Story: Cho Hoon-hyun (Lee Byung-hun) ist ein herausragender Go-Spieler, der Ende der 80er jede Meisterschaft gewonnen und Korea damit an die Weltspitze befördert hat. Er ist der Stolz des Landes und gibt sich auch nicht dafür her, gegen Geld den Sohn eines reichen Industriellen zu lehren. Bei einer Einladung einer seiner Bekannten in eine Kleinstadt spielt er gegen den kleinen Jungen Lee Chang-ho. Jeder hält ihn für ein Wunderkind und auch Cho ist durchaus beeindruckt von ihm. Nachdem der Junge haushoch gegen ihn verloren hat, bittet er den Meister um eine Revanche. Cho gibt ihm ein Problem im Go und verspricht ihm ein weiteres Spiel gegen ihn, wenn er das Problem lösen sollte. Einige Zeit später bekommt Cho einen Brief von dem Jungen, der tatsächlich einen Ausweg aus der ihm gegebenen Zwickmühle gefunden hat. Cho nimmt Chang-ho daraufhin unter seine Fittiche. Der Junge lebt fortan bei ihm und seiner Frau in Seoul und bekommt von Cho alles über das Go beigebracht. Es zeigt sich jedoch bald, dass der angriffslustige Stil des Meisters nichts für den Jungen ist. Dieser will seinen eigenen Weg gehen, aber der Meister besteht darauf, dass er wenigstens die Basis-Strategien des Spiels beherrscht. Mittlerweile ist Chang-ho (Yoo Ah-in) erwachsen, doch er kann immer noch keinen Gewinn gegen irgendwen für sich verbuchen. Gerade als er beginnt, daran zu zweifeln, dass er ein Wunderkind des Gos ist, findet er seinen eigenen Stil und sein Siegeszug nimmt seinen Lauf. Bis er schließlich sogar gegen seinen Meister antreten muss ...
Review: Wahrscheinlich geht es den meisten wie mir und man kann sich schlecht vorstellen, sich einen Film über das mehr als 2000 Jahre alte Strategie-Spiel "Go" anzusehen. Allerdings ist Lee Byung-hun in der Hauptrolle immer ein Grund, einen Blick zu riskieren. Noch dazu hat das Drama zwei reale Persönlichkeiten im Vordergrund und gibt dem typischen Sportdrama einen interessanten Twist, denn diesmal geht es um das Geschick des Geistes. Daneben gibt es aber auch noch andere Abweichungen vom Standard-Repertoire des Sportfilms. Schließlich geht es um einen Meister, der befürchten muss, von seinem Schüler überflügelt zu werden. Ob dies die Beziehung der beiden Go-Spieler zerstört und welche der Lehren des Go-Spiels sich auch auf das Leben generell übertragen lassen, sind alles Themen, die der Regisseur mit angenehmem Feingefühl betrachtet. Weiterhin vermag das Drama trotz des Go-Spiels im Vordergrund auch für jene Spannung aufzubauen, die kaum etwas von dem Spiel verstehen. Es ist dem Regisseur auch hoch anzurechnen, dass der Film mit seinen 115 Minuten augenscheinlich ein recht langatmiges Unterfangen für das Publikum ist, tatsächlich aber erstaunlich kurzweilig ist, ohne dass ihm Tiefe abhandenkommen würde.
Ebenfalls wenig ansprechend schien mir die Zeit, in welcher der Film angesiedelt ist. Die 80er und 90er Jahre sind hauptsächlich Schauplatz politischer Geschehnisse wie beispielsweise in "Hunt" oder "The Attorney", ob der Zeitraum auch abseits davon interessant genug für einen Film ausfallen kann, wird hier aber zweifellos beantwortet. Regisseur Kim Hyeong-joo (u.a. bereits als Assistant Director in "Kundo: Age of the Rampant" tätig) fängt die Zeit wunderbar ein, Sets stimmen und die Atmosphäre mitsamt verrauchter Räume passt ebenso zur Zeit. Besonders zu loben ist aber, dass er seine Darsteller immer perfekt einfängt. Ebenso kann jedes Go-Match fesseln, wobei wir niemals länger als nötig mit einer Runde konfrontiert werden. Es geht schließlich primär um die Charaktere und wie sich die Beziehung zwischen Meister und Schüler mit der Zeit verändert. Anders als in den meisten Sportfilmen ist der "Underdog" auch nicht der Sympathieträger, man wartet nur darauf, dass er den unschlagbaren Meister besiegt. Vielmehr verhält es sich umgekehrt. Schon sehr früh realisieren wir nämlich, dass der Schüler ungemein schnelle Fortschritte macht und seinen Meister ins Schwitzen bringt.
