Story: Jubei (Ken Watanabe) hat während der Edo Periode für das Shogunat unzählige Menschen getötet. Nach dem politischen Wandel und der
einsetzenden Meiji-Ära wurden gefährliche Samurai wie Jubei, die ihr Schwert nicht niederlegen wollten, gnadenlos gejagt. Jubei konnte jedoch entkommen und
lebt zehn Jahre später zurückgezogen mit seinen zwei Kindern auf dem Land. Seine mittlerweile verstorbene Frau hat seine Weltanschauung ändern können und er
führt nun ein friedliches Leben. Eines Tages kommt jedoch sein alter Bekannter Kingo (Akira Emoto) bei ihm vorbei und berichtet von einem Kopfgeld, das von
einigen Freudendamen auf zwei Männer ausgesetzt ist, die ihre Schwester Natsume (Shiori Kutsuna) entstellt haben. Jubei lehnt das Angebot für Geld zu töten
ab, muss sich nach einer Missernte jedoch umentscheiden und reist schließlich mit Kingo in das Städtchen, in dem sich die beiden Verbrecher aufhalten sollen.
Auf dem Weg schließt sich ihnen der hitzköpfige Ainu Goro (Yuya Yagira) an. Als die drei Männer jedoch in der besagten Stadt ankommen, müssen sie herausfinden,
dass Sheriff Ichizo (Koichi Sato) keine unsanktionierten Morde duldet. Der rücksichtslose Gesetzeshüter erweist sich als gefährlicher Gegner...
Kritik: Dies wird eine Kritik werden, mit der meine Wenigkeit letzten Endes am wenigsten zufrieden sein wird. Denn wie oft wurden schon
asiatische Filme von Hollywood neu aufbereitet und die Neuauflagen waren ein warmer Abklatsch des ideenreichen Originals? Und endlich einmal verhält es sich
umgekehrt und Regisseur Lee Sang-il bringt ein japanisches Remake des gleichnamigen Clint Eastwood Westerns aus dem Jahr 1992 auf den Bildschirm. Das ist die
Gelegenheit, auch mal gegen ein asiatisches Remake zu wettern. Unglücklicherweise habe ich das Original nicht gesehen... Natürlich kann man versuchen,
positiv anzuführen, dass einem dies doch einen unvoreingenommenen Blick auf den Film gibt und man so besser beurteilen kann, ob der Film auch auf eigenen
Beinen stehen kann oder lediglich auf der Nostalgie um das Original aufbaut. Aber machen wir uns nichts vor: Es wäre interessanter gewesen, hätte man Vergleiche
anstellen können.
Wer jetzt also immer noch liest, und nicht nach einer der vielen anderen Kritiken, die von cineastisch wesentlich besser gebildeten Autoren geschrieben wurden,
gesucht hat, mag also vielleicht doch ein paar Worte von mir über diesen Film hören, der sich tatsächlich als eine gelungene Mischung aus Western und Chanbara,
also Samuraifilm, präsentiert. Wichtig ist hier in erster Linie zu verstehen, dass es sich bei "Unforgiven" nicht um einen Actionstreifen handelt, sondern um
ein Drama, das sich um Schuld, Rache und eventuell auch die Möglichkeit der Sühne dreht. Der Held der Geschichte trägt eine enorme Last an Sünden mit sich
herum und im Laufe der Geschichte erkennen wir, dass man ihn nicht wieder in seine alten Gewohnheiten verfallen sehen will. Vielleicht schlummert dort ein
Monster, das nach einem Jahrzehnt wiedererweckt, nicht mehr aufzuhalten ist.
Wir bekommen immer wieder kleine Hinweise, dass Jubei niemand ist, mit dem man sich anlegen will, aber speziell in einer Szene, in der er sich brutal
zusammenschlagen lässt, wird klar, dass er gegen seine inneren Dämonen kämpft und diese nicht an die Oberfläche kommen lassen will. Leider muss man sagen,
dass trotz eines gemächlichen Tempos und vieler Dialoge doch etwas an der Tiefe fehlt, die man erwarten würde. Das ist dann tatsächlich auch einer der Aspekte,
den viele Kritiker bemängeln, die den Film mit Eastwoods Original vergleichen. Es fällt aber auch ohne dessen Kenntnis auf, dass Lee Sang-il
("Villain", "Scrap Heaven") oft lediglich an der Oberfläche bleibt und dann, wenn es anfängt interessant
zu werden, nicht weiß, wohin er seine nächsten Schritte setzen soll. Gerade bei einem Film, der so sehr von seinen Individuen und gebrochenen Helden lebt,
ist das schade.
Jedoch soll hier nicht der Eindruck erweckt werden, dass die Individuen uninteressant wären oder völlig platt daherkommen würden. Ganz und gar nicht. Es wäre
nur Potential für mehr dagewesen. Das betrifft auch Ken Watanabe, der vor allem durch seine Hollywood-Rollen in "The Last Samurai" oder "Memoirs of a Geisha"
bekannt wurde. Er liefert zwar eine schöne Darstellung ab, aber es fehlt dennoch irgendwie der letzte Schliff. Gerade die subtilen Szenen bleiben fast schon
zu subtil... Koichi Sato ("Dearest") kann auch als Bösewicht nicht so viel von sich zeigen, wie man sich das wünschen würde. Denn
auch wenn er hassenswert sein mag, hat er doch auch seine Prinzipien, schlägt keine Frauen oder begnügt sich damit, einen gealterten Samurai nur zu
blamieren, anstatt ihn umzubringen. Hier wäre mehr möglich gewesen. Kingo, gespielt von Akira Emoto ("Rain Fall"), lässt auch
einiges über seine Vergangenheit vermuten, bleibt aber letztlich zu blass.
Speziell aber hinsichtlich der Freudendamen bzw. Natsume hätte man sich etwas mehr Charakterausarbeitung gewünscht. Davon abgesehen weiß die Geschichte aber durchaus die Themen Sünde und was es bedeutet, diese stets mit sich herumzutragen, zu beleuchten. Auch das Töten selbst wird immer als grausam und brutal oder auch animalisch dargestellt. Für viele bleibt es ein traumatisches Erlebnis. Trotzdem bleibt man uns natürlich ein blutiges Finale nicht schuldig. Wenn dieses auch etwas kürzer und vor allem unspektakulärer ausfallen mag, als wir das von manchem Chanbara-Streifen kennen, passt es doch zum dramalastigen Ton des Films und kann zufriedenstellen. Glücklicherweise bleibt "Unforgiven" aber auch bezüglich des Dramas subtil und übertreibt es nicht. Eingerahmt wird die Geschichte von schönen Bildern, die vor allem die Weite des Lands zeigen und damit ganz klar Anleihen beim Western-Genre nehmen. Die integrierte Nebengeschichte um die Ainu, die Ureinwohner der Insel, stellt nicht nur eine Analogie zu den Indianern dar, sondern ist auch generell ein interessanter Aspekt der Geschichte. Letzten Endes erweist sich "Unforgiven" als ein schöner Mix aus Westen und Osten und macht Lust, sich das Original anzuschauen. Da darf man durchaus von einem gelungenen Film sprechen.