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Melancholic - Filmposter
Original Title:
Melancholic

Japan 2019

Genre:
Drama, Crime

Director:
Seiji Tanaka

Cast:
Yoji Minagawa
Yoshitomo Isozaki
Mebuki Yoshida
Makoto Hada
Masanobu Yata
Yasuyuki Hamaya
Keiji Yamashita
Hiroko Shinkai
Stefanie Arianne
Yuta Okubo


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Melancholic

Melancholic - Film Screenshot 1

Story: Kazuhiko (Yoji Minagawa) hat einen Abschluss von einer namhaften Universität, sucht aber keinen Job und lebt lieber bei seinen Eltern. Als er eines Tages in ein Badehaus geht, trifft er dort die alte Schulkameradin Yuri (Mebuki Yoshida). Sie fragt ihn, ob er zum Klassentreffen kommt, das bald stattfindet, weil sie gerne noch etwas mehr mit ihm geredet hätte. Also geht er auf das Treffen und die beiden sprechen darüber, dass er gerade keinen Job hat und das Badehaus gerade neue Angestellte sucht. Da sie häufiger ins Badehaus geht, wäre es schön, ihn auf diese Weise dort öfter zu sehen, meint sie. Aus einer Laune heraus bewirbt sich Kazuhiko und sein neuer Boss Higashi (Makoto Hada) stellt auch noch den jungen Mann Matsumoto (Yoshitomo Isozaki) ein. Eines Abends sieht Kazuhiko noch Licht im Badehaus und schaut nach, was los ist. Es stellt sich heraus, dass das Badehaus als Ort dient, an dem Higashi seinen Angestellten Kodera (Yasuyuki Hamaya) Leute im Auftrag der Yakuza umbringen und verschwinden lässt. Der Chef des Badehauses schuldet den Yakuza nämlich viel Geld. Da Kazuhiko dahintergekommen ist, was sich eigentlich im Badehaus abspielt, lässt Higashi ihn bei der Beseitigung der Spuren mithelfen. Der Chef glaubt nicht, dass Kazuhiko etwas weitererzählen würde. Also hilft Kazuhiko zukünftig mit, die Spuren nach einem Mord zu entfernen. Bald zeigt sich, dass auch Matsumoto in die Geschehnisse bei Nacht eingeweiht ist und Kazuhiko wird schließlich sogar neidisch, weil dieser mehr Aufgaben als er bekommt...

Filmroll Melancholic - Film Screenshot 2 Melancholic - Film Screenshot 3 Filmroll
Melancholic - Film Screenshot 4

Kritik: "Melancholic" ist ein Drama, das einen bereits mit seinem Titel und dem Poster in die Irre führt. Tatsächlich werden die Ereignisse nämlich durch einen Comedy-betonten Filter erzählt, der gerade wegen seines makabren Plots erstaunlich gut funktioniert. Ebenfalls beeindruckend ist, wie viel Arbeit in die Charaktere investiert wurde. Anfangs wirken diese nämlich farblos, entpuppen sich im Laufe der Geschichte aber als erstaunlich charismatisch. Im Endeffekt geht es hier vor allem um die Geschichte eines Mannes, der sich weigert, erwachsen zu werden bzw. sich den Regeln der Gesellschaft zu unterwerfen und sich einen Platz in dieser zu sichern. Dass Kazuhiko überhaupt etwas unternimmt, sodass er als Mensch wächst, ist wohl Yuri zu verdanken, auch wenn der Film überhaupt nicht als Romanze ausgelegt ist. Viele kleine Räder arbeiten in "Melancholic" zusammen und geben der Geschichte eine unerwartete Komplexität.

Melancholic - Film Screenshot 5

Schnell wird dem Zuschauer klargemacht, dass der Held der Geschichte ein eher verschlossener Kerl ist, was sich auch in den kurz angebundenen Antworten auf Yuris Fragen ersehen lässt, obwohl diese ganz eindeutig Interesse an ihm hat. Später zeigt sich, dass eine bestimmte Person nicht einmal mitbekommen hat, dass er auf dem Klassentreffen war. Generell hält sich Kazuhiko fern von den Leuten und findet es sehr unangenehm, wenn er dennoch gefragt wird, warum er nach seinem Uniabschluss denn ohne Arbeit ist. Seine Eltern machen ihm auf ihre eigene Art und Weise Druck, scheinen aber auf sehr passive Art alle seine Entscheidungen zu respektieren. Die Eltern wirken äußerst langweilig, bieten ihrem Sohn aber ein sehr warmes Zuhause, wie auch jemand im späteren Verlauf des Films bemerkt. Und die zuweilen sehr profanen Gespräche geben Kazuhiko einen Anker, der dafür sorgt, dass er nicht einmal dann aus der Bahn geworfen wird, als er einen Mord beobachtet.

