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Animal World - Filmposter
Original Title:
Dong wu shi jie

China 2018

Genre:
Action

Director:
Han Yan

Cast:
Li Yifeng
Zhou Dongyu
Michael Douglas
Cao Bingkun
Eric Heise
Alberto Lancellotti
Li Yijuan
Keith Shillitoe
Su Ke
Wang Ge


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Animal World

Animal World - Film Screenshot 1

Story: Zheng Kaisi (Li Yifeng) muss sich um seine Mutter kümmern, die im Koma liegt. Er leiht sich immer wieder Geld von der Krankenschwester Qing (Zhou Dongu), mit der er seit seiner Kindheit befreundet ist, weswegen er ihr auch nicht offiziell seine Liebe gestehen kann, obwohl beide darum wissen. In seiner Imagination verwandelt er sich oft in einen Clown und seine Mitmenschen in Monster, die er bekämpft. Er weiß, dass er verrückt ist, aber er ist auch ein guter Mensch. Aus diesem Grund leiht er seinem Freund Li Jun (Cao Bingkun), einem Immobilienmakler, trotz besseren Wissens Geld, indem er eine Hypothek auf die Wohnung seiner Mutter aufnimmt. Gleichzeitig erhofft er sich durch den angeblichen Gewinn, den die Investition bringen wird, die Krankenhauskosten seiner Mutter bezahlen zu können. Kurze Zeit später wird Kaisi jedoch entführt und vor den Boss (Michael Douglas) einer Untergrundorganisation geschleppt. Li Jun hatte Schulden bei diesem und mit seiner Vertragsunterzeichnung hat Kaisi die Schulden übernommen. Li hatte versucht in Macau mit dem Geld seines Freundes wieder aus der Schuldenfalle zu kommen, doch letzten Endes wurde alles noch schlimmer. Kaisi hat nun die Option, die nächsten dreißig Jahre mehreren Jobs nachzugehen, um die Schulden und die astronomischen hohen Zinsen zurückzuzahlen, oder sich auf das Schiff "Destiny" zu begeben, auf dem weitere verzweifelte Seelen versuchen, in einem perfiden Schere-Stein-Papier Spiel ihr Leben zurückzugewinnen. Kaisi hat nicht wirklich eine Wahl und trifft auf dem Schiff auch seinen Freund Li Jun wieder...

Filmroll Animal World - Film Screenshot 2 Animal World - Film Screenshot 3 Filmroll
Animal World - Film Screenshot 4

Kritik: Der Trailer zu diesem Film lässt einen äußerst verwirrt zurück. Ein weiterer überdrehter chinesischer CGI-überladener Actionstreifen, der auf ein junges Publikum abzielt und das schnelle Geld machen will? "Animal World" erweist sich doch als etwas anderes, und durchaus etwas Besseres, muss aber dennoch mit einer Unfokussiertheit kämpfen, die den Film zu einer Anomalie des chinesischen Kinos werden lässt. Die Überraschung war nicht gering, als sich Zheng Kaisi auf dem Schiff Destiny wiederfindet und mir ohne einen Zweifel klar wurde, dass es sich hier eigentlich um die Verfilmung des Mangas "Tobaku mokushiroku Kaiji" handelt, der in Japan ebenfalls erfolgreich als "Kaiji: The Ultimate Gambler" verfilmt wurde. Jene Verfilmung war sich seiner Manga-Wurzeln bewusst und hat sich dieser bereitwillig angenommen. Das Problem mit "Animal World" ist, dass der Regisseur nicht zu wissen scheint, ob er lediglich den Ursprungsstoff verfilmen oder etwas anderes daraus machen will.

Animal World - Film Screenshot 5

Ein Problem ist zunächst einmal die Liebesgeschichte mit der Krankenschwester und langjährigen Freundin des Helden. Zhou Dongyu ("The Thousand Faces of Dunjia") verkörpert die Rolle, die nicht mehr als einen Grund für Kaisi darstellt, die Prüfungen zu bestehen, welche ihm auferlegt werden. Anfangs glaubt man aber, dass ihre Geschichte zentral ist. Dann sind da die Visionen des Helden, in denen er als Clown Monster in Einzelteile zerlegt. Überbleibsel eines Traumas, das einen Fernsehcomic mit einschließt und das erst gegen Ende aufgeklärt wird. Da die Monster Kaisis Imagination entspringen, wirkt das CGI auch nicht billig und der "Man in Black"-Charme der Szenen ist in Ordnung. Weiterhin wird uns durch diese Szenen immer wieder ins Gedächtnis gerufen, dass Kaisi verrückt ist. Allerdings ist das Unsinn. Er hat vielleicht mit einem Trauma zu kämpfen, aber seine Entscheidungen sind nie verrückt, höchstens naiv. Er ist einfach ein guter Kerl und das bringt uns auch zu einem weiteren Problem.

