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Story: Nam Cheol-woo (Ryoo Seung-bum) lebt als einfacher Fischer in Nordkorea. Eines Tages geht er wie immer auf sein kleines Boot und fischt
im Fluss, doch sein Motor fällt aus, weil sich sein Netz darin verfangen hat. Langsam treibt er über die Grenze nach Südkorea. Da er panisch den nordkoreanischen
Soldaten am Ufer winkt, wird er nicht erschossen. In Südkorea angekommen, beginnen für ihn jedoch erst richtig die Probleme. Er wird gefangengenommen und verhört.
Sein Verhörer (Kim Young-min) ist absolut davon überzeugt, dass es sich bei Cheol-woo um einen Spion handelt. Seine Vorgesetzten sind nicht überzeugt davon, aber
sie können ihn auch nicht einfach wieder zurück in sein Land lassen. Während der junge Agent Jin-woo (Lee Won-geun) von der Unschuld Cheol-woos und seiner
Geschichte überzeugt ist, wird Cheol-woo weiter unter unmenschlichen Bedingungen verhört. Jin-woo soll den Fischer beobachten und bekommt immer größeres Mitleid mit
ihm, da dieser einfach nur wieder zurück zu seiner Frau und seinem Kind will. Während Cheol-woos Verhörer darauf aus ist, koste es, was es wolle, den Fischer als
Spion zu überführen, machen sich die Vorgesetzten Gedanken, wie sie ihn zum Überlaufen bringen können. Sie bringen ihn in die Innenstadt und setzen ihn dort aus,
damit er einen Eindruck vom Reichtum Südkoreas bekommt und sich für ein Leben dort entscheidet. Doch der Fischer ist unbeeindruckt vom Kapitalismus und flieht vor
seinen Beobachtern. Sein Verhörer hat nun gute Argumente, ihn als Spion zu bezichtigen...
Kritik: Wasser hat für Regisseur Kim Ki-Duk eine wichtige metaphorische Bedeutung. Genauso wie das Fischen oder Angeln, man denke nur an "The Isle" oder "The Bow". In "The Net" treibt der Fluss einen Fischer in den Süden. Kritik am Kapitalismus wie in "Pieta" ist also vorprogrammiert. Tatsächlich erweist sich der Film als sozialkritisches Drama, das aber keineswegs nur am Süden Kritik äußert. Vielmehr werden Norden und Süden wie zwei Spiegelbilder einander gegenübergestellt und das lächerlich motivierte Leid, das dem Fischer zugefügt wird, hält uns durch Kims kindlich-naive Kameralinse vor Augen, dass eine Ideologie auch dann noch eine Ideologie ist, wenn man sich auf der "guten" Seite befindet. Aber eine gute Seite gibt es für den Fischer nicht. In dem Moment, als er vom Fluss über die Grenze getrieben wird, wird er zum Opfer zweier gegensätzlicher Ideen der Staatsführung.
Es ist schön, zu sehen, dass Kim Ki-Duk immer noch für die eine oder andere Überraschung gut ist. In "The Net" wird nämlich viel gesprochen, womit die Charaktere natürlich auch etwas zugänglicher sind. So haftet dem Film außerdem nicht wie üblich das typische Art-House-Flair an, das Regisseur Kim stets für sich zu nutzen wusste, um auf Filmfestspielen die ausländische Presse für sich zu gewinnen. Aber auch diesmal war Kims Film Teil der Filmfestspiele von Venedig. Eigentlich ist das Werk aber eher an ein koreanisches Publikum gerichtet. Patriotische Hymnen werden gesungen, die Suche nach Spionen nimmt paranoide Züge an, Nordkoreaner sollen durch Versprechungen zum Überlaufen gebracht werden etc. All dem haftet aber auch etwas Naives an. Naivität ist ein Schlüsselwort, will man "The Net" beschreiben. Im Positiven als auch Negativen. Fangen wir mit den positiven Aspekten an. Der Fischer sieht die Welt sehr einfach, fast schon unschuldig durch die Augen eines Kindes. Er glaubt selbst dann noch den Versprechungen seines Folterers, als er schon mehrfach eines Besseren belehrt wurde.
Diese Sicht auf die Welt lässt auch den Zuschauer die ernsten Probleme zwischen Norden und Süden durch die Augen eines Kindes wahrnehmen und schon wirkt alles zum Haareraufen lachhaft und traurig zugleich. Den Irrsinn der verschiedenen Ideologien zu verstehen, ist ein Unternehmen, das zum Scheitern verurteilt ist. Diese Naivität lässt die Geschehnisse auf dem Bildschirm nahegehen. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Die Naivität, die den Film durchzieht, lässt uns auch hinterfragen, ob Cheol-woo als Charakter eigentlich durchdacht geschrieben ist. Die Antwort lautet: Nein. Er gibt die Nachricht eines Spions an dessen Tochter weiter und glaubt ernsthaft, dass es sich dabei lediglich um ein Gedicht handelt. Dann ist er sich nie wirklich der Lage bewusst, in der er sich befindet. Gegen Ende begeht er auch noch einige oder zumindest einen großen Fehler, der uