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No Other Choice - Filmposter
Original Title:
Eo-jjeol-su-ga-eobs-da

South Korea 2025

Genre:
Thriller, Comedy

Director:
Park Chan-wook

Cast:
Lee Byung-hun
Son Ye-jin
Lee Sung-min
Park Hee-soon
Yeom Hye-ran
Cha Seung-won
Yoo Yeon-seok
Choi So-yool


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No Other Choice

No Other Choice - Film Screenshot 1

Story: Man-soo (Lee Byung-hun) ist Experte in der Papierproduktion und ziemlich erfolgreich. Allerdings hat die Papierfirma, für die er arbeitet, mit steigender Kokurrenz zu kämpfen und so muss schließlich auch Man-soo entlassen werden. Seine Frau Mi-ri (Son Ye-jin) unterstützt ihn mental und er glaubt, in spätestens drei Monaten ohnehin einen neuen Job zu finden. Unglücklicherweise erweist sich der Arbeitsmarkt als ungemein umkämpft und so muss er sich letztlich mit Aushilfsjobs über Wasser halten. Das reicht aber nicht, um die Hypothek des Hauses abzubezahlen oder weitere Rechnungen zu begleichen. Überdies müssen auch die zwei Kinder versorgt werden, wobei die kleine Tochter autistisch ist und nur in ihrem Cello-Unterricht aufgeht, welches deshalb nicht gestrichen werden kann. Mi-ri nimmt also selbst einen Teilzeitjob an und die Familie sieht sich gezwungen, in baldiger Zukunft das Haus zu verkaufen. Man-soo ist jedoch nicht willens, sein bisheriges Leben aufzugeben. Er überlegt, wie er in der Papierbranche bessere Karten gegen seine Mitbewerber haben könnte und gibt sich als Arbeitgeber aus, der Angestellte sucht. Er analysiert die Bewerbungen, die er bekommt, und da kommt ihm der Gedanke, dass er eigentlich nur drei der Bewerber ausschalten müsste und schon hätte er mit großer Wahrscheinlichkeit einen Job in der Tasche. Kann Man-soo aber wirklich zum Mörder werden?

Filmroll No Other Choice - Film Screenshot 2 No Other Choice - Film Screenshot 3 Filmroll
No Other Choice - Film Screenshot 4

Kritik: Ich bin immer wieder aufs Neue gespannt, in welche Kategorie Park Chan-wooks nächstes Werk fällt. Auf die Stimmen der Kritiker, die auf Festivals Parks Filme feiern, kann man leider nicht mehr viel geben. Für sie scheint Park einfach nicht in der Lage, einen schlechten Film abzuliefern. Und auch wenn man stets das handwerkliche Geschick des Regisseurs loben muss, so verliert sich Park immer wieder in Szenen, die augenscheinlich Selbstverliebtheit widerspiegeln und nach dem Applaus eben jener Festivalkritiker heischen. Sein letzter Film "Decision to Leave" schien besonders in diese Kerbe schlagen zu wollen, doch gab es trotz allem genug Positives, dass ich den Eindruck bekam, der Regisseur würde bald wieder zu alter Stärke finden können. "No Other Choice" scheint meine Vermutung zu bestätigen. Besonders gut funktioniert hier der für Park Chan-wook typische schwarze Humor und die Absurdität so mancher Situationen, denen nichtsdestotrotz etwas Tragisches anhaftet. Mein größtes Problem mit dem Film ist nur, dass die Geschichte keine originelle Idee des Regisseurs ist, sondern dass es sich um ein Remake handelt.

No Other Choice - Film Screenshot 5

"No Other Choice" basiert auf dem französischen Film "Die Axt" (Original: Le Couperet) aus dem Jahr 2005 vom Regisseur Costa-Gavras, dem Parks Remake auch gewidmet ist. Dieser Film ist wiederum eine Adaption des Romans "The Ax" von Donald E. Westlake. Der französische Film hat bereits den rabenschwarzen Humor herausgearbeitet, aber man muss zugeben, dass er in Parks Hand sehr gut aufgehoben ist, da der Regisseur schon immer die richtige Adresse für abstrus schwarzen Humor war, der in einer weniger fähigen Hand vielleicht sogar zum lächerlichen Slapstick verkommen wäre. Ein gutes Beispiel ist, als Man-soo einen Berg hinunterstolpert, weil er auf der Flucht vor einer wild um sich schießenden Frau ist, die ihm seine Pistole entwenden konnte. Es gibt aber noch weitere gelungene Szenen dieser Art, die zuweilen auch subtiler ausfallen. So eilt der Protagonist zurück, um sein potentielles Mordopfer davor zu bewahren, herauszufinden, dass dessen Ehefrau ihn betrügt. Ganz schön rücksichtsvoll für jemanden, der kurz davor ist, zum Mörder zu werden. Natürlich bleibt auch lange Zeit die Frage, ob Man-soo überhaupt in der Lage ist, jemanden umzubringen.

No Other Choice - Film Screenshot 6

Etwas unglücklich fällt jedoch der Fokus der Geschichte aus. Anfangs bekommen wir eine recht ausführliche Einleitung, in der das Familienglück mitsamt minutenlanger Familienumarmung gezeichnet wird, dann bewegt sich das Hauptaugenmerk auf die potentiellen Opfer. Park hat verglichen mit dem Original die Zahl der möglichen Opfer schon auf drei runtergeschraubt, aber während das erste und dritte ausführlich abgehandelt wird - wir also die Hintergrundgeschichte der Männer, ihr gescheitertes Privatleben und ihre Depression umrissen bekommen -, wird die zweite Person so schnell abgehandelt, dass man meinen muss, der Regisseur war gezwungen, einiges rauszuschneiden, um wenigstens nur auf 139 Minuten Laufzeit zu kommen. Ein weiteres Problem: Park Chan-wook will unter Umständen mit seinem Film auch etwas aussagen, wie die letzten Bilder vor dem Abspann beweisen. Doch auch wenn er ohnehin seine Bilder stets auf subtiles Weise die Botschaft seiner Filme tragen lässt, hat er sich hier etwas übernommen. Denn es wirkt wie im Nachhinein aufgedrückt. Dabei hätte man eigentlich viel mehr daraus machen können: Noch kann man sich irgendwie gegen die Konkurrenz wehren, wenn auch wie hier auf Ebene des pechschwarzen Humors durch Mord. Aber was will man gegen die KI machen?

No Other Choice - Film Screenshot 7

Keine Frage, Parks Bildsprache ist wieder einmal großartig. Jede Kameraeinstellung ist genau so gewählt, damit er seiner Geschichte seinen persönlichen Touch geben kann. Und so macht der Film selbst in den Szenen einfach Spaß, in denen lange nichts passiert. Wie so oft bleibt der Regisseur nämlich immer mal wieder in einer Szene verharren, sodass es fast schon so wirkt, als würden die Schauspieler improvisieren. Wie zuvor angedeutet, kann es sich Park aber auch nicht nehmen lassen, das Filmemachen zu genießen. Eine Tanzszene wirkt daher fast schon etwas zu sehr in die Länge gezogen. Doch irgendwie habe ich den Eindruck, als hätte sich Park bereits um einiges zurückgenommen und ein Director's Cut könnte noch viel ausschweifendere Szenen beinhalten. Ein Lob also dafür, dass er sich etwas gemäßigt hat. Man darf das auch nicht falsch verstehen. Manche Szenen erfordern in der Tat etwas mehr zeitlichen Spielraum, um der emotionalen Tragweite gerecht zu werden. Die Emotionen werden dabei wie für den Regisseur typisch oft etwas verdreht und nur unter der Oberfläche sichtbar. Daneben darf auch nicht vergessen werden, dass es zwar Momente gibt, in denen das Drehbuch etwas die Orientierung zu verlieren scheint, aber selbst augenscheinlich unnötige kleine Nebengeschichten haben letztlich ihren Platz im großen Ganzen.

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No Other Choice - Film Screenshot 10

Bei den Hauptrollen geht der Filmemacher selbstverständlich keine Experimente ein. Mit Lee Byung-hun ("The Match") hat er jemanden gefunden, der einen bodenständigen Familienmann spielen kann, den die Verzweiflung aber zum Äußersten bringen könnte. Ohne zu viel zu verraten, geht es in dem/r Thriller/schwarzen Komödie auch um die Moral. Es wäre schwierig gewesen, Man-soo als Anker der Geschichte zu akzeptieren, wenn er nicht so viele Probleme hätte, zu morden, was - versteht sich - auch für einige Lacher ausgeschlachtet wird. Son Ye-jin ("The Negotiation") spielt in dem Film auch eine wichtige Rolle, ihr Charakter hätte aber etwas mehr Schärfe in der Ausarbeitung vertragen. Gefallen können dagegen speziell einige der Nebenrollen, aber auch das ist bei Park nichts Neues. Ebenso kann er erneut auf fantastische Weise Musik einsetzen, um seine Geschichte zu tragen. Park Chan-wook hat teilweise wieder zu alter Stärke gefunden, was bedeuten soll, dass er nicht nur artistisch auf hohem Niveau spielt, sondern endlich auch wieder auf unterhaltungstechnischer Ebene überzeugen kann, auch wenn "No Other Choice" etwas zu lang geraten ist. Das sollte reichen, um ihm nach langer Zeit und trotz einiger nicht zu leugnender Schwächen wieder einen ordentlichen Daumen nach oben geben zu dürfen.

(Autor: Manfred Selzer)
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