Story: Das Nördliche Yan und das Südliche Zhao sind zwei Reiche, die schon seit langem miteinander im Krieg sind. Im Moment gibt es einen Waffenstillstand, doch ein Spion am königlichen Hof Zhaos, Grand Tutor Guan (Hu Ming), der direkte Berater des Königs, hat schon einen Weg gefunden, das Land Zhao in die Knie zu zwingen. Nach einem Attentatsversuch auf den König schlägt Guan vor, einen Kampfkunstwettbewerb zu veranstalten. Der Gewinner soll den Titel des Großen Feldmarschalls erhalten und das Land wieder militärisch stärken. Daher sollen aus allen acht Clans im Land drei Kämpfer ausgewählt werden, die nach Phönix City kommen und sich dort miteinander messen. Guans eigentlicher Plan ist es, dass sich die gefährlichsten Krieger des Landes gegenseitig ausschalten und sie durch eine Gesetzeslücke davon abzuhalten, etwas gegen die sich anbahnende Revolte zu unternehmen. Vom Clan Qingyuan meldet sich der Streuner Dong Yilong (Henry Lau) freiwillig. Nachdem Chu Hun (Peter Ho Yun-tung) hört, dass Guan den Wettbewerb austragen lässt, meldet auch er sich freiwillig, da er noch eine Rechnung mit ihm zu begleichen hat. Auf dem Weg nach Phönix City verlieren die beiden allerdings ihren dritten Mann und geraten in Phönix City schließlich an das Mädchen Jinggang (Lin Chenhan), die selbst keinem Clan angehört, aber Ruhm erlangen möchte. Sie wird zur Dritten im Bunde und schon bald müssen sich die drei im Wettbewerb gegen die anderen messen...
Kritik: "Double World" ist einer jener modernen Fantasystreifen, bei denen ein wenig zu viel mit computergenerierten Spezialeffekten herumgespielt wurde, anstatt sich auf das zu fokussieren, was die Geschichte im Kern zu einem guten Film gemacht hätte: seine Wuxia-Wurzeln. Würde man heute einen Fantasystreifen aus Hong Kong wie "The Storm Riders" drehen, würde ein Film wie hier herauskommen. Die Welt ist interessant und bietet viel Potential, genauso wie die Charaktere, doch das Potential wird nicht ausgeschöpft. Stattdessen bleibt alles ziemlich flach, weil alle Elemente mit Substanz in der zweiten Reihe Platz nehmen müssen, während ganz vorne die Effekte und beeindruckende Szenerien ihren Auftritt haben. Das Tragische ist aber eben, dass die Szenerie gar nicht so beeindruckend aussieht, sondern einfach nach viel Green Screen. Am besten funktioniert dieser Fantasystreifen, wenn die Dynamik zwischen den Charakteren zum Tragen kommt.
Dass die Charaktere so bunt sind - allerdings auch ziemlich generisch -, liegt daran, dass der Film auf dem im Land sehr erfolgreichen chinesischen MMORPG "Zhengtu" basiert. Das wird auch ziemlich offensichtlich, wenn wir uns die anderen Clangruppen ansehen, wie z.B. die drei Kriegerinnen mit ihren mondsichelartigen Messern. Die Welt wirkt farbenfroh und vielversprechend und die Aufgabe, ein Drachenei zu besorgen, schreit förmlich das Wort "Quest" heraus. Die Kostüme und Sets, sofern sie nicht am Computer erschaffen wurden, ziehen einen sofort in die Welt und auch die Waffen sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet und passen zum Kampfstil des jeweiligen Trägers. Wie bereits erwähnt, sind die Protagonisten nicht gerade außergewöhnliche Persönlichkeiten, aber mit dem immer hilfsbereiten und etwas gutgläubigen Menschenfreund Yilong bekommt man die Art von Held präsentiert, die eigentlich eine untergeordnete Rolle spielt, aber immer wieder als Anker funktioniert, falls der Rest der Gruppe zu egoistisch agieren sollte.
Henry Lau ist Sänger, Tänzer und spielt diverse Instrumente. Weil er nicht nur Chinesisch spricht, sondern auch Koreanisch, war er u.a. auch als Mitglied der Boyband Super Junior M tätig. Klar, dass man mit ihm diversere Fans in ganz Asien abholen will, aber dankenswerterweise besitzt er tatsächlich Charisma und passt in die Rolle. Aber er muss die meiste Zeit dem eigentlichen Helden der Geschichte, Chu Hun, Platz machen. Dessen Geschichte dreht sich um Rache und er hat eine nette, wenn auch auf emotionaler Ebene nicht hundertprozentig ins Schwarze treffende, Nebengeschichte mit einer Sklavin, die sich wiederum an ihm rächen will. Peter Ho spielt den Helden, der eigentlich keiner ist, und er macht seine Arbeit ziemlich gut, gerade in den Actionszenen. An seine Darstellung in "Sword Master" (nebenbei bemerkt immer noch das Beste im Wuxia-Genre, was man in den letzten Jahren präsentiert bekommen hat) kommt er aber nicht heran.
Abgerundet wird das Trio von Lin Chenhan, die ein lebensfrohes Mädchen spielt, das mit einem riesigen Schwert um sich schlägt. Cloud Strife wäre beeindruckt. Das bringt uns dann auch zur Action, die sich absolut sehen lassen kann. Martial Arts-Fans mögen zwar vielleicht etwas mehr erwarten, aber es handelt sich hier eben um einen Wuxia-Streifen mit vielen Fantasy-Elementen, weshalb die Kämpfe nicht unbedingt bodenständig sind. Das passt zum Stil des Films. Was dagegen immer wieder negativ auffällt, ist der riesige Schoßhund von Guan oder der Drache, dessen Ei gestohlen werden muss. Das CGI sieht einfach nicht überzeugend genug aus, und das gerade deshalb nicht, weil der mit 43 Millionen Dollar gedrehte Film eigentlich nach mehr aussehen müsste. Man erkennt aber immerhin, dass hier eine große, weite und komplexe Welt als Hintergrund dient. Warum es die ganzen mechanischen Spielereien am Hof braucht, ist auch fraglich. Es mag zur Welt gehören, aber es sieht nicht glaubwürdig genug aus. Eigenartigerweise scheint man aber für die Feuereffekte viel Zeit und Mühe investiert zu haben, denn das Feuer gehört zum Besten, was man am Computer erzeugen kann.
Immer wieder weckt der Film Erinnerungen an Streifen wie "Legend of the Ancient Sword". Irgendwie möchte man den Film mögen, aber es gibt zu viel, das unsauber und chaotisch ist, obwohl gesagt werden muss, dass "Double World" doch um einiges besser ist, da der Wuxia-Kern klarer respektiert wird und die emotionalen Momente nicht ganz so flach ausfallen. Tatsächlich kann der Film unwahrscheinlich hart und düster werden, was das Ableben einiger Charaktere angeht. Das kann durchaus gefallen und verleiht dem Genre auch irgendwie frischen Wind, da man hier eigentlich einen bonbonbunten Popcorn-Film erwartet. Aber die Geschichte ist dann wiederum zu flach und es gibt auch ein paar Stellen, an denen gerade gar nichts passiert. Irgendwie kann man aber nicht umhin, Wuxia-Fans trotzdem den Film zu empfehlen. Es gibt einfach zu viele Momente und Elemente, die an jenes Genre erinnern und ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Es wäre aber so viel mehr möglich gewesen...