Story: Lee Man (Aaron Kwok) ist ein gesuchter Fälscher, der in Thailand im Gefängnis landet. Die Hong Kong Polizei übernimmt ihn schließlich und man versucht aus ihm Informationen über den berüchtigten Fälscher-König Painter (Chow Yun-Fat) zu bekommen. Lee bleibt jedoch stumm, da Painter äußerst radikal Rache an denjenigen nimmt, die Informationen über ihn preisgeben. Das ist auch der Grund, warum die Polizei noch vollkommen im Dunkeln tappt, wer Painter ist. Schließlich taucht Lees Ex-Freundin Yuen Man (Zhang Jingchu) auf der Polizeistation auf und kann den Gefangenen dazu überreden, der Polizei alles zu sagen, was er weiß. Yuen und Lee haben früher zusammengelebt und waren beide Künstler. Während Yuen ihren eigenen, sehr gefragten Stil hatte, konnte Lee nur andere Künstler kopieren. Er wird daher von jemandem angesprochen, für den er ein Gemälde fälschen soll. Dieses fällt Painter in die Hände, der die außergewöhnlichen Fähigkeiten Lees erkennt. Painter trifft sich mit Lee und nimmt ihn in sein Team auf. Painter plant, den neuen 100-Dollar-Schein zu fälschen. Ein auf den ersten Blick unmögliches Unterfangen, denn sowohl eine geeignete Druckermaschine zu beschaffen als auch die richtige Tinte, ist fast unmöglich. Dann sind da noch die Probleme mit dem Wasserzeichen. Bei der Lösung dieser Probleme geht Painter immer rücksichtsloser vor. Für Lee ist es aber zu spät abzuspringen...
Kritik: "Project Gutenberg" ist der wahrscheinlich beste Action-Thriller des Jahres aus Hong Kong - was ihn allerdings nicht zu einem Meisterwerk macht. Die Qualität des Hong Kong Kinos ist schon seit Jahren am Verfallen. Regisseur Felix Chong ist aber - zusammen mit seinem Kollegen Alan Mak - für keinen geringeren Streifen als
"Infernal Affairs" verantwortlich (mit dem er am Drehbuch geschrieben hat). Danach kamen zwar sporadisch ein paar ordentliche Action-Thriller wie "Overheard 2", aber von der ursprünglichen Filmmagie war nichts mehr zu spüren. Vielleicht war ja Felix Chong schon immer der Stärkere des Duos, zumindest kann man in seinem neuesten Werk einen Hauch der Genialität von damals wiedererkennen. Es wird mit der Wahrnehmung des Zuschauers gespielt, ein paar Schießereien im alten HK-Stil treiben das Adrenalin nach oben und das auch noch mit Chow Yun-Fat in einer der Hauptrollen! Ganz im Ernst, braucht man mehr?
Aaron Kwok ("The Monkey King 2") ist mit seinen 53 Jahren nicht mehr ganz so jung, wirkt aber, auch verstärkt durch die unsichere und ängstliche Art Lee Mans, um gut 20 Jahre jünger. Chow Yun-Fat ("Cold War 2") ist aber bereits 63 und darf in einer der schönsten Nostalgie-Wellen, die bisher im Hong Kong Kino geritten wurden, mit zwei Pistolen und Maschinengewehren um sich ballern. Er darf sogar durch die Luft fliegend Kugeln verteilen! Er hat dabei nichts von seiner Eleganz verloren, der häufige Einsatz von Zeitlupe könnte aber eventuell ein Hinweis darauf sein, dass er nicht mehr ganz so schnell ist. Vielleicht ist es aber auch ein ebenso auf Nostalgie abzielendes Stilmittel. In jedem Fall ist die Actionsequenz im Goldenen Dreieck purer Spaß und soll auch nicht unbedingt ernstgenommen werden. Genau betrachtet, passt dieser Teil nämlich gar nicht so nahtlos in den eher thrillerorientierten Rest des Films.
Der Erzählstil ist recht interessant gewählt, da wir die Ereignisse in Rückblenden erzählt bekommen. Deshalb muss man sich natürlich fragen, ob Lee Man nicht vielleicht den einen oder anderen Fakt auslässt, der ihn in keinem so guten Licht dastehen lassen könnte. Aber schon bald hat Lees unsichere Art ihn für uns zu einem wahrlich bemitleidenswerten Charakter gemacht. Seine Liebesgeschichte mit Yuen Man, gespielt von Zhang Jingchu ("The Adventurers"), zerbricht an seinen Selbstzweifeln und so findet sich Lee in den Händen eines Kriminellen wieder, der zunächst sehr nach einem Gentleman unter den Verbrechern wirkt. Bis sich rücksichtslosere Seiten an ihm zeigen und es kein Zurück mehr gibt. "Project Gutenberg" spielt dabei sehr gut mit der Chemie zwischen den beiden Protagonisten und auch wenn Aaron Kwok seine Rolle überzeugend meistert, ist es natürlich Chow Yun-Fat, der die Schau stiehlt. Endlich bekommt er wieder einmal die Bühne, eine ihm auf den Leib geschriebene Rolle zu spielen. Wenn auch als Bösewicht.
Die brodelnde Gefahr für Lee, die immer offensichtlicher zutage tritt, wird zum Motor des Films und der Spannungsgehalt fällt nie ernsthaft ab. Damit zeigt sich der Regisseur in alter Form. Auch die Drehorte sind gut gewählt und stimmungsvoll. Das ist auch wichtig, da sich der Film ebenso wie ein Heist-Movie anfühlt. Schließlich will man das perfekte Verbrechen begehen. Das handwerkliche Geschick, das bei der Schaffung der Dollar-Noten nötig ist, ist zudem in all seiner Perfektion dargestellt und wirkt beeindruckend. Das ist speziell daher erwähnenswert, weil die Szenen auch ermüdend oder sogar langweilig hätten wirken können. Handwerklich ist der Film sehr gut eingefangen und das zeigt sich auch in den Szenen, in denen mit Pistolen herumgewedelt wird. Style und echte Bedrohung vereinen sich hier auf die Art und Weise, die man von einem HK-Film erwarten würde. Da auch die Action stimmt, fällt allerdings umso negativer ins Gewicht, dass die Spezialeffekte sehr oft auf CGI beschränkt sind. Das lässt einige der Explosionen wenig überzeugend wirken.
Die Themen des Films sind recht offensichtlich. Ab wann hat man die Grenze zum Bösen endgültig überschritten, wie weit geht man, um seine Prinzipien aufrechtzuerhalten, aber vor allem: Was tut man alles für die Liebe? Ja, im Endeffekt, und das nimmt Painter schon ziemlich am Anfang vorweg, erreichen Menschen etwas Großes, wenn sie es für die Liebe tun. Im Falle Lees bedeutet das eben Geldscheine fälschen. Trotzdem wird der Film gegen Ende kein Romantikstreifen. Stattdessen gibt es eine Wendung, die uns die Ereignisse noch einmal in einem ganz anderen Licht sehen lassen. Das ist unterhaltsam und zumindest intelligenter als das meiste, was man heute sonst so aus Hong Kong bekommt. Als Kritikpunkt muss aber angemerkt werden, dass "Project Gutenberg" weder bei seiner Auflösung noch bei seinen Motiven subtil vorgeht. Solche Probleme werden aber durch die sichere Regie Felix Chongs und die beiden Darsteller, vor allem Chow, problemlos aufgefangen.