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4PM - Filmposter
Original Title:
O-hu ne-si

South Korea 2024

Genre:
Thriller, Drama

Director:
Song Jeong-woo

Cast:
Oh Dal-soo
Jang Young-nam
Kim Hong-pa
Gong Jae-kyung
Shin Woo-hee


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4PM

4PM - Film Screenshot 1

Story: Jeong-in (Oh Dal-soo) ist Professor und beschließt ein Sabbatical zu machen. Mit seiner Frau Hyeon-sook (Jang Young-nam) hat er ein Haus außerhalb der Stadt gekauft, wo die beiden sich für ein Jahr entspannen wollen. Nachdem sie sich eingerichtet haben, beschließen sie, sich bei ihrem Nachbarn, einem Arzt, vorzustellen, doch dieser ist nicht da. Daher schreiben sie ihm eine Nachricht, dass er jederzeit zum Tee vorbeikommen kann, damit sie sich kennenlernen können. Am nächsten Tag klopft es um Punkt 16 Uhr an der Tür. Es ist ihr Nachbar (Kim Hong-pa). Er setzt sich und trinkt Tee, ist aber alles andere als ein guter Gesprächspartner. Jeong-in bekommt aus ihm nur einsilbige Antworten heraus - wenn überhaupt. Also herrscht zwischen dem Ehepaar und dem Nachbarn die meiste Zeit Schweigen, aber der Nachbar macht auch keine Anstalten zu gehen. Erst um exakt 18 Uhr verlässt er ohne ein Wort die Wohnung. Das Ehepaar hatte das Gefühl, bei der Stille zu ersticken, doch immerhin werden sie den Nachbarn nach dem unangenehmen Treffen wohl nicht so bald wiedersehen. Denken sie zumindest. Am nächsten Tag klopft dieser nämlich wieder um 16 Uhr an der Tür. Jeong-in ist verwirrt, lässt ihn aber herein und es kommt zu weiteren zwei Stunden des Schweigens. Als der Arzt wieder gegangen ist, rätseln sie, was für ein Mann er ist und was es mit seinem Verhalten auf sich haben könnte. Viel wichtiger ist für sie aber die Frage, ob er am nächsten Tag wieder auftauchen wird. Unglücklicherweise ist das der Fall. Die zwei fühlen sich terrorisiert, aber Jeong-in ist ein zu freundlicher Mann, als dass er dem Nachbarn nicht die Tür öffnen könnte. Das Ehepaar bleibt aus diesem Grund den nächsten Tag außer Haus, aber das macht das Ganze nur noch schlimmer ...

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4PM - Film Screenshot 4

Review: Bereits mit dem ersten Auftritt des Nachbarn wird uns klar, dass wir hier einen ziemlich grotesken und schwarzhumoristischen Thriller bekommen, der uns stets die Frage stellt, was wir in dieser Situation machen würden. Schließlich kennt jeder diesen Nachbarn, der einen einfach nicht weiterziehen lässt und noch die andere Hälfte seiner Lebensgeschichte erzählen will. Während in der Realität die meisten irgendwann höflich, aber bestimmt klarmachen, dass man noch andere Dinge zu tun hat, als sich um die Einsamkeit des Nachbarn zu kümmern, wird in "4PM" die Situation auf absurd-komische Weise auf die Spitze getrieben. Der Film basiert dabei auf dem Roman "Der Professor" von der belgischen Schriftstellerin Amélie Nothomb. In gewisser Hinsicht müsste die Geschichte sogar besser als im Original funktionieren, da sie sich in Korea zuträgt. Denn ab einem bestimmten Punkt hätte die Höflichkeit des Professors wohl als ziemlich unglaubwürdig verworfen werden müssen. Bei der auf möglichst keine direkte Konfrontation ausgelegten koreanischen Kultur, in der Respekt vor Älteren zudem hoch im Kurs steht, mag man die Geschichte aber durchaus etwas weniger unglaubwürdig finden. Unglücklicherweise ergeben sich diesbezüglich im weiteren Verlauf der Geschichte trotzdem einige Probleme. Es kann aber nicht geleugnet werden, dass die interessante Prämisse einen sofort in seinen Bann zieht.

4PM - Film Screenshot 5

Anfänglich können uns die Charaktere kaum für sich vereinnahmen. Wir haben hier das typische lange verheiratete Ehepaar, das immer noch glücklich ist, im Alltag einander aber kaum etwas zu sagen hat, außer ein paar Belanglosigkeiten. So dürfen wir uns zunächst Dialoge anhören, in denen es hauptsächlich darum geht, wie schön es doch in dem neuen Haus und der Natur ist. Alles ist endlich entschleunigt, man meditiert zusammen sogar nach einer Teezeremonie, bis der Nachbar an der Tür klopft und die beiden nicht nur bildlich aus ihrer Meditation herausreißt. Ab da geht alles den Bach runter. Der Psychoterror wird immer greifbarer, gleichzeitig ebbt aber auch unser Interesse an dem Nachbarn stets weiter ab, da uns klar wird, dass wir kaum tiefgreifende Antworten bekommen werden. Stattdessen bekommen wir recht ausführlich die Spirale des Wahnsinns, in welche die sich ewig wiederholenden Besuche führen, präsentiert. Dabei gibt es sogar unterschiedliche Phasen, schließlich sieht der Professor es zu Beginn als Herausforderung an, doch mehr als nur einsilbige Antworten aus dem Arzt herauszubekommen. Dann versucht man vor dem Nachbarn davonzurennen, indem man einfach nicht zuhause ist, oder ignoriert sein Klopfen schlicht. Es sollte nicht verwundern, dass all das nicht funktioniert, und dies das Rätsel um den älteren, äußerst unhöflichen Mann noch größer macht. Leider kann das irgendwann recht ermüdend werden.

