Story: Ohne Lee Ja-yeong (Go Ah-sung) würden ihre Kollegen keine einzige Akte in der Abteilung finden, Jeong Yoo-na (Esom) hat wiederum ein großes Allgemeinwissen und viele gute Ideen und Sim Bo-ram (Park Hye-soo) ist ein wahres Mathe-Genie. Die drei haben gemeinsam, dass sie schon seit acht Jahren für die Firma Samjin arbeiten, aber telweise immer noch Aufgaben übernehmen müssen, zu denen ein Praktikant in der Lage wäre. Da sich Südkorea 1995 in einem Jahr des Aufbruchs in die Globalisierung befindet, beschließen die Frauen Englisch zu lernen und einen TOEIC-Kurs zu besuchen. Ein Zertifikat würde ihnen die Tür für eine Karriere öffnen. Eines Tages muss Ja-yeong jedoch bei einer der Fabriken der Firma etwas erledigen und sieht im naheliegenden Fluss tote Fische treiben. Dann sieht sie mit eigenen Augen, wie Abwasser aus der Fabrik in den Fluss geleitet wird. Sie leitet über einen Kollegen in die Wege, dass sich der Sache angenommen wird. Bald stellt sich heraus, dass tatsächlich ein erhöhter Phenol-Wert im Fluss gemessen werden kann. Die Bewohner der betroffenen Kleinstadt bekommen eine geringe Entschädigung und es wird versichert, dass niemand durch den Vorfall zu Schaden gekommen ist. Bo-ram hat aber bald ausgerechnet, dass etwas an dem Wert nicht stimmen kann. Die drei Frauen forschen weiter nach und können in Erfahrung bringen, dass der tatsächliche Phenol-Wert über 200 Mal höher liegt und die Gesundheit der Bewohner nahe der Fabrik ernsthaften Schaden erleiden kann. Irgendjemand bei Samjin scheint den Vorfall unter Verschluss halten zu wollen, aber die drei Kolleginnen geben nicht auf und wollen die Hintermänner bloßstellen...
Kritik: Wenn man sich nicht von dem etwas sperrigen Titel abschrecken lässt, bekommt man mit "Samjin Company English Class" einen runden Genre-Mix, der durchgehend gute Laune versprüht und gleichzeitig auf einer wahren Begebenheit beruht. Somit werfen wir auch einen Blick auf die Rücksichtslosigkeit von Firmen, wenn diese nur auf ihren Profit fokussiert sind, und lernen, dass selbst ein kleines Rad im Getriebe eine korrupte Maschinerie stoppen kann - wenn man nur nicht aufgibt. Da der Film in den 90ern spielt, wird sich auch des Nostalgiefaktors bedient und wir erkennen, dass die Rolle der Frau in der koreanischen Arbeitswelt der im Westen um einige Jahrzehnte hinterherhinkte, was auch immer man über immer noch vorhandene Ungleichheit sagen möchte. So sind die Angestelltinnen hauptsächlich für den Kaffee und das Beschaffen von Zigaretten zuständig, mit der einen oder anderen Ausnahme wie Bo-ram oder eine Teamleiterin.
Die 90er waren aber auch eine Zeit, in der sich Korea wirtschaftlich erst richtig der Welt geöffnet hat, sodass alte Rollenklischees noch nicht in Bezug zu anderen Denkweisen und Kulturen gesetzt werden konnten. Es wäre aber - auch wegen der bereits genannten Ausnahmen - ein sehr eingeschränkter Blickwinkel, würde man die Probleme der Protagonistinnen des Films lediglich auf das Rollenbild der Frau einschränken. In Korea ist der Bildungsgrad enorm wichtig und die meisten Frauen hatten eben nur einen High School Abschluss, womit sie nicht hoffen konnten, groß Karriere zu machen. Heute hat sich die Notwendigkeit eines Universitätsabschlusses soweit verschärft, dass man ohne kaum noch einen vernünftigen Job in Korea findet. Doch für unsere Protagonistinnen ist der Heilige Gral ein Englisch-Zertifikat. Wer Englisch kann, ist in einer globilisierten Welt klar im Vorteil und das haben viele Firmen damals selbstverständlich schnell erkannt. Und wie es um die englischen Sprachfähigkeiten der Koreaner bestellt ist, sehen wir wieder einmal in diesem Film...
