Story: Neri (Sakura Ando) arbeitet für Takagi (Katsuhisa Namase), der Buchhalter in einer Organisation ist, welche sich auf Betrug spezialisiert hat. Neri arbeitet als Coach, d.h. sie kundschaftet potentielle Opfer aus und stellt sicher, dass bei Geldübergaben die Polizei nirgends in der Nähe ist. Sie hat dieses Leben gewählt, da sie auf der Flucht vor ihrem Ex Goya (Yasushi Fuchikami) ist, der ein skrupelloser Milliardär und immer noch auf der Suche nach ihr ist. Schließlich findet er sie und lässt sie weiter beschatten, während die Polizei ihr und Takagi auch immer näherkommt. Detective Satake (Mitsuo Yoshihara) hat ein besonderes Interesse daran, Takagi zu fassen, da er bei einem früheren Betrug im großen Stil ungestraft davongekommen ist. Derweil bittet Neri ihren Boss, Jo (Ryosuke Yamada) eine Chance in der Organisation zu geben. Er ist ihr Bruder, gerade aus dem Gefängnis gekommen und sucht Arbeit. Jo sitzt seiner Schwester immer wieder damit im Ohr, dass man Takagis Millionen stehlen und das Land verlassen könnte. Schließlich lässt sich Jo dann noch von jemandem als Killer anheuern und bei dem Auftrag läuft nicht alles glatt. Weil er sich in die Ecke gedrängt fühlt, plant er Takagi zu überfallen. Doch das löst eine Kette von Ereignissen aus, die ihn und seine Schwester in große Schwierigkeiten bringt...
Kritik: Masato Harada kehrt nach seinem durchaus beeindruckenden "Hell Dogs" mit einem Crime-Thriller zurück, bei dem großer Fokus auf die Charaktere gelegt wird. Das wird schon zu Beginn deutlich, da wir eine ganze Weile damit verbringen, Neri in ihrem Alltag zu begleiten. Zwar mag dieser überaus ungewöhnlich sein, da sie ihren Lebensunterhalt durch Scams verdient, dennoch kann man nicht umhin, als sich ab einem bestimmten Punkt zu fragen, wann denn jetzt die eigentliche Handlung endlich in Fahrt kommt. Die Antwort für alle Ungeduldigen ist, dass es über eine Stunde braucht, bis es zur ersten großen Krise kommt und sich abzeichnet, in welche Richtung der Film geht. So mag "Bad Lands" zwar ein recht flottes Tempo aufweisen, da alle Personen stets in Bewegung sind, aber das größte Problem bleibt eben, dass man sich in Geduld üben muss, bis dieser Krimi ernsthaft spannend wird. Immerhin können einen bis dahin die gut geschriebenen Persönlichkeiten am Ball halten.
Die plastisch geschriebenen Charaktere sind das Resultat dessen, dass "Bad Lands" auf dem Roman "Keisou" von Hiroyuki Kurokawa basiert. Neri kann sicherlich nicht als eine Vorzeigebürgerin bezeichnet werden und es ist zuerst wirklich schwierig, mit ihr zu fiebern, da sie eben andere über den Tisch zieht. Aber je mehr wir über sie, ihre verkorkste Kindheit, ihre Zeit bei Goya und ihr Verhältnis zu Takagi erfahren, desto mehr Sinn ergibt ihr Verhalten und sie kann dann auch problemlos als Held der Geschichte fungieren. Sakura Ando ("Shoplifters") tut ihr Übriges, dass Neris Persönlichkeit die nötige Komplexität bekommt. Ihre Entwicklung, die eigentlich keine ist, weil wir schlicht mit der Zeit erfahren, wer sie tatsächlich ist, stellt die anfängliche treibende Kraft des Films dar. Ryosuke Yamada ("Fullmetal Alchemist - The Final Alchemy") spielt den unberechenbaren, etwas dümmlichen Bruder, bekommt aber im Laufe der Zeit auch mehr Farbe. Einige der Nebencharaktere, wie z.B. Mandala, bekommen zudem auch noch überraschenderweise mehr Zeit auf dem Bildschirm.