Animal World - Film Screenshot 6

Wer das Ursprungsmaterial kennt, wird nämlich nicht unbedingt begeistert davon sein, was mit dem Helden der Geschichte gemacht wurde. Denn eigentlich war dieser ein Verlierer, der sich seiner eigenen Schwächen bewusst war und über diese hinauswuchs und sich dabei als ein besserer Mensch herausstellte, als man zunächst vermutete. Von einer solchen Charakterentwicklung ist hier nichts zu merken. Allerdings wird Kaisi, porträtiert von Li Yifeng ("Mr. Six"), auch als Gegenbild zum egoistischen Kapitalisten dargestellt, das an unsere menschliche Seite appelliert. Das ist natürlich auch in China ein großes Thema. Und vor allem auch eines, das der chinesischen Regierung gefallen sollte. "Animal World" deshalb zu kritisieren, wäre allerdings zu ideologisch gedacht. Regisseur Han Yan will einfach zeigen, dass man speziell in unserer Gesellschaft öfter mal zeigen sollte, dass man das Herz am rechten Fleck hat, und das war letztlich auch das Motiv des Mangas. Schade bleibt also lediglich die Zweidimensionalität der Charaktere.

Animal World - Film Screenshot 7

Diese betrifft auch den Bösewicht, gespielt von Michael Douglas. Es reicht aber schon, einen Veteranen wie ihn an Bord zu haben, um dem Antagonisten etwas Charisma zu verleihen. Leider ist die Dynamik zwischen den verschiedenen Personen aber nicht ganz gelungen. Generell wirkt der Film etwas zu zerstückelt und das spiegelt sich auch in der Charakterausarbeitung wider. Auf dem Schiff zieht das Tempo dann ordentlich an und der Film wird zu einem Glücksspiel-Streifen, der mit den gewohnt originellen Gedankengängen des Originals hantiert und so Spannung erzeugt. Vor allem dank der beeindruckenden Sets, die jene der japanischen Verfilmung vollkommen in den Schatten stellen, fühlt man sich richtig in das Geschehen hineingezogen. Der Umstand, dass Kaisi "verrückt" ist, und wir immer wieder Bilder, die seiner Imagination entspringen, zu sehen bekommen, führt dazu, dass einige typische, fantasiereiche Manga-Bilder sehr gut in den Film integriert sind. Hier macht der Film einfach Spaß und Regisseur Han Yan kann seinen bunten, modernen sowie auch erfrischenden Stil gekonnt auf die Leinwand bringen.

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Animal World - Film Screenshot 10

Das Problem ist die mehr in der Realität verortete Rahmengeschichte, die einen Bruch zum bunten Kern des Films darstellt. Diese beiden Welten passen einfach nicht zusammen. Es ist so, als hätte der Regisseur nicht gewusst, welches Publikum er letztlich bedienen wollte. Mit seinem Cliffhanger wird auf einen zweiten Teil verwiesen, sodass man hoffen kann, dass Han Yan ("Go Away Mr. Tumor") sich letztlich dafür entscheidet, die Extreme in seinem Film ins Zentrum zu stellen und seine Stärke der modernen Bildsprache zu nutzen. Als Manga-Verfilmung zeigt "Animal World" nämlich, dass China oder zumindest Han Yan dem Genre seinen ganz eigenen Charakter geben kann. Davon will man, zusammen mit einem hoffentlich weiterhin hohen Budget, zukünftig mehr sehen. Es wäre nur schön, wenn dabei die Individuen und ihr innerer moralischer Kampf etwas stärker ausgearbeitet würden. Denn das hat die Originalgeschichte zusammen mit den hier sehr gelungen umgesetzten spannenden Wettszenen zu etwas Besonderem gemacht.

(Autor: Manfred Selzer)
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