Story: Takemichi (Takumi Kitamura) lebt von einem Tag in den nächsten. Es gibt keinen Job, den er gut kann, und er muss sich stets für seine Unfähigkeit entschuldigen. Da erfährt er dann plötzlich in den Nachrichten, dass Hinata Tachibana (Mio Imada) und ihr Bruder Naoto (Yosuke Sugino) bei einem Unfall, der durch die Manjikai Gang verursacht wurde, ums Leben gekommen sind. Hinata war vor zehn Jahren Takemichis Freundin, einer der wenigen Lichtblicke in seinem Leben. Er versucht noch, die Nachricht zu verarbeiten, da stößt ihn jemand vor eine Bahn. Kurz bevor er stirbt, findet er sich zehn Jahre in der Vergangenheit wieder. Seine alten Freunde und er waren an ihrer Schule Möchtegern-Gangster, doch Takemichi landet genau an dem Tag in der Vergangenheit, als sie von der damals noch unbedeutenden Manjikai Gang zusammengeschlagen und zu deren "Sklaven" gemacht werden. Ab diesem Tag ist Takemichis Leben damals den Bach runtergegangen. Schließlich trifft er seine damalige Freundin Hinata wieder und ihrem Bruder Naoto erzählt er, dass sie in zehn Jahren sterben werden. Als er Naoto die Hand gibt, befindet sich Takemichi wieder in seiner Gegenwart. Anscheinend hat ihn jemand vor der einfahrenden Bahn gerettet, und diese Person ist niemand anderes als Naoto. Die Vergangenheit scheint geändert worden zu sein, doch Hinata ist immer noch tot, da sie den Worten ihres Bruders nicht glauben wollte. Naoto ist nun Polizist und gibt Takemichi den Auftrag, die Manjikai Gang in der Vergangenheit aufzuhalten, bevor sie noch weiter wächst. Mit einem Handschlag schickt er Takemichi wieder zehn Jahre zurück. Durch einige glückliche Umstände findet der Anführer der Gang, Manjiro (Ryo Yoshizawa), Gefallen an dem Verlierer. Das könnte Takemichis Chance sein, die Zukunft zu ändern...
Kritik: Rivalisierende Jugendgangs sind nicht unbedingt Teil der Filme, die ich mir bevorzugt ansehe. Vor Ewigkeiten habe ich mir "Crows Zero" angesehen, und obwohl der Film von Takashi Miike nach einem Manga-Vorbild umgesetzt wurde, konnte er mich überhaupt nicht für sich gewinnen. Warum sich also erneut ein auf einem Manga (diesmal von Ken Wakui) basierenden Gangstertreifen ansehen, in dem Jugendliche ausgefallene/stilvolle Frisuren tragen und sich gegenseitig die Zähne ausschlagen? Weil der Zeitreiseaspekt ein wenig Abwechslung verspricht und damit womöglich auch etwas für Sci-Fi-Fans in dem Film zu finden ist. Letzteres erweist sich leider als Trugschluss, denn Takemichis Änderungen in der Vergangenheit haben zwar tatsächlich Auswirkungen auf die Gegenwart, aber da wir uns eben so gut wie nur in der Vergangenheit aufhalten, bekommen wir die Veränderungen einfach nur erzählt und die Geschichte fließt schlichtweg in der Vergangenheit weiter.
Allerdings darf man es auch positiv bewerten, dass die Geschichte ohne große Unterbrechungen in der Vergangenheit weitergesponnen wird. So wird man nicht unnötig aus den Geschehnissen gerissen. Der Plot selbst dreht sich um einen Möchtegern-Gangster, der mit seiner lächerlich wirkenden Gang Unruhe gestiftet hat, bis diese Opfer einer härteren Gang geworden ist. Seitdem hat sich alles in seinem Leben zum Schlechteren gewandelt. Natürlich geht es also am Ende darum, die eigene Ehre wiederherzustellen und aus der Rolle des ewigen Opfers herauszutreten. Das ist aber gar nicht so leicht für jemanden, der eigentlich überhaupt nichts drauf hat. Takemichi lässt sich immer wieder auf Schlägereien ein, meistens mit größeren und stärkeren Gangstern, aber er schafft es selbst nie, auch nur einen Schlag anzusetzen. Man bekommt fast schon den Eindruck, dass er ausgesprochener Pazifist ist oder sich zumindest selbst als Punching Bag sieht. Einstecken kann er auf jeden Fall. Frustrierend ist das für den Zuschauer nichtsdestotrotz.
