr als
unaufmerksamer Vater ein Geschenk kauft, das sie schon besitzt, und damit einmal mehr beweist, dass er seine Tochter vernachlässigt, hat er keine Wahl, als
zusammen mit ihr als Wiedergutmachung zu seiner Ex-Frau zu fahren. Kaum sind sie in den Zug eingestiegen, wird in den Nachrichten von Ausschreitungen im ganzen
Land berichtet. Anscheinend gibt es eine Epidemie, bei der die Infizierten sich wie Wahnsinnige verhalten, die mit ihrem Biss andere anstecken können. Auch in
dem Zug gibt es bereits einen Infizierten und so bricht schnell Panik aus. Bei ihrem Kampf ums Überleben bekommen Vater und Tochter Hilfe von Sang-hwa
(Ma Dong-seok) und seiner schwangeren Frau Seong-kyeong (Jeong Yu-mi). Die nächste Stadt, in der der Zug hält, ist jedoch entgegen der anfänglichen Vermutung
nicht vom Militär unter Kontrolle gebracht. Die Überlebenden müssen also wieder in den Zug und ihr Glück in Busan versuchen. Bis dahin ist es aber noch ein
langer Weg und die Überlebenden teilen den Zug mit etlichen Infizierten...
Kritik: Es gibt wirklich nicht viele Zombie-Filme aus Südkorea und solche, die der Erwähnung wert sind, noch weniger. Am ehesten fällt noch
"The Guard Post" darunter, auch wenn damit das Genre sehr weit gefasst ist. Mit "Train to Busan" liefert Regisseur Yeon Sang-ho,
der sich bereits für die Indie-Animestreifen "King of Pigs" und "Seoul Station" - letzterer erzählt sozusagen die Vorgeschichte zu "Train to Busan" -
verantwortlich zeichnete, einen sauber umgesetzten Zombie-Film, der ebenso sozialkritische Untertöne aufweisen kann und dennoch auf ein breites
Publikum ausgerichtet ist. Wer also einen blutigen Horrorstreifen sucht, ist hier nicht an der richtigen Adresse. Gruselig ist der Film nur selten, stattdessen
geht es eher um den Überlebenskampf eines Vaters und seiner Tochter, nicht nur im Angesicht einer Zombie-Apokalypse, sondern auch der typisch koreanischen
Ellenbogen-Gesellschaft.
Wer sich an den MERS-Ausbruch 2015 in Südkorea erinnert, der wird unweigerlich erkennen, dass in dem Film auch das Vorgehen der Regierung in einer Krise
angeprangert wird. Die Menschen werden hier nach ihrem Status behandelt und nicht zuletzt stehen wohl auch die verschiedenen Zugabteile allegorisch für die
Trennwände zwischen den einzelnen Schichten. Interessant ist in dieser Hinsicht der Held der Geschichte, da dieser an sich überhaupt keiner ist. Er ist ein
Fund Manager, der sich vom Leid der anderen nährt und sich selbst an die allererste Stelle setzt. Als er seiner Tochter sagt, dass sie auch so handeln müsse, wenn
sie im Leben nicht übergangen werden will, wissen wir, was für einen Menschen wir hier vor uns haben und warum seine Frau sich hat scheiden lassen. Seine
Tochter ist sich dessen auch nur allzu bewusst, sodass das Familienverhältnis als kompliziert bezeichnet werden muss.
In dieser Hinsicht gibt es aber keine großen Überraschungen. Der Hauptcharakter muss unweigerlich an der gefährlichen Situation, in der er und seine Tochter
sich befinden, wachsen und schließlich ein besserer Mensch werden. Bezogen auf seine Charaktere zeichnet Regisseur Yeon kein so nihilistisches Bild wie in
seinen Animes. Allerdings bleibt der Ton zuweilen doch recht düster. Man sollte auch nicht erwarten, dass jeder der Protagonisten bis zum Ende überleben
wird. Gong Yoo ("The Suspect", "Silenced") leistet solide Arbeit, Ma Dong-Seok
("Deep Trap", "The Five") stiehlt aber nicht nur wegen seiner Actionszenen den anderen die Schau,
sondern vor allem wegen der herzensguten Art seines Charakters, zumal ihn zusammen mit seiner Frau, verkörpert von Jeong Yu-mi
("Manhole"), eine tolle Chemie verbindet.
Der anfängliche Spannungsaufbau ist ebenfalls sehr gut umgesetzt. Es gibt offensichtliche Andeutungen, Schatten, Polizei- und Feuerwehrsirenen, und als dann
das erste Opfer im Zug mutiert, geht alles Schlag auf Schlag. Da die Zombies keine der langsamen Sorte sind, sondern eher an jene aus "World War Z" erinnern,
gibt es auch einige Actionszenen. Etwas eigenartig ist aber, warum die Zombies ihre Opfer beißen. Denn als Nahrung brauchen sie diese anscheinend nicht.
Vielleicht wurde das aber auch nur ausgeklammert, damit der Film weniger blutig ist. Da die Dauer von der Infektion bis zur Mutation extrem kurz ist,
bleibt der Film auch in dieser Hinsicht sehr flott. Ein kleiner Fehler zeigt also schon fast sofort seine Wirkung, womit das Drama des Ablebens einiger
Charaktere natürlich umso komprimierter dargeboten wird.
Natürlich gibt es auch große Zombiemassen, die übereinander stolpern oder sich wie ein Teppich an einen Zug hängen und somit ganz klar am Computer generiert sind. Allerdings ist dies außerordentlich gut gelungen. Beinahe besser als bei so mancher Hollywood-Produktion. Spannung und Action funktionieren gut und auch das Drama um die Charaktere bekommt etwas Raum, auch wenn man sich bewusst sein sollte, dass die verschiedenen Individuen bestenfalls mittelmäßig ausgearbeitet sind. Schlussendlich bleibt die Frage, ob ein Film wie "Train to Busan" nicht schon so gehyped wurde, dass man im Endeffekt nur enttäuscht werden kann. Die Antwort ist, dass man hier so ziemlich genau das bekommt, was man erwartet. Das ist die Stärke, aber auch die Schwäche des Films. Vielleicht hat sich Regisseur Yeon auch etwas zurückgenommen und seine Sozialkritik etwas in den Hintergrund geschoben, denn dass der Streifen auf ein möglichst breites Publikum zugeschnitten ist, ist offensichtlich. Dennoch: Ein absolut gelungener Zombie-Streifen.