Story: Kato (Kazunari Tosa) spielt in einer Band, ist jedoch nicht sehr erfolgreich, führt aber ein Café. Seine Wohnung befindet sich ein paar Stockwerke darüber. Als er dort ankommt, wird er von sich selbst auf seinem Monitor angesprochen. Zuerst versteht er nicht, was vor sich geht. Aber er erzählt sich selbst, dass er gerade unten im Café ist und der Monitor dort eine zeitliche Verzögerung von zwei Minuten zum Monitor in seiner Wohnung hat. Das bedeutet, dass er sich selbst in der Zukunft sieht. Bevor er das alles richtig verstanden hat, muss er aber schon aus seiner Wohnung nach unten ins Café und sich selbst in seiner Wohnung berichten, was gerade passiert. Denn zwei Minuten sind fast vergangen und er will kein Paradoxon erschaffen. Als er das erledigt hat, fragt ihn die Angestellte Ozawa (Yoshifumi Sakai), die noch aufräumt, was er macht. Er versucht es ihr zu erklären und dann kommt auch noch sein Freund Komiya (Gota Ishida) ins Café. Nachdem sich dieser davon überzeugt hat, dass sie wirklich zwei Minuten in die Zukunft sehen können, holt er noch zwei weitere Freunde hinzu. Zusammen beraten sie dann, wie sie die Situation zu ihrem Vorteil nutzen können, während Kato selbst von der ganzen Sache gar nicht begeistert ist. Komiya hat dann auch noch eine weitere Idee und holt den Monitor aus der Wohnung ins Café und stellt ihn gegenüber dem anderen Monitor. Nun können sie mehrfach zwei Minuten in die Zukunft sehen. Doch die ersten Probleme lassen nicht lange auf sich warten...
Kritik: Bei Independent-Streifen, die sich um Zeitreisen drehen, muss man wahrscheinlich unweigerlich an "Primer" denken - wenn man sich denn für das Subgenre interessiert. Kann eine gute Idee alleine aber einen ganzen Film füllen und darüber hinaus auch noch unterhalten? Man will als Kritiker schließlich die Leistung von Regisseuren würdigen, die in einer ganz anderen Liga als Christopher Nolans "Tenet" spielen, aber zu nachsichtig sollte man auch nicht sein. Glücklicherweise ist es nicht nötig, dass man hier komplett andere Maßstäbe als bei anderen Filmen ansetzt. "Beyond the Infinite Two Minutes" ist ein herausragender Beweis, dass harte Arbeit und Herzblut im Zusammenspiel mit den weit entwickelten Handykameras von heute zu einem wunderbaren Sci-Fi-Film führen können. Spannend bleibt der Film vor allem deshalb, weil in gewisser Weise einem immer die Zeit im Nacken sitzt. Schließlich will niemand ein Paradoxon riskieren!
Auf eine angenehme Weise transportiert der Film auch Stress, weil man sich immer fragt, ob der Regisseur wirklich das abliefern kann, was er sich in den Kopf gesetzt hat. Die Ereignisse sind schließlich ziemlich verschachtelt. Lobenswert ist allerdings, dass die Grundidee gar nicht so kompliziert ist und sie auch Laien gut präsentiert wird. Welche Auswirkungen die Prämisse aber hat, realisiert man erst mit der Zeit und wenn man weiter darüber nachdenkt, kann man durchaus Kopfschmerzen bekommen - jedoch eher der angenehmen Art. Die ineinander verzwirbelte Zeitschleife lässt uns immer wieder mit Spannung erwarten, was als nächstes passiert, und das ist umso erstaunlicher, als dass wir doch eigentlich wissen, was passieren muss, damit es zu keinem Paradoxon kommt. Jene Szenen, die aus anderer Perspektive wiederholt werden, sind interessanterweise aber nie langweilig, eben auch, weil man immer wieder darüber staunen muss, wie perfekt das Timing gelungen ist.
Beim Thema Timing sollte auch noch darauf hingewiesen werden, dass der Film so aussieht, als wäre er in nur einem Take aufgenommen worden. Tatsächlich verbergen sich an strategisch sinnvollen Stellen gut versteckte Schnitte, aber das ändert nichts daran, dass über sehr lange Zeiträume alles perfekt aufeinander abgestimmt sein musste, wenn man nicht alles nochmal drehen wollte. Beim Abspann bekommen wir auch einen Blick hinter die Kamera zu sehen und dann wird klar, dass man mit der Vermutung richtig lag: Hinter den Dreharbeiten steckt in der Tat ein Haufen Arbeit. Positiv ist dabei anzumerken, dass der Film überraschend professionell aussieht, womit gemeint ist, dass es viele Regisseure gibt, die mit weitaus teurerer Ausrüstung nur wackelnde Bilder mit schlechter Beleuchtung zusammenstellen können. Junta Yamaguchi kann in seinem Debütwerk jeden widerlegen, der behauptet, mit einem geringen Budget kann man eben nur qualitativ mieses Bildmaterial einfangen.
Die Geschichte wird mit der Zeit leicht philosophisch und trotz einer durchgängig unbeschwerten Atmosphäre gibt es auch ein paar gruselige Momente, in denen uns nähergebracht wird, dass man ein Sklave der Zukunft wird, sobald man diese kennt. Als Zeitreisestreifen hat "Beyond the Infinite Two Minutes" damit alles, was man sich wünschen kann. Einen großen Haken gibt es aber doch, wenn man ehrlich ist. Die Charaktere wirken alle ziemlich kühl und nicht richtig ausformuliert. Vielleicht ist das auch schwierig, wenn man 70 Minuten lang von der Zukunft über den Bildschirm gepeitscht wird, dennoch ist es ziemlich schade, dass wir mit den Charakteren nicht warmwerden können. Dass es doch eine gewisse Dynamik, wenn auch nicht wirklich eine Chemie, zwischen ihnen gibt, liegt daran, dass durch die langen Takes ein gutes Tempo kreiert wird. Die Darsteller schaffen es überdies trotz Zeitdrucks ihre Dialoge auf natürliche Weise darzubringen und wirken nicht wie in einem schlechten Theaterspiel. Ein großes Plus.
Irgendwie erinnert dieser Sci-Fi-Streifen ein wenig an "One Cut of the Dead" oder auch "Hydra", weil er in einer Gewichtsklasse spielt, in der er eigentlich nichts zu suchen hat, und dort trotzdem die meisten seiner Gegner K.O. schlägt. Darüber hinaus ist eine Parallele, dass die Energie und die Liebe zum Medium Film in jeder Faser von "Beyond the Infinite Two Minutes" zu erkennen ist. Diese Energie ist ansteckend und sorgt mit den intelligenten Entwicklungen in der Story dafür, dass man stets am Bildschirm klebt. Leider gibt es zum Ende hin aber eine Auflösung, die wieder die typischen Logikfehler eines Zeitreisestreifens begeht, auch wenn sich immerhin ein wenig darüber lustig gemacht wird. Mindestens genauso lustig ist übrigens, dass der Monitor ein unendlich langes Kabel zu besitzen scheint, da er bis in den fünften Stock hochgetragen werden kann... Dennoch bleibt am Schluss ein herausragender Sci-Fi-Streifen, der mit viel Liebe gedreht wurde und das qualitativ auch widerspiegeln kann. Ein Geheimtipp, der hoffentlich auch jenseits von Filmfestivals Aufmerksamkeit bekommt.