4PM - Film Screenshot 6

Gerade als man sich in einer Endlosschleife glaubt, kommt dann aber noch die Ehefrau des Nachbarn ins Spiel. Traurigerweise bleibt die Geschichte aber auch hier etwas hinter den Erwartungen zurück. Immerhin gibt es zum Ende hin noch einige Entwicklungen, die den Ball wieder ins Rollen bringen, auch wenn das Ende selbst wiederum etwas enttäuschend ist. Die Enttäuschung rührt wohl generell daher, dass die Geschichte im Kern recht vorhersehbar ist. Zudem erwartet man die ganze Zeit über den besonderen Twist, der stets im Raum schwebt, aber letztlich ausbleibt. Anscheinend, so ergaben zumindest kurze Recherchen zum Buch, ist das ein Problem des Originalwerks. Die Idee, bis an seine Grenzen getrieben zu werden, weil man einfach zu nett ist, die brodelnde Gefahr der Explosion des eigenen Individuums, und die Frage, wozu man dann in der Lage ist, hätte auf Charakterebene tiefgreifender behandelt werden müssen. Besonders bei der Besetzung wäre das nur naheliegend gewesen. Sowohl Oh Dal-soo ("The Wild") als auch Jang Young-nam ("Firefighters") kommen schließlich vom Theater und haben - fast immer zu Nebenrollen verdammt - bisher selbst in kleineren Rollen tolle Arbeit geliefert. Da müsste man meinen, dass sie in einem Film brillieren, der sich hauptsächlich an einer Örtlichkeit abspielt und damit etwas Theaterhaftes hat. Besonders Jang hat aber fast gar keine erwähnenswerten Szenen.

4PM - Film Screenshot 7

Der Fokus liegt natürlich auf dem Professor, wie auch dadurch vermittelt wird, dass wir durch innere Monologe an seinen Gedanken teilhaben. Der äußerst passive Mann, der von allen geliebt werden möchte, wird selbstverständlich mit seinen eigenen inneren Dämonen konfrontiert und muss seinen gesamten Charakter hinterfragen. Oh Dal-soo darf aber erst am Ende einige Szenen zum Besten geben, in denen er sein schauspielerisches Talent unter Beweis stellt. Kim Hong-pa ("I Want to Know Your Parents") darf auch erst zum Schluss hin ein paar mehr Nuancen zeigen, bis dahin muss er rätselhaft und irgendwie angsteinflößend wirken. Hin und wieder bekommen wir aber auch den Eindruck, dass er leidet oder seine Wut gerade so noch unterdrückt. Wie erwähnt, hätte daraus mehr gemacht werden können, denn so bleibt das Gefühl, dass gegen Ende zu wenig Zeit ist, um sich um die eigentlich interessanten Entwicklungen zu kümmern. Der Anfang und die Mitte brauchen allen Raum auf, um den sich zermürbenden Alltag der sich wiederholenden Besuche in den Vordergrund zu rücken. Am Ball bleibt man hauptsächlich, weil der feine Humor, der sich durch alles zieht, dem Ganzen ein wenig das Ernste nimmt und sogar das Absurde offen willkommen heißt.

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4PM - Film Screenshot 10

Aufgelockert wird der Thriller aber auch durch einen tollen Soundtrack, welcher etwas verspielt daherkommt und uns versichert, dass man nicht alles so ernstnehmen sollte. Song Jeong-woo ("Coinroom") beweist als Regisseur schöne Kreativität, die sich in originellen Kameraeinstellungen widerspiegelt. Da Zeit in der Geschichte auch ein wichtiger Faktor ist und sich die zwei Stunden mit dem Nachbarn schier bis uns Unendliche hinziehen, ist es natürlich auch nötig, dies visuell zu transportieren. Und so dreht sich die Kamera manchmal eben wie der Zeiger einer Uhr oder wir bekommen die Ereignisse - wenn man sie denn so nennen mag - in Zeitraffer präsentiert. Irgendwann fühlt man sich zudem in dem Haus des Ehepaars richtig heimisch. Im Großen und Ganzen kann man also sagen, dass sich hinter "4PM" ein besonderer Film mit einer äußerst cleveren Prämisse versteckt, nur leider wird daraus nichts Ordentliches gestrickt. Es fehlt irgendwie noch das letzte bisschen, als müsste das Gericht noch nachgewürzt werden und wäre zudem noch nicht ganz gar. Das ist schade, weil man den Film eben doch irgendwie empfehlen möchte, es aber nicht bedenkenlos kann.

(Autor: Manfred Selzer)
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