Melancholic - Film Screenshot 6

Im Kontrast dazu steht die Geschichte um einen Yakuza-Boss, der den Betreiber des Badehauses dazu zwingt, seine Gegner auszuschalten. Die Leichtigkeit der Geschichte resultiert daraus, dass der Protagonist nach einem anfänglichen Schock alles irgendwie hinnimmt. Und bald ergeben sich Dialoge, die viel zu unbeschwert für die neue Lebenssituation sind. Überhaupt sind die Dialoge sehr speziell, und das durchaus im positiven Sinne. Oft geht es um nichts Besonderes, es wird herumgeblödelt oder dann wiederum wird durch die Dialoge gute Spannung kreiert oder man philosophiert ein wenig. Dabei wird eine perfekte Balance zwischen vom Drehbuch vorgeschriebenen roten Faden und Improvisation geschaffen. Das ist speziell deshalb bestechend, als dass die Darsteller hier alle zu den Amateuren zu zählen sind. Zumindest hatten die meisten von ihnen bisher keine Erfahrung im Schauspielern oder nur sehr wenige Auftritte in anderen Filmen.

Melancholic - Film Screenshot 7

Der imposanteste Aspekt von "Melancholic" sind dann eben auch die Charaktere. Diese entwickeln sich vor unseren Augen und wachsen uns immer mehr ans Herz. Durch die Liebe kommt Kazuhiko etwas aus sich heraus, aber interessanterweise lässt ihn das Geld auch um einiges selbstbewusster werden. Yuri gewinnen wir dagegen beispielsweise in Szenen wie jener lieb, in der sie darum bittet, das nächste Mal in ein nicht so schickes Restaurant zu gehen, da die Atmosphäre sie irgendwie nervös macht. Sie hat auch ein besonderes Charisma, das sie von Liebesinteressen anderer Filme unterscheidet. Am eindrucksvollsten ist aber, wie sich Matsumoto vor unseren Augen entwickelt. Zunächst scheint er nur der etwas unbegabte Kollege, aber dann entwickelt sich zwischen ihm und Kazuhiko so etwas wie Freundschaft und irgendwann realisieren wir, dass wir das anfangs nie für möglich gehalten hätten. Daneben gibt es noch ein paar etwas karikativere Persönlichkeiten wie den Yakuza-Boss oder seine philippinische Freundin, die aber ebenfalls Farbe in den Film bringen.

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Melancholic - Film Screenshot 10

Überraschenderweise gibt es sogar ein paar gar nicht unpassende Actionszenen, wenn sie auch relativ kurz ausfallen mögen. Gerade der Spannungsgehalt kann in einigen Szenen aber sehr eindrucksvoll nach oben geschraubt werden, obwohl der Film ja eigentlich ein Charakter-Drama ist. Der Kontrast zwischen Action und monotonem Alltag, der manchmal auch bildlich gegeneinandergestellt wird, ist erfrischend und die Wärme und Leichtigkeit, die dabei den Film durchziehen, geben der Geschichte ebenfalls eine besondere Note. Daneben gibt es eine dynamische Kamera, die sich innerhalb der Szenen manchmal recht stark bewegt, sodass einem klar wird, dass man hier eigentlich einen Low-Budget-Film vor sich hat. Dank seiner ansonsten sauberen Regie und den wunderbar geschriebenen Charakteren, fällt das aber noch weniger auf als beispielsweise in "Hydra" oder auch "Beyond the Infinite Two Minutes", zwei Filme, an die mich "Melancholic" wegen seiner Originalität und seiner Low-Budget-Wurzeln erinnert hat. Qualitativ spielt der Film auf jeden Fall ganz oben mit und dank der wunderbaren Charaktere und der Balance zwischen Thriller-Drama und unbeschwerter Art kann der Film nur uneingeschränkt empfohlen werden.

(Autor: Manfred Selzer)
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