Etwas schade ist aber, dass wir über Goya und Neris Zeit bei ihm nur wenig erfahren. Es sind vielmehr kleine Collagen, die wir in Neris Albträumen sehen, die uns ein skizziertes Bild abliefern. Eine originelle Wahl, aber etwas vermisst man da dennoch, zumal Goya für die Geschichte zumindest teilweise wichtig scheint. Genauso wie mit seiner Geschichte verhält es sich aber auch mit der des Detectives. Die Polizei jagt zwar nach den Betrügern, aber über lange Strecken legt der Regisseur verschiedene Storyfäden immer wieder auf Eis. Das geht sogar so weit, dass wir gut eine Stunde nach einem roten Faden suchen. Zunächst folgen wir Neri nur und wir werden mit unzähligen Details bombardiert, wie wer welchen Betrug geplant hat etc. Oft fragt man sich, warum das denn jetzt von Belang sein soll. Die mangelnde Struktur frustriert richtiggehend. Das hohe Tempo des Films besteht bis dahin nur darin, dass alle Charaktere ständig unterwegs irgendwohin sind. Diese Art, künstlich das Tempo bzw. die Spannung zu erhöhen, ist aber viel zu offensichtlich, als dass es funktionieren würde.
Allzu oft fragt man sich auch, in welcher Zeit der Film genau spielt. Von Computern ist nur sehr wenig zu sehen, und den Wegwerfhandys - ein Muss für Betrüger und Gauner - ist es wohl geschuldet, dass man die Geschichte Anfang 2000 verortet. Doch dann wird Bitcoin noch wichtig für die Handlung bzw. als Möglichkeit, Geld aus dem Land zu schmuggeln. Das ist alles ziemlich irritierend. Immerhin wird man in der zweiten Hälfte nicht mehr von unnötigen Informationen aus der Bahn geworfen, sondern der Film bekommt mehr Struktur und eingeführte oder zumindest erwähnte Personen tauchen auf und kitten die Lücken in der Geschichte. Es bleibt aber ein großes Problem, dass Masato Harada sich zu Beginn so viel Zeit nimmt. Ich war schon drauf und dran, dem Film nach einer halben Stunde keine Chance mehr zu geben, weil eben keine Linie oder eine zusammenhängende Geschichte zu erkennen war. Dass diese Vorgehensweise wirklich nötig war, ist zu bezweifeln. Mit seinen 147 Minuten ist "Bad Lands" auch eindeutig zu lang und es hätte genug Material gegeben, das ohne große Verluste hätte geschnitten werden können.
Als Crime-Thriller bietet "Bad Lands" aber zum Ende hin alles, was man sich wünschen mag. Einige Überraschungen, auch wenn sie emotional nicht so nahegehen können, wie es möglich gewesen wäre, und eine Auflösung, die zufriedenstellen kann. Die Startschwierigkeiten hallen aber auch später noch nach und mit seiner Laufzeit kann die Geschichte auch irgendwann ermüden. Man kann es aber auch positiv betrachten und festhalten, dass der Film auch recht epische Ausmaße bekommt - zumindest an ein paar Stellen flackert dies durch. Die erste Stunde ist anstrengend, aber die gut ausgearbeiteten, originellen Charaktere können solange über Wasser halten, bis "Bad Lands" seinen Rhythmus findet. Schon in "Hell Dogs", der wesentlich mehr Action bot, hatte der Regisseur einige Probleme, konnte aber mit seinem Endprodukt überzeugen. Doch auch diesmal kann man sich gut vorstellen, dass ein "Director's Cut" einige Mängel beseitigen könnte. Für Fans gut geschriebener Charaktere, die ein bisschen mehr Drama als Krimiaction wollen, ohne dass auf Sentimentalität zurückgegriffen würde, ist "Bad Lands" aber zweifellos empfehlenswert.