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Midnight - Filmposter
Original Title:
Mi-deu-na-i-teu

South Korea 2021

Genre:
Thriller

Director:
Kwon Oh-seung

Cast:
Jin Ki-joo
Wi Ha-joon
Park Hoon
Gil Hae-yeon
Kim Hye-yoon
Jung Won-chang


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Midnight

Midnight - Film Screenshot 1

Story: Kyeong-mi (Jin Ki-joo) ist taubstumm und holt ihre ebenso taubstumme Mutter (Gil Hae-yeon) nach der Arbeit mit dem Auto ab. Als sie dann ihre Mutter warten lässt, während sie den Wagen parkt, wird sie auf das Mädchen So-jong (Kim Hye-yoon) aufmerksam, die blutend in einer Gasse liegt. Als sie Hilfe holen will, wird sie von dem maskierten Täter (Wi Ha-joon) gejagt. Kyeong-mi kann sich mit ihrer Mutter zu einer Notfallsäule retten, wo die zwei von Do-sik, dem eben noch maskierten Täter, angesprochen werden, der vorgibt, seine Schwester zu suchen. Seine Beschreibung ist die des Mädchens, das in der Gasse gelegen hat. Die List des Killers, die beiden von der Säule wegzulocken, trägt allerdings keine Früchte, da kurz darauf die Polizei auftaucht. Alle drei werden aufs Revier mitgenommen und müssen dort eine Aussage machen, denn in der Gasse wurde kein verletztes Mädchen gefunden. Auf dem Revier taucht dann auch Jong-taek (Park Hoon), der tatsächliche Bruder des verletzten Mädchens auf. Er habe gerade noch mit seiner Schwester geredet, die sich auf dem Weg nach Hause befand, und sie sei immer noch nicht aufgetaucht. Die Polizei realisiert schnell, dass es sich der Beschreibung nach um das verletzte Mädchen handeln könnte. Der Killer Do-sik hat eine Schwäche für Psychospiele, weshalb er Jong-taek zuflüstert, dass er seine Schwester hat. Daraufhin wird Jong-taek gewalttätig und von der Polizei getasert. Do-sik darf gehen und schafft es sogar noch, einen Blick auf die Adresse von Kyeong-mi und ihrer Mutter zu werfen. Ein Kampf ums Überleben startet für die zwei Taubstummen.

Filmroll Midnight - Film Screenshot 2 Midnight - Film Screenshot 3 Filmroll
Midnight - Film Screenshot 4

Kritik: Auf den ersten und auch zweiten Blick scheint "Midnight" nichts weiter zu sein, als ein Thriller um einen Serienmörder, dessen neue Opfer zwei Taubstumme sind, was ihn umso widerwärtiger macht. Der Aufhänger ist damit schon einmal manipulativ, aber tatsächlich ist er notwendig, um ein Drehbuch zu rechtfertigen, das so normalerweise für jeden halbwegs rational denkenden Menschen nicht nachvollziehbar wäre. Kyeong-mi und ihre Mutter versuchen sich nur allzu oft verständlich zu machen, aber sie werden als Personen mit Behinderung nicht ernstgenommen, als wären sie geistig umnachtet. Das führt zu spannenden Situationen, in denen jeder Mensch ohne Behinderung den Killer schon längst bei der Polizei hätte bloßstellen können - doch eben nicht Kyeong-mi und ihre Mutter. Gleichzeitig führt das zu dem Problem, dass die Polizei als vollkommen unfähig und sogar lächerlich dargestellt wird. Wer damit leben kann, dass sich das Drehbuch einiger billiger Tricks bedient, um ordentlich Spannung zu kreieren, der wird hier durchaus seinen Spaß haben können.

Midnight - Film Screenshot 5

Zu Beginn der Geschichte werden uns die verschiedenen Charaktere vorgestellt und Regisseur Kwon Oh-seung treibt in seinem Debütwerk ein interessantes Spiel. Er lässt uns nämlich stets aufs Neue raten, wer denn eigentlich das Opfer wird. Zufälle und andere äußere Umstände sorgen dafür, dass sich Do-sik immer mal wieder neu entscheiden muss, wer denn nun seinen diversen Messern zum Opfer fällt. Spannend sind die Geschehnisse auch deshalb, weil Do-sik ungemein abgebrüht ist. So geht er Risiken ein, die seinem Spiel eigentlich sofort ein Ende bereiten müssten. Er nimmt eine Tasche voll mit Messern auf ein Revier mit oder jagt Kyeong-mi auf einer belebten Straße hinterher. Das alles funktioniert nur, weil sich das Mädchen nicht verständigen kann. Darüber hinaus finden die Verfolgungsjagden die meiste Zeit aber durch enge, dunkle Gassen einer verlassenen Nachbarschaft statt, sodass man hin und wieder sogar bereit ist, zu glauben, dass Do-sik nicht sofort gefasst werden kann.

Midnight - Film Screenshot 6

Eine große Stärke von "Midnight" sind die eingefangenen Bilder eben jener Gassen. Alles wirkt labyrinthartig und verworren und Kyeong-mi kann sich einfach nicht aus ihrer gefährlichen Situation befreien, was sie auch versuchen mag. Der Schnitt und die düstere Farbgebung sorgen dafür, dass der Spannungsgehalt weiter und weiter nach oben gepeitscht wird. Gleichzeitig macht das diesen Thriller auch um einiges actionlastiger als so manchen anderen dieser Art. Schließlich wird das Opfer nicht irgendwo eingesperrt und wir fiebern mit, wie es die Flucht antritt, sondern sie flüchtet von Anfang bis Ende vor dem Verrückten, wohl wissend, dass sie ihr Leben verwirkt hat, sollte sie erwischt werden. Es ist ein kleiner, aber feiner Unterschied zu ähnlichen Genrevertretern. Auch der offensichtliche Twist der bekannten Geschichte, eben dass Kyeong-mi nicht reden oder hören kann, gibt ihr einen interessanten Nachteil, den sie ausgleichen muss.

Midnight - Film Screenshot 7

Leider wird jener Umstand oft aber etwas zu häufig ausgenutzt. So befindet sich der Killer direkt hinter dem Mädchen, aber sie soll angeblich seine Anwesenheit oder die kleinen Vibrationen durch den Holzboden nicht bemerken? Sollten bei ihr nicht andere Sinne geschärfter sein? Außerdem sorgt ihre Taubstummheit andauernd für Missverständnisse, die auch bei dieser Art der Behinderung wenig nachvollziehbar wirken. Einige dumme Entscheidungen werden auch noch getroffen und zeitliche Abfolgen werden auch manchmal außer Acht gelassen (wie ist beispielsweise Do-sik so schnell in das Auto gekommen, selbst wenn er ein Meister des Schlösseröffnens sein sollte?). Wi Ha-joon ("Squid Game") mimt den Mörder, der sich stets das schwächste Opfer sucht, ganz ordentlich und kann aus der Masse der genretypisch platten Darstellungen herausbrechen, indem er als Killer immer wieder beeindruckend schauspielert, um aus Situationen herauszukommen, die ihm eigentlich das Genick brechen müssten.

Filmroll Midnight - Film Screenshot 8 Midnight - Film Screenshot 9 Filmroll

Midnight - Film Screenshot 10

Darstellerisch überrascht aber auch Jin Ki-joo ("Little Forest"), die die Panik, Angst, aber eben auch innere Stärke ihres Charakters gut auf den Bildschirm bringt und in einer Szene unter Tränen auf die ihr mögliche Art und Weise mit Worten versucht, um ihr Leben zu flehen. Solche Momente können überraschen, weil sie den Thriller qualitativ auf ein höheres Niveau heben, als man das erwarten würde. Grundlegend ist "Midnight" nämlich schlicht ein durchgetakteter Thriller, der mit viel Nervenkitzel punkten kann, dafür aber eben auch einiges an Logik vermissen lässt. Durch den Fokus auf eine Taubstumme kann man sich zwar vor einiger Kritik immunisieren, aber eben nicht vor jeglicher. Es gibt aber wie angesprochen ein paar Aspekte, die den Film aufwerten, unter anderem auch ein paar schöne Kampfszenen, als der Bruder des Opfers auf den Plan tritt. Damit ist "Midnight" ein Thriller, der problemlos allen Fans des Genres empfohlen werden kann.

(Autor: Manfred Selzer)
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