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Voice of Silence - Filmposter
Original Title:
So-ri-do eobs-i

South Korea 2020

Genre:
Drama, Thriller

Director:
Hong Eui-jung

Cast:
Yoo Ah-in
Yoo Jae-myung
Moon Seung-ah
Lee Ka-eun
Jo Ha-suk
Seung Hyung-bae


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Voice of Silence

Voice of Silence - Film Screenshot 1

Story: Chang-bok (Yoo Jae-myung) und Tae-in (Yoo Ah-in) verkaufen tagsüber Eier auf dem Markt, gehen aber hauptberuflich einer anderen Arbeit nach. Sie präparieren für eine Gang Folterräume und beseitigen anschließend die Leiche. Einer der Unterbosse verlangt von ihnen eines Tages, dass sie für kurze Zeit ein kleines Mädchen bei sich aufnehmen, bis der Vater das Lösegeld bezahlt hat. Für Chang-bok ist das unmöglich, aber Tae-in wohnt ziemlich weit auswärts auf dem Land, wo das Mädchen nicht auffallen würde. Tae-in ist absolut dagegen, zumal er stumm ist und eine Kommunikation mit dem Mädchen schwierig würde. Trotz allem muss er das gekidnappte Mädchen Cho-hee (Moon Seung-ah) für ein paar Tage bei sich beherbergen. Cho-hee freundet sich bald mit Tae-ins kleiner Schwester Moon-joo (Lee Ka-eun) an, erzieht diese ein wenig zum rechten Benehmen und räumt die Wohnung auf. Allerdings ist ihr Vater immer noch nicht bereit, das Lösegeld zu bezahlen und dann stellt sich heraus, dass Tae-ins und Chang-boks direkter Vorgesetzter einige Sachen nebenher am Laufen hatte, sodass er vom Gangsterboss beseitigt wird. Von dem gekidnappten Mädchen weiß auch niemand. Chang-bok und Tae-in versuchen nun mit zwei Komplizen, den Auftrag abzuschließen und für Cho-hee ein gutes Lösegeld zu bekommen. Unglücklicherweise ist Chang-bok alles andere als ein Profi auf dem Gebiet und bei der Lösegeldübergabe läuft etwas schief. Tae-in muss derweil versuchen, das Mädchen irgendwie versteckt zu halten, wobei es auch zu einigen Schwierigkeiten kommt.

Filmroll Voice of Silence - Film Screenshot 2 Voice of Silence - Film Screenshot 3 Filmroll
Voice of Silence - Film Screenshot 4

Kritik: "Voice of Silence" ist ein Film der Kontraste. Das zeigt sich nicht nur besonders deutlich bei vielen Szenen, sondern auch beim Genre. Es handelt sich hier einerseits um einen düsteren Thriller, andererseits aber auch um ein fast schon wohlig-warmes Familiendrama. Damit ist der Film in erster Linie außergewöhnlich und lässt sich nicht so leicht anhand vorhandener Muster einordnen. Bei den Kritikern und Zuschauern kam das in Korea aber interessanterweise sogar sehr positiv an. Auch im Ausland hat der Film Chancen, sich ein gewisses Nischendasein zu erarbeiten, da eindeutig auch ein paar Art-House-Einflüsse auszumachen sind, während daneben ein trockener, schwarzer Humor die Geschichte dominiert, sodass man auch leicht Zugang zu den Charakteren finden kann. Hinter den Individuen stecken dann auch einige soziale Probleme in der Gesellschaft, auf die ein Blick geworfen wird.

Voice of Silence - Film Screenshot 5

Was zunächst einmal auffällt, ist der Ton dieses Thriller-Dramas. Die Nebenbeschäftigung der Protagonisten wird mit einer gewissen Pragmatik und Abgebrühtheit präsentiert, die am Anfang fast schon schockierend ist, später aber dafür sorgt, dass man durchaus nachvollziehen kann, dass es sich für die beiden bei ihrer Tätigkeit schlicht um einen Nebenjob handelt, der Geld einbringt. Schließlich sitzen die beiden am Ende der Nahrungskette und haben keine großartig anderen Möglichkeiten, über die Runden zu kommen. Ebenso erleichtert es einem der schwarze Humor, Chang-bok und Tae-in als eigentlich gar nicht so üble Kerle wahrzunehmen. An sich sind sie sogar auf ihre Weise sympathisch, haben bloß am Bodensatz der Gesellschaft keine Chance, als gute Menschen auch gut sein zu dürfen und gleichzeitig überleben zu können. Chang-bok tut Buße, indem er viel die Bibel liest und auch Tae-in "konvertieren" möchte, während er für die Leichen, die sie wegschaffen, auch noch das eine oder andere Gebet spricht. Bei Tae-in liegen die Dinge etwas komplizierter.

Voice of Silence - Film Screenshot 6

Yoo Ah-in ("Alive") überrascht physisch damit, dass er für die Rolle gut fünfzehn Kilo zugenommen hat. Außerdem spricht er in dem gesamten Film kein Wort. Tae-in könnte theoretisch sprechen und nichts weist auf ein Trauma hin, dass ihn seiner Stimme beraubt hat. Es bleibt also nur die Erklärung, dass es sich um eine Art Protest handelt. Menschen wie er werden von der Gesellschaft nicht wahrgenommen und haben keine Stimme. Warum sollte er also sprechen? Für die geistige Entwicklung seiner Schwester ist es aber bestimmt auch nicht vorteilhaft, dass er stumm bleibt. Weiterhin sieht sein Haus - nicht mehr als eine heruntergekommene Hütte - wie eine Müllhalde aus und ungewaschen und ungekämmt wirkt seine Schwester wie eine Bettlerin. Da muss man Tae-in unweigerlich große Vorwürfe machen, aber er scheint auch einfach überfordert mit dem Leben generell. Einen Blick in die Hintergründe seiner Vergangenheit bekommen wir nicht. Stattdessen gibt es Szenen mit dem entführten Mädchen, die uns erneut zeigen, dass Tae-in eigentlich kein schlechter Mensch ist.

Voice of Silence - Film Screenshot 7

Chang-bok, gespielt von Yoo Jae-myung ("The Beast"), verkörpert so etwas wie den größeren Bruder (oder Vaterersatz) Tae-ins. Bereitwillig oder auch mal unwillig folgt Tae-in dessen Anweisungen. Vom Leben hat der stumme Mann einfach keine Ahnung. Regeln und Etikette sind auch etwas, was abstruserweise das gekidnappte Mädchen in Tae-ins Haus bringt. Die beiden Kinderdarsteller leisten dabei schöne Arbeit und so hat man manchmal das Gefühl, als würde hier so etwas wie eine äußerst ungewöhnliche Familie zusammenwachsen. Dabei wird aber trotz rührender Momente immer wieder unterstrichen, dass Cho-hee nicht aus eigenen Stücken Teil dieser Familie ist. Dass Tae-ins Zuhause außerdem kein Ort für Kinder ist, wird immer wieder in einigen ziemlich ungewöhnlichen Szenen verdeutlicht. Um die Blutflecken eines wegtransportierten Leichnams malt Cho-hee zum Beispiel Blütenblätter auf den Boden oder weist die kleine Moon-joo an, mitzuhelfen ein Grab zuzuschaufeln. Es sind ungemein starke Kontraste, Szenen, die sich falsch anfühlen, und dennoch zeigen sie deutlich, dass im Leben alles irgendwann "normal" wird.

Filmroll Voice of Silence - Film Screenshot 8 Voice of Silence - Film Screenshot 9 Filmroll

Voice of Silence - Film Screenshot 10

Dennoch darf man sich keine Illusionen machen. Irgendwo steckt in dem Film zwar ein Familiendrama, das ein paar warme Szenen bereithält, aber Kidnapper bleiben eben Kidnapper und ihrer Rolle ist sich Cho-hee durchaus bewusst. Ihre eigene Familie verhandelt währenddessen über das Lösegeld, da das Mädchen nicht so viel wert ist wie der Sohn, der eigentlich hätte entführt werden sollen. Hier zeigt sich dann die Kritik an der geldversessenen und immer noch sehr stark patriarchalisch gefärbten koreanischen Gesellschaft. Regisseurin Hong Eui-jung verbindet diese Gesellschaftskritik in ihrem Debüt mit viel bitterbösem Humor, einigen absurden Szenen und vielen Kontrasten in der Szenengestaltung, beispielsweise wenn sich Kriminelle in einem Kindergarten-Spielzimmer zur Besprechung treffen. Überdies ist die Farbgebung für ein an sich doch recht düsteres Thrillerdrama sehr hell und farbenfroh, wie auch die vielen Szenen auf dem Land zeigen. Mit seinem teilweise offenen Ende und ein paar Szenen, die bei aller Liebe für schwarzen Humor doch etwas zu unglaubwürdig wirken, gibt es aber auch ein paar Schattenseiten. Dennoch übt "Voice of Silence" eine starke Faszination aus. Ein Film, der zwischen den Genres wandelt.

(Autor: Manfred Selzer)
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