Cho ist ein sehr stolzer und auch durchaus strenger Meister. Lee Byung-hun ("Concrete Utopia") leistet besonders gute Arbeit, die komplexen Gefühle eines Mannes auf den Bildschirm zu bringen, der von Stolz auf seinen Schüler erfüllt ist, gleichzeitig aber wegen ihm von Minderwertigkeitsgefühlen geplagt wird. Sein Schüler dagegen mag fast schon irgendwo auf dem Spektrum verortet sein, so genial ist er, obwohl er eigentlich wie ein älterer Herr spielt, wie sich immer wieder lustig gemacht wird. Chang-ho berechnet nämlich alle Wahrscheinlichkeiten für verschiedene Ausgänge im Kopf (auch durch ein paar schöne Spezialeffekte angemessen visualisiert) und spielt auf Nummer sicher, was ihm am Anfang nicht viel Erfolg einbringt, aber mit dem Ausfeilen seiner Strategien immer mehr zu einem unbesiegbaren Gegner werden lässt. Chang-ho erfährt in der Familie, in die er aufgenommen wird, dank Chos warmherziger Ehefrau auch Fürsorge und Liebe, aber er lebt eigentlich nur für das Go. Ein Lächeln findet man bei ihm auch kaum und so ist es oft schwer, mit ihm mitzufiebern. Hin und wieder gibt es aber ein paar subtile Momente, die in sein Innenleben blicken lassen und ihn somit wieder menschlich machen. Es wäre schön gewesen, mehr davon zu bekommen, aber da hier zwei reale Personen abgebildet werden und die echte Persönlichkeit nicht unbedingt charismatisch daherkommt, ist das der Authentizität halber wohl nicht möglich gewesen.
Dass Chang-hos trockene Art dem Film nicht abträglich ist, ist in der Tat Darsteller Yoo Ah-in zu verdanken, der sich selbstsicher durch einen komplexen, aber auf den ersten Blick langweiligen Charakter arbeitet. Yoo ist allerdings auch dafür verantwortlich, dass "The Match" nicht schon 2023 in die Kinos kam, sondern erst mit fast zweijähriger Verspätung. Sein Drogenkonsum wurde in Korea hart geahndet und hat ihn so einige Rollen gekostet. Schön also, dass "The Match" doch noch herausgekommen ist, ohne dass seine Rolle neu besetzt und der Film neu gedreht werden musste. Es kann letzten Endes nicht gesagt werden, ob die Chemie zwischen den beiden Protagonisten auch dann noch funktioniert hätte. So können sich Meister und Schüler nach einem Spiel wortlos gegenübersitzen und trotzdem passiert zwischen den Zeilen genug. Auch Chang-ho hat damit zu kämpfen, ob er ein Spiel, das er eigentlich gewinnen würde, verlieren sollte, um seinen Meister nicht zu beleidigen, in jenem Fall aber eben genau das machen würde, denn Lee hat ihm immer beigebracht, dass Gewinnen das Wichtigste ist - egal, wer der Gegner ist. Es gibt aber noch tiefgründigere Lehren, die Chang-ho ziehen muss. So verhält es sich beim Go ähnlich wie in der Kampfkunst oder auch anderen Sportarten: Erst wenn du die Basis beherrscht, kannst du deinen eigenen Stil finden. Chang-ho ist aber im Kopf schon weiter, was ihm Probleme einbringt.
Da es um Meister und Schüler geht, darf auch weiter die Analogie zur Kampfkunst herangezogen werden, wenn wir erfahren, dass Go in erster Linie ein Kampf gegen sich selbst ist. Es gibt einfach ein paar schöne Momente rund um Respekt und ein paar Lebensweisheiten, die man vielleicht nicht unbedingt erwarten würde. Das Go-Spiel selbst steckt voller Details, die ein Kenner wohl zu schätzen weiß, für alle anderen gibt es aber immer wieder kurze Erklärungen - auch durch Texteinblendungen -, sodass man nicht völlig auf verlorenem Posten steht. Und wie bereits erwähnt, sind die verschiedenen Auseinandersetzungen vor dem Go-Brett erstaunlich spannend umgesetzt. Gleichzeitig zeichnet "The Match" aber auch eine gewisse Entspanntheit aus, die besonders in Dramen der 2000er, der Blütezeit des koreanischen Films, vorzufinden war. Man kann nicht umhin, als eine angenehme Portion Frieden am Ende für sich mitzunehmen. Bis zum Finale passiert auf Drama-Ebene aber noch genug, dass der Film mitnehmen kann, ohne dass dabei schlichtweg zu Tränen gerührt würde. "The Match" verliert nie aus dem Blick, was wirklich wichtig für die Geschichte ist und so kann man hier nur anerkennend eine Empfehlung aussprechen.