Story: Lee Leung (Simon Yam) taucht eines Tages bei der Polizei auf und übergibt dieser ein niedergeschriebenes, ausführliches Geständnis und
sorgfältig gesammelte Beweise, dass er vier Morde begangen hat. Der Psychologe Cheung (Kenny Wong) soll sich den Fall anschauen. Leungs Frau hatte Leukämie
und nahm sich wegen der starken Schmerzen das Leben. Leung ist streng gläubig und hat nach dem Selbstmord einen Weg gesucht, wie er Gottes Gnade
erringen kann, damit seine Frau nicht auf ewig für ihre Sünde verdammt ist. Er stößt auf ein Forum, in dem sich potentielle Selbstmörder miteinander austauschen.
Leung kontaktiert diese und macht mit ihnen aus, sich um ihren Tod zu kümmern. So rettet er zumindest ihre Seelen vor der ewigen Verdammnis. Sein erstes
Opfer ist ein Familienvater (Liu Kai-Chi), der todkrank ist, aber seiner Familie durch seine Lebensversicherung doppelt so viel Geld hinterlassen würde, wenn
er nicht an einer Krankheit, sondern auf andere Weise sterben würde. Drei weitere Morde hat Leung danach begangen, doch beim letzten ist etwas schiefgelaufen
und der selbsternannte Gesandte Gottes will nun bestraft werden...
Kritik: Zunächst stellt sich bei "Cross" Begeisterung ein. Ein Serienmörder, der eigentlich Selbstmördern Sterbehilfe leistet und ihnen
dadurch die Pforte zum Himmel offenhalten will. Die Motivation des Mörders macht ihn irgendwie zum Sympathieträger, nicht zuletzt dank Simon Yam in der
Hauptrolle. Doch sehr schnell kehrt Ernüchterung ein. Die Charaktere sind nicht ansatzweise so vielschichtig, wie sie es für die Geschichte sein müssten.
Darüber hinaus bietet der Thriller neben seiner faszinierenden Grundidee nichts anderes mehr! Es ist, als hätte man die Folge einer Fernsehserie künstlich
auf Spielfilmlänge aufgebläht. Was bleibt, ist dann leider ein ziemlich schlechter Film, da die Enttäuschung über den Mangel an Spannung und der
Weiterführung der Geschichte einfach zu groß ist.
Tatsächlich hatte "Cross" nämlich erhebliche Probleme überhaupt fertig zu werden. Insgesamt vier Regisseure sind gelistet und spätestens ab der zweiten
Hälfte merkt man auch, dass dem Thriller schlichtweg die Puste ausgeht. Anstatt die Geschichte weiterzuführen, gibt es nach der Wendung eine repetitive
Erklärung über die Umstände der Morde, bei denen sogar altes Filmmaterial erneut als Rückblende herhalten muss. Welchen Zweck hat es denn, die gleichen
Szenen mehrfach zu sehen? Ganz einfach: Der Film wird etwas länger. Dennoch bleibt es am Ende bei einer Laufzeit von gerade einmal 81 Minuten,
wobei sechs Minuten sogar auf den Abspann entfallen! Das ist schlichtweg eine Mogelpackung, nach der man sein Geld zurückhaben möchte.
"Cross" erzählt seine Geschichte anfangs in sehr gemächlichem Tempo und das steht dem Film eigentlich ziemlich gut. Die Bilder wirken nett, irgendwie beinahe
Art House-typisch und Simon Yam ("Election", "Sparrow") scheint eine interessante Persönlichkeit
zu porträtieren. Genau genommen ist das am Ende das einzig Positive, was von dem Streifen bleibt, vielleicht noch zusammen mit einem kurzen Auftritt von Nick
Cheung ("Unbeatable", "The Stool Pigeon"). Aber auch Yam kann keine Wunder
bewirken und so bleibt unsere Hoffnung, etwas mehr von seiner Person zu sehen, abseits von seiner Motivation für die Morde, unerfüllt. Problematisch ist aber
im Speziellen die Ermittlungsgeschichte, denn eigentlich gibt es ja nach Leungs Geständnis überhaupt gar nichts mehr zu ermitteln.
Das stimmt natürlich so nicht ganz und die Wende im Film ist auch keinesfalls schlecht. Allerdings bieten Grundidee und Wende nicht mehr Stoff als für eine
halbe Stunde. Schon die verschiedenen Morde können kaum Interesse bei uns erwecken, weil sie etwas Episodenartiges an sich haben und weder dem Zweck dienen,
neue Erkenntnisse in dem Fall aufzudecken, von unnötigen Details einmal abgesehen, noch Leungs Charakter etwas plastischer zu gestalten. Viel schlimmer ist
aber noch, dass der Ermittler ein leeres Blatt bleibt und auch der Anwalt, der eine nicht unerhebliche Rolle in dem Film einnimmt, ohne richtige
Charaktereigenschaften auskommen muss. Eigentlich hätte "Cross" ein charakterzentrierter Thriller mit Dramaelementen sein müssen, aber nahegehen kann einem
in diesem Werk leider nichts.
Im weiteren Verlauf des Films wird die technische Ausführung auch immer schlampiger. Daniel Chan hatte die Regie begonnen und von ihm stammen auch Großteile des Drehbuchs, vermutlich darf man ihm also die einzig guten Aspekte zuschreiben. Allerdings wirkt das Drehbuch einfach unvollständig. Was die restlichen drei Regisseure dann aus dem Film gemacht haben, ist eine Zumutung. Es gibt keinen richtigen Höhepunkt, Elemente, die man weiter hätte ausbauen sollen, wie die Gefahren des Internets, bleiben unsauber angeschnitten und die Wiederholung bekannter Szenen zum Schluss sowie der schlechte Schnitt sind eine Frechheit. Wäre nicht ein oft ganz stimmungsvoller Soundtrack, Simon Yam und eine ansprechende Grundidee, hätte "Cross" überhaupt keine ausgleichenden Eigenschaften. Obwohl von "ausgleichend" eigentlich nicht die Rede sein kann. "Cross" ist ein Thriller, den man getrost ungesehen lassen kann.