Story: So Kin-Chow (Louis Koo) ist ein Undercover-Cop, der das Vertrauen der lokalen Triaden gewonnen hat. Seine einzigen Kontakte bei der
Polizei sind seine beiden Freunde Ma Ho-Tin (Lau Ching-Wan) und Cheung Tsz-Wai (Nick Cheung). Ma leitet die Ermittlungen und übt immer wieder starken Druck
auf So aus, der eigentlich nur endlich nach Hause zu seiner Frau möchte, die ein Kind erwartet. Doch Ma unterrichtet den Undercover-Cop davon, dass sein
Auftrag noch nicht beendet ist. Die Triaden wollen Geschäfte mit einem thailändischen Drogenkartell machen, das die Polizei schon seit langem auszuhebeln
versucht. Allerdings ist ihr Anführer Eight-Faced Buddha (Lo Hoi-Pang) jemand, der sehr selten persönlich in Erscheinung tritt. Die Operation in Thailand
läuft dann auch noch auf mehreren Ebenen schief. Zunächst fliegt So beinahe als Cop auf, da es in der thailändischen Polizei einen Maulwurf gibt. Danach
begeht auch noch So den Fehler Eight-Faced Buddha zu warnen, dass der Deal eine Falle ist. Sein eigentliches Ziel war es, somit endlich nach Hause zu können,
doch was er tatsächlich anrichtet, ist ein Blutbad, bei dem die Freundschaft der drei Polizisten auseinanderzufallen droht.
Kritik: Manche Filme können einen richtig verärgern. "The White Storm" ist eine teilweise tolle Hommage an das Heroic Bloodshed
Genre der 80er und 90er, die man lieben will, und bietet großartige Darsteller. Auch die Action kann sich sehen lassen, aber leider lässt dies den Kontrast zu
einer völlig verworrenen Geschichte, die dem Ganzen den Boden raubt, nur umso stärker herausstechen. Regisseur Benny Chan versteht sich auf Action, soviel
beweist er immer wieder in Filmen wie "The Viral Factor" oder "Invisible Target". Man
könnte ihn also ohne Weiteres als den Michael Bay Hong Kongs bezeichnen. Und tatsächlich trifft es das auch ziemlich gut, da hier die Action zum Teil
spektakulär ist, andererseits dem Film aber auch die Seele fehlt. Eine Schande, da aus "The White Storm" ein toller Genre-Film hätte werden können.
Zunächst erinnert der Film mit seiner Maulwurfsgeschichte unweigerlich an "Infernal Affairs", doch mit der Zeit wird
offenbar, dass sich Benny Chan vor allem bei "A Better Tomorrow" bedient, dem allseits beliebten Klassiker um
schießwütige Helden, die genauso viel Blut wie Tränen vergießen. Das Problem ist aber eben, dass es heutzutage schwieriger geworden ist, so etwas
einigermaßen glaubwürdig zu verkaufen, und dass es dafür notwendig ist, gute Charaktere auszuarbeiten. Das Drehbuch liefert aber keinen geeigneten Boden,
der es erlauben würde, dass man sich mit den Protagonisten auf einer emotionalen Ebene richtig verbunden fühlt. Öfter als es eigentlich möglich sein sollte,
gelingt dies dann dennoch, aber das ist einzig der Verdienst einer tollen Schauspielriege.
Louis Koo ("Accident") bildet hierbei das Schlusslicht, auch wenn er keineswegs eine schlechte Darstellung abliefert. Aber Lau
Ching-Wan ("Life Without Principle" oder wie so oft zusammen mit Louis Koo in "Out of
Inferno"), stiehlt einfach erneut die Schau. Er selbst hätte aber keineswegs ausgereicht, um ein paar emotional sehr dichte Momente zu schaffen.
Wieder einmal ist es Nick Cheung ("Unbeatable"), der Großartiges leistet. Selbst wenn die Veränderungen seines Charakters
unglaubwürdig geschrieben sind, er verleiht ihnen Substanz. Vor allem kommt zwischen den Dreien immer wieder das Motiv der Blutsbrüderschaft durch. Wem
hier nicht die Motive eines John Woo direkt ins Auge springen, der wird diese spätestens in den Actionszenen wiederfinden.
Die Action ist fantastisch umgesetzt und hält gleich mehrere Highlights parat. Der Showdown ist dann so sehr eine Verneigung vor Woo, dass es fast schon stört.
Immerhin wurden auf die weißen Tauben verzichtet. Trotzdem packt einen die Nostalgie in jenen Szenen und wenn das Blut eher Johnnie To-typisch in roten
Wolken durch die Gegend stiebt, schüttet der Körper unweigerlich Unmengen an Adrenalin aus. Benny Chan mischt aber mit einigen spektakulären Explosionen
auch seine eigene Handschrift hinein. Ja, ein wenig wachsen einem die Charaktere ans Herz, aber keineswegs so, wie sie es müssten. Einige der eingespielten
Songs, die wie in den guten alten Zeiten noch ein wenig mehr das Drama der tragischen Helden unterstreichen sollen, wirken eher fehl am Platz. Davon abgesehen
fühlt man sich aber irgendwie auch oft heimisch in dem Actionstreifen.
Große Probleme bereitet dem Fluss des Films allerdings das Drehbuch. Gleich fünf Personen haben daran herumgeschrieben und so sieht auch das Endprodukt aus. Episodenartig von vorne bis hinten und auch wenn das zuweilen wegen eines Cuts in der Mitte in dem Film passt, ergeben viele Begebenheiten einfach keinen Sinn. Außerdem wird die Geschichte zuweilen unnötig konfus und unglaubwürdig. Dass die Helden mehrfach von Kugeln durchsiebt werden und einfach weiter machen, stört nicht wirklich, obwohl das mittlerweile einfach zu sehr old-school ist, unpassend sind dagegen ein paar Logikfehler und Klischees in der Geschichte sowie ein paar Eigenheiten, wie die eigentlich männliche Ehefrau einer der Protagonisten oder die Verwendung von Nana Mouskouris "Amazing Grace". Letztlich ist "The White Storm" ein zu lang geratener (135 Minuten!) Heroic-Bloodshed Film, der für Fans ein Muss ist, für den Rest aber nicht unbedingt von Interesse sein wird, da er leider keinen richtig gelungenen Action-Thriller darstellt.