Die Darstellerinnen tun sich also ein bisschen mit dem Englischen schwer, aber wie es sich gehört, gibt es dafür auch ein paar Ausländer, die sich mit dem Schauspielern schwertun. Wir haben hier also das ganze Programm. Darüber hinaus ist es manchmal etwas merkwürdig, was für ein Englisch gelernt wird. Dabei handelt es sich weniger um sinnvoll im Alltag anwendbare Sätze, als vielmehr um Firmenmottos. Davon abgesehen bekommen wir aber einen schönen Einblick in die speziell in Korea sehr wichtige Hackordnung, bei der ganz unten natürlich die Frau steht. Und wenn es mal nicht der Mann ist, der einer Kollegin Probleme bereitet, sind es wiederum Frauen, die Frauen davon abhalten, auf der Karriereleiter nach oben zu kommen. Das alles wird in einen Rahmen gespannt, der durchaus etwas Humoristisches hat, aber gleichzeitig ein klares Bild der damaligen Firmenkultur und des Frauenbilds zeichnet. Oft genug glaubt man bei Setting und Mode aber auch, sich nicht in den 90ern, sondern eher in den 80ern zu befinden.
Die 90er werden alles in allem mit viel Liebe zum Detail porträtiert und Szenen wie das ständige Einwerfen von Münzen in der Telefonzelle bei einem Auslandstelefonat werden auch sinnvoll als humoristisches Futter genutzt. Go Ah-sung ("Thread of Lies") spielt die eigentliche Hauptrolle, zumindest kommt ihr am stärksten die Rolle der Angestelltin zu, die im Angesicht von Ungerechtigkeit niemals aufgibt. Esom ("Inseparable Bros") und Park Hye-soo ("Swing Kids") stehen aber selten im Schatten ihrer Schauspielkollegin. Sie geben ein wunderbares Trio ab und ihre Rollen könnten unterschiedlicher kaum sein, ohne dabei in Klischees abzugleiten. Die Chemie zwischen den drei stimmt einfach und so ist es oft ihnen zu verdanken, dass der Film so unterhaltsam ist. Allerdings passiert in dem Streifen auch sehr viel. Neben dem starken Augenmerk auf Humor, handelt es sich hier natürlich auch um ein Drama und selbst das Spionage-Genre wird bedient, was doch recht überraschend ist.
Auf der Suche nach den Hintermännern des Phenol-Skandals gibt es eine Wendung nach der anderen. Einige Szenen wirken dabei geradewegs aus einem Spionage-Thriller gegriffen und der Regisseur vergisst auch nicht, dies mit einem Augenzwinkern zu kommentieren. Das kann gefallen und hält sowohl das Tempo hoch als auch den Humorgehalt. Was aber ungefähr ab der zweiten Hälfte auffällt, sind die vielen Wege, die sich der Regisseur offenhält. Und tatsächlich versucht er die meisten davon auch zu beschreiten. Damit ist der Film gegen Ende etwas zu überladen. Viel schimmer ist jedoch, dass die David-gegen-Goliath-Geschichte zum Finale hin zu abgegriffen und kitschig ausgebreitet wird, sodass es kaum noch auszuhalten ist. Gute Laune kreieren zu wollen, ist eine Sache, aber die letzte Viertel Stunde verleidet einem dann doch fast den gesamten Film. Hätte man am Ende den "Gib niemals auf!"-Gehalt etwas zurückgefahren, hätte "Samjin Company English Class" ohne Probleme empfohlen werden können. So muss man sich aber bei einem eigentlich gelungenen Film mit einem anstrengenden Ende arrangieren können.