Der Anführer der Manjikai ist dann in der Tat von dieser Taffheit beeindruckt und erklärt Takemichi zu seinem neuen Freund. Zunächst könnte man meinen, dass dieser Verlierer so etwas wie ein Schoßhund wird, aber dem ist nicht so, sondern der Gangsterboss will ernsthaft mit ihm befreundet sein. Den Grund dafür bekommen wir später auch geliefert. Die beiden sowie Manjiros rechte Hand Draken bilden dann ein Dreiergespann, das bei einer kleinen Fahrradtour gar nicht mehr den Eindruck macht, als hätte man hier Gangster vor sich, sondern einfach ein paar Schulfreunde. Solche Momente hätte es in dem Film häufiger geben müssen, um die Freundschaftsbande noch etwas weiter zu festigen, aber es ist verständlich, dass bei dem Umfang des Mangas, der hier komprimiert dargestellt werden soll, so etwas nicht möglich war. Immerhin gibt es noch ein paar wichtige Szenen zwischen Manjiro und Draken, die beiden mehr Menschlichkeit geben und auch einige Ereignisse in der Zukunft erklären. Denn über allem schwebt stets die Frage, wie diese eigentlich teilweise liebenswerten Charaktere später eine kaltblütige Gangsterorganisation anführen können.
Oberstes Gebot für alle Gangster ist natürlich, so cool wie möglich auszusehen. Manjiro gelingt das am besten und dazu ist er auch noch in den Kämpfen allen anderen überlegen und lässt es auch noch spielerisch leicht aussehen, wie er seine Gegner fertig macht. Modisch muss natürlich auch alles stimmen, aber bei Figuren wie Takemichi wird sich dann auch mal über die Frisur lustig gemacht, schließlich kommt er aus der Zukunft und hat eine gewisse Distanz zu seiner mittlerweile als peinlich zu betrachtenden Vergangenheit. Immer wieder treten kurz bestimmte Charaktere wie beispielsweise Takashi auf, bei denen der Manga-Kenner wahrscheinlich enttäuscht sein wird, dass man sie übersehen könnte, wenn man mal blinzelt, aber so ist das eben, wenn man versucht, eine ganze Serie in einen Film hineinzuzwängen. Vieles wird angerissen und hätte Raum für zahllose Nebengeschichten geliefert. Grundlegend lässt sich aber sagen, dass man keine schlechte Arbeit abgeliefert hat, um auf zwischenmenschlicher Ebene so viel wie möglich zu verbauen.
Takumi Kitamura ("I Want to Eat Your Pancreas") spielt den eigentümlichen Helden der Geschichte recht angemessen und es wird bald auch klar, dass er eigentlich einzig für seine verlorene Liebe kämpft. Was genau Hinata an Takemichi findet, steht lange als Frage im Raum, aber im Gegensatz zu anderen Geschichten dieser Art bekommen wir sogar eine Antwort darauf, die recht überzeugend ist. Auf emotionaler Ebene ist "Tokyo Revengers" damit recht gelungen, doch die Action spielt in einem solchen Streifen natürlich auch noch eine Rolle. Diese erweist sich als zuweilen überraschend brutal. Takemichi ist häufig blutig geschlagen (auch wenn er bei den Schlägen schon mehrfach gestorben sein müsste) und die Schläge haben dank der Regie auch ordentlich Wucht. Leider lässt die Choreografie aber zu wünschen übrig. Es gibt nur ein paar sehr seltene Momente, in denen man ein paar spektakuläre Aktionen zu sehen bekommt. Damit besteht der Großteil der Auseinandersetzungen aus simplen Prügeleien, die auch mal langweilig werden können. Am Ende hat es daher auch bei "Tokyo Revengers" für mich nicht richtig Klick gemacht, auch wenn der Film gerade bei den Charakteren so einiges richtig macht.