Story: Ip Man (Donnie Yen) hat seine Frau an Krebs verloren und findet heraus, dass er selbst auch daran erkrankt ist. Er hat nicht mehr sehr lange zu leben, auch wenn er sich gesundheitlich gut fühlt. Einer seiner Schüler, Bruce Lee (Danny Chan), hat in San Francisco eine eigene Schule eröffnet und großen Erfolg mit dieser. Er lädt seinen Meister nach Amerika ein und Ip Man setzt sich letztlich tatsächlich in ein Flugzeug, da er seinen Sohn nach Amerika schicken will, um dort eine gute Ausbildung zu bekommen. So kann er seinen Schüler besuchen und gleichzeitig eine passende Schule für seinen Sohn suchen. Allerdings braucht Ip Man dafür ein Empfehlungsschreiben vom Chef der Chinese Benevolent Association, Wan Zong-hua (Wu Yue). Der ist aber sauer darüber, dass Ip Mans Schüler Bruce Lee chinesische Kampfkunst an Westler weitergibt. Ip Man muss wieder mit leeren Händen gehen und versucht dennoch an einer Schule angenommen zu werden. Dabei trifft er zufällig auf Yonah (Vanda Margraf), die von ihren Mitschülern gemobbt wird. Er hilft ihr und es stellt sich heraus, dass sie die Tochter von Wan Zong-hua ist. Trotz ihrer Bemühungen Ip Man sein Empfehlungsschreiben zu besorgen, geht der Meister wieder leer aus.
Derweil will einer von Bruce Lees Schülern, Hartman (Vaness Wu), seinen Seargent Barton Geddes (Scott Adkins) davon überzeugen, dass chinesische Kampfkunst auch für das Militär von Vorteil ist. Der Seargent ist selbst ein ausgezeichneter Kämpfer und will Billy eine Lektion erteilen, weshalb er einen seiner Nahkampf-Ausbilder nach Chinatown schickt, um dort die Überlegenheit von Karate zu demonstrieren...
Kritik: Um es kurz und schmerzlos zu machen, kann schon einmal vorweg genommen werden, dass das Finale der Ip Man Reihe besonders stark ausfällt und damit auf Augenhöhe mit dem ersten Teil steht. Schon "Ip Man 3" konnte qualitativ an den ersten Teil anknüpfen, diesmal macht Regisseur Wilson Yip aber nochmal einiges besser. So war das Drama im Vorgänger erstaunlich effektiv in den Film eingearbeitet und das gelingt dem Regisseur erneut. Zuallererst erwartet man bei einem Kampfkunst-Streifen, und speziell wenn es um Wing Chun-Legende Ip Man geht, sauber choreographierte Kämpfe. Und hier enttäuscht der Film nicht ein einziges Mal. Fast schon auf die Sekunde durchgetaktet, werden perfekt proportioniert Kämpfe über die gesamte Laufzeit des Films untergebracht und sie alle sind auf irgendeine Weise motiviert. Es ist wichtig, zwischen den einzelnen Auseinandersetzungen Pausen und eine Verschiebung des Fokus zu haben, damit wir auch weiter interessiert bleiben, denn auch die besten Kämpfe werden irgendwann langweilig, wenn der Film nur daraus bestehen würde. Wilson Yip weiß aber gekonnt mit Tempowechseln zu arbeiten.
Gleich zu Beginn wird klar, dass Ip Man noch etwas älter und innerlich auch trauriger ist. Donnie Yen schafft es dies auf unterschwellige Weise zu transportieren, weil Ip Man an der Oberfläche das edle Antlitz eines wahren Meisters bewahren muss. Doch der Meister trauert um seine Frau, die bereits im letzten Teil an Krebs erkrankt war und ist nun selbst todkrank. Sein einziger Wunsch ist nun, seinem Sohn eine gute Ausbildung zukommen zu lassen. Daher und um seinen Schüler Bruce Lee zu besuchen, der bereits im letzten Teil einen kurzen Auftritt hatte und auch diemal wieder von dem großartigen Chan Kwok Kwan porträtiert wird, geht er nach Amerika. Das verleiht dem Setting ein wenig frischen Wind, auch wenn der Film hauptsächlich in Chinatown und auf einer Militärbasis spielt. Der Rest der Geschichte ist aber eigentlich ein Aufguss der anderen Teile bzw. diverser Klassiker wie "Once Upon a Time in China": Die Chinesen sind in den Augen der Amerikaner eine unterlegene Rasse und werden schikaniert.
