Story: Der junge Mathematiklehrer Root (Hidetaka Yoshioka) erzählt seiner Klasse in der ersten Stunde von seiner Liebe zur
Mathematik und wie er zu dieser gefunden hat. Seine alleinerziehende Mutter Kyoko (Eri Fukatsu) arbeitete als Haushälterin und wurde von der
Schwägerin (Ruriko Asaoka) eines Mathematikprofessors eingestellt. Der Professor (Akira Terao) war ein schwieriger Fall, da er seit einem
Unfall nach nur 80 Minuten seine Erinnerungen an alles verliert, was nach dem Unfall geschehen war. Er ging allerdings nach wie vor seiner
Leidenschaft für die Mathematik nach. Auch wenn sich Kyoko jeden Tag aufs Neue vorstellen musste, schloss sie den Mann langsam ins Herz und dieser
bestand schließlich sogar darauf, dass sie ihren Sohn (Takanari Saito), den er Root taufte, mit zur Arbeit brachte. Mit der Zeit entwickelte sich
zwischen Kyoko sowie ihrem Sohn eine freundschaftliche Beziehung zu dem Professor. Die drei verband die Liebe zu Baseball und Kyoko begann sich
letztendlich genauso wie ihr Sohn für die Schönheit der Mathematik zu begeistern.
Kritik: Mathematik ist von einer Klarheit und Universalität durchzogen, die durchaus mit Schönheit gleichgesetzt werden kann.
Wer das nicht glaubt, wird in "The Professor and His Beloved Equation" den Beweis dafür finden. Dieses ruhige Drama über einen kranken
Professor, der dazu gezungen ist, einzig im Jetzt zu leben, zeichnet sich durch wunderbar rührende Momente, glaubhafte Gefühle und eine lebensbejahende
Atmosphäre aus, die nicht einer gewissen Magie entbehrt. Die Magie der Zahlen. Man muss allerdings keineswegs Mathematik-Student sein oder auch nur
gut in Mathe gewesen sein, um sich für ein paar der eingebrachten Beispiele, für das Wunderbare in der Welt der Zahlen begeistern zu können. Vor allem
ist der Film aber ein herzerwärmendes Drama, das immer die richtigen Töne trifft.
Erfrischend ist, dass um die Krankheit des Professors keine unnötig tränenlastige Geschichte gestrickt wird. Natürlich ist sie Grund für ein paar
dramatische Momente, aber diese werden nicht mit aller Gewalt in den Vordergrund gerückt, wie das in vielen schlechten Taschentuchdramen leider immer
wieder der Fall ist. Der Professor ist auch gar kein so komischer Kauz, wie man bei der ersten Begegnung von ihm und Kyoko annehmen mag. Im
Gegenteil, er erweist sich als äußerst liebenswürdig und kinderlieb. Er besitzt überdies auch die Fähigkeit, andere für sich und sein Arbeitsgebiet
zu begeistern. Mathematik fungiert in dem Drama schließlich auch als eine Art der Selbstfindung und wird damit effektiv von dem Drehbuch eingesetzt,
um die emotionalen Entwicklungen der Charaktere zu zeichnen.
Das wunderbare Drehbuch basiert auf einem Roman von Yoko Ogawa und zeigt Mathematik als ein Konzept, das auf das Leben übertragen werden kann, um
sich den tieferen unsichtbaren Wahrheiten darin anzunähern. Gleichzeitig wird aber zugegeben, dass gewisse Verknüpfungen, die innerhalb der
Mathematik entdeckt wurden, überhaupt keinen praktischen Nutzen haben. Dennoch ist es faszinierend zuzusehen, wie der Professor uns von befreundeten
und vollkommenen Zahlen erzählt. Es ist, als wenn uns geheime Wahrheiten des Universums offenbart werden, als wenn man Verknüpfungen entdecken würde,
die von Bedeutung sind, die man aber noch nicht richtig in das große Gesamtbild der Welt einordnen kann. Diese magischen Momente verbinden sich
mit glaubwürdigen Charakteren, die man schnell ins Herz schließt.
Regisseur Takashi Koizumi - Regieassistant von niemand geringerem als Akira Kurosawa - der schließlich mit "After the Rain" sein eigenes Debüt
schuf, erzählt seinen Film in perfekt komponierten, ruhigen Bildern. Seine Wurzeln lassen sich in einer leicht deplatzierten Noh-Theateraufführung
erkennen oder in der wunderschönen Aufnahme vom Vorgarten des Professors bei Nacht. Ein schöner Soundtrack von Takashi Kako rundet das Bild ab.
Akira Terao ("Ran") spielt seine Rolle hervorragend, zuweilen verwirrt und ruhig, an anderer Stelle voller Lebensfreude und Begeisterung für seine
Leidenschaft der Mathematik und des Baseballs. Ihn verbindet eine im Hintergrund eingearbeitete Hintergrundgeschichte mit der Schwägerin, eine Frau,
die zu jeder Zeit etwas Edles und Anmutiges an sich hat. Trotz der Subtilität jener Geschichte bleiben am Ende jedoch keine Fragen offen.
Eri Fukatsu ("Villain") spielt die herzensgute alleinerziehende Mutter, die sich mit dem Professor anfreundet, ohne dass man das Gefühl hat, dass sie
in ihm einen Vaterersatz sieht. Diese ungewöhnliche Freundschaft, die zu jeder Zeit glaubhaft transportiert wird, ist auch das Herzstück des Films
und vermag jede Form von Problemen zu überwinden. Die Geschichte ist zuweilen minimalistisch, aber voller Herz und kann verzaubern. Die
schöne Kinematographie und die großartigen Darsteller lassen einem am Ende, wenn über die Mathematik der Kreis zur Selbstfindung und großen Problemlösung
geschlossen wurde, einen Schauer über den Rücken laufen, wie es typisch für Dramen ist, die alles richtig machen, da sie ehrlich mit dem Zuschauer
umgehen. Kein manipulatives Drama, sondern ein Stück Leben, bei dem einem das Herz aufgeht, erwartet den Zuschauer hier!