

Story: Es ist das Jahr 1970 und drei Monate zuvor wurde ein Passagierflugzeug nach Nordkorea entführt. Dementsprechend sind die Erinnerungen an das Ereignis noch sehr frisch, als erneut ein Flugzeug entführt wird. Diesmal handelt es sich um einen japanischen Linienflug, der von einigen sehr jungen Idealisten unter der Leitung von Denji (Sho Kasumatsu) und Asuka (Nairu Yamamoto) unter ihre Kontrolle gebracht wird. Die Piloten des Flugs sollen nach Pjöngjang fliegen, haben aber keine Ahnung, wie sie genau dorthin kommen. Sie geben vor, zu wenig Treibstoff zu haben, weshalb man in Japan nochmal zwischenlanden müsse. Die Regierung kann bei der Gelegenheit jedoch auch nicht viel unternehmen, da die Entführer vorhaben, sich und alle Passagiere in die Luft zu sprengen, sollte es zu einem Befreiungsversuch kommen. Nachdem die Maschine wieder abgehoben ist und in die Nähe von Südkorea kommt, gibt es ein Krisenmeeting der KCIA unter der Leitung von Park Sang-hyeon (Ryoo Seung-bum). Dieser holt sich Rat von einem eigenartigen Gesellen, der sich nur Nobody (Sul Kyung-gu) nennt. Man plant, sobald die Piloten auf der Notfallfrequenz einen Funkspruch absetzen, sich als nordkoreanische Funker auszugeben und das Flugzeug mithilfe dieser List in Südkorea landen zu lassen. Um das Flugzeug zunächst überhaupt ausfindig machen zu können, braucht man aber einen Radarexperten. Dieser ist bald in dem jungen Seo Go-myeong (Hong Kyung) gefunden. Er ist mit seiner Aufgabe nicht wirklich einverstanden, aber da es sich um eine Geheimoperation handelt, bleibt ihm keine andere Wahl als zu kooperieren.

Kritik: Heutzutage wird es immer seltener, dass man einen Film startet und sich nicht innerhalb weniger Minuten in einer vertrauten Erzählung wiederfindet, bei der uns zu jeder Zeit eine ziemlich gute Idee davon vorschwebt, was uns als nächstes erwartet. "Good News" ist aber einer jener rar gewordenen Fälle, welche die Narration aufbrechen und sozusagen ihren Rhythmus stets ändern. Zumindest in der ersten Hälfe geht das hervorragend auf und man wartet voller Spannung darauf, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln könnten. Besonders hervorzuheben ist dabei der satirische Charakter der Geschichte und der gelungene Humor, der im Besonderen zu Anfang kaum ein Halten kennt. Auch der Umstand, dass wir uns zeitlich Anfang der 70er befinden, gibt dem Film einen herausstechenden Anstrich. Während wir die Charaktere kennenlernen, bekommen wir so auch die politischen Begebenheiten und Spannungen zwischen den Ländern nähergebracht. Freundlicherweise wird man dabei nie überfordert und die Geschichte nimmt sich auch alle Zeit, die sie braucht, jedes Puzzleteil ordentlich an seinen Platz zu setzen.

Im Großen und Ganzen scheint es sich hier um einen Thriller mit einer Flugzeugenführung im Zentrum zu handeln. Damit lässt der Film an "Hijack 1971" denken, mit dem er das gleiche politische Klima als Hintergrund teilt. Ganz anders als bei diesem klassischen Thriller tritt hier ein satirischer Grundton aus jeder Pore. Die Dialoge und Entscheidungen der einzelnen Personen bleiben realistisch, aber zugleich bekommt man den Eindruck, dass viele der Politiker oder Verantwortlichen keinen wirklichen Plan haben, was sie da eigentlich tun, und lieber die Verantwortung von sich wegschieben. Das führt zu einigen äußerst natürlich und lustig wirkenden Dialogen sowie absurden Szenen wie jener, als ein Kampfjet das auftankende Flugzeug zuparkt, damit es nicht abheben kann. Eine bessere Idee hatte man eben einfach nicht. Der Humor in "Good News" ist aber eben nicht auf dämliche Art lustig, sondern ist sich seines satirischen Tons bewusst, sodass dieser hin und wieder sogar auf sehr erfrischende Art von den Charakteren selbst kommentiert wird. Manchmal erklärt Nobody sogar etwas und schaut dabei mehr oder weniger in Richtung der Kamera. Normalerweise bin ich überhaupt kein Fan davon, die vierte Wand zu durchbrechen, aber hier passt es.

In diesem Zusammenhang muss auch Sul Kyung-gu ("Kingmaker") in seiner Rolle als schrulliger, aber mächtiger Problemlöser herausgestellt werden. Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich das Gefühl hatte, er spielt mit ganzem Herzen eine Rolle, schließlich ist er ein Charakterdarsteller, der in letzter Zeit kaum herausfordernde Rollen bekommen hat. Hier wirkt er durch seine Sprechweise und Körpersprache aber vollkommen anders, als wir es von ihm in den letzten Filmen gewohnt sind. Er porträtiert nicht die Person, mit der wir uns identifizieren sollen, aber jemanden, der immer irgendwie die Fäden in der Hand hält und unberechenbar ist. Nobody ist die Person, die gerufen wird, wenn es schon brennt, und die dann schalten und walten kann, wie es ihr beliebt. Ihr in den Weg sollte man sich nicht stellen. Es ist faszinierend, dass diese eigentümliche Figur, die in ihrer Einführung zunächst von anderen nicht ernst genommen wird und zu locker daherplaudert, auch ein wenig Furcht verbreiten kann. Sul Kyung-gu gelingt zweifellos eine sehr interessante Figurenzeichnung.

Anker der Geschichte soll aber Seo Go-myeong sein, der von Hong Kyung ("Troll Factory") gespielt wird. Er ist der einzige, der sich moralisch "richtig" verhält und sich dabei immer wieder über das rücksichtlose Vorgehen von Nobody aufregt. Wirklich etwas unternehmen kann er aber nicht, da es eine stark durch politische Ideologie geprägte Zeit ist, in der jeder, der sich gegen die Entscheidungen der Strippenzieher stellt, als Kommunist in einer Folterkammer landet. Auch wenn das alles herausgestellt wird, darf man hier aber keinen düsteren Ton erwarten. Immer wieder wird die Stimmung durch Humor aufgelockert, der zuweilen auch in Form aufwendig inszenierter Traumsequenzen umgesetzt ist, in welchen sich Seo ausmalt, wie er als Held gefeiert wird oder als Cowboy schneller als sein Gegenspieler seinen Revolver ziehen muss. Ab und an wird der Film auch auf übertriebene Weise theatralisch und nimmt sich dabei selbst auf die Schippe. Der ungewöhnliche Rhythmus des Films hält einen des Weiteren zu jeder Zeit gefangen und man weiß nie, ob als nächstes ein Witz oder eine dramatische Entwicklung der Geschichte auf uns wartet.

Strukturiert ist der Film in Kapiteln, doch ansonsten verzichtet man auf typische Erzählweisen. Herauszustellen ist auch die Regie von Byun Sung-Hyun, der bereits mit "Kill Boksoon" auf sich aufmerksam machen konnte. Diesmal ist er aber noch experimentierfreudiger, lässt die Kamera häufig aus der Perspektive von Gegenständen die Geschehnisse einfangen und lässt auch ansonsten die Linse recht verspielt durch die Geschehnisse gleiten. Das passt hervorragend zum lockeren Ton des Films und wirkt dynamisch. Leider geht "Good News" aber zum Ende hin die Luft aus. Das hat man bei den fast 140 Minuten eigentlich schon erwartet, aber es ist dennoch frustrierend, dass zum Ende hin der Humor etwas rarer gesäht ist und die Geschichte zudem auf der Stelle tritt. Weiterhin ist der Plot dann doch nicht so intelligent, wie es der Drehbuchschreiber intendiert hatte. Im Endeffekt bedeutet das, dass wir es hier mit einer innovativen schwarzen Komödie zu tun haben, die man wegen ihres Humors und Einfallsreichtums empfehlen muss, die aber etwas Straffung vertragen hätte. Gerade auf Netflix endlich ein wenig mehr Innovation zu sehen, ist aber sehr willkommen.