Originell mag die Geschichte zwar nicht sein, aber sie liefert einen perfekten Rahmen für die Kämpfe und stellt einen roten Faden für die zwischenmenschlichen Probleme dar. Ip Man erkennt in Yonah irgendwann seinen Sohn und realisiert, dass er zwar edel und weise sein mag, aber nicht wenn es um seinen eigenen Sohn geht. Denn die Ratschläge, die er Yonah gibt, hätte er eigentlich auch seinem Sohn geben sollen, den er stattdessen sehr verletzt hat. Auch ein Meister kann also noch dazulernen und das macht den eigentlich unbesiegbaren Helden menschlich und verletzlich. Dann ist da noch das Thema Rassismus und Integration, wobei letztere unmöglich scheint, sowie der Stolz der Chinesen, den man nicht zu oft verletzen darf: Sonst muss Ip Man ein wenig vernunft in die Köpfe der rassistischen Amis prügeln. Und genau darauf haben wir natürlich nur gewartet. Als Bösewicht ist außerdem niemand geringeres als der überaus talentierte Scott Adkins ("Wolf Warrior") an Bord.
Wenn die Choreographie des Weiteren noch von Yuen Woo Ping durchgeführt wurde, sollte klar sein, dass man hier absolute Qualität bekommt. "Ip Man 4" besteht eigentlich nur aus Highlights. Da wäre Ip Mans Kampf gegen einen Taiji-Meister, gespielt von Wu Yue ("Paradox"), oder jener zwischen Scott Adkins und Wu. Außerdem bekommen wir von Chan Kwok Kwan einen Kampf als Bruce Lee, der fast schon allen anderen die Schau stiehlt. Und Donnie Yen liefert auch zu jeder Zeit ab. Das Tempo und der Rhythmus der Kämpfe ist einfach hervorragend, die Schläge haben Wucht, manchmal bricht auch mal etwas und wie bereits erwähnt haben die Auseinandersetzungen immer exakt genau die richtige Länge. Ich glaube, oftmals ist es gar nicht so leicht auszumachen, was einen guten Kampfkunst-Film definiert, aber viel hängt damit zusammen, dass es ein Stop-and-Go gibt. Und wie bereits erwähnt ist auch das Drama dazwischen nicht einfach nur Füllmaterial, sondern verleiht der Geschichte auf menschlicher Ebene Gewicht.
Es bleibt nur zu hoffen, dass es sich hierbei wirklich um das Finale handelt. Bruce Lee steht hier keineswegs zu stark im Vordergrund, und dass der Film nie seinen Fokus verliert, ist auch eine seiner Stärken. Dennoch kann man erkennen, dass "Ip Man 4" ein perfekter Übergang wäre, um den Staffelstab an eine Bruce Lee Reihe weiterzugeben. Das Ende weiß uns überdies noch einmal gekonnt zu rühren und uns die Reise, die wir mit dieser Reihe hinter uns haben, nochmal vor Augen zu führen. "Ip Man 4" baut auf den Stärken seiner Vorgänger auf und besinnt sich auf das Wesentliche. Das soll keinesfalls negativ klingen, denn das Wesentliche ist in einer Kampfkunst-(Pseudo)Biographie eben auch das Menschliche, die Wünsche und Träume sowie die Fehler, die die Menschen mit sich tragen. Dass Wilson Yip dies nicht aus den Augen verloren hat und dazu noch das Herz jedes Kampfkunst-Fans höher schlagen lässt, dürfte Grund genug sein, diesen Abschluss der Reihe wärmstens zu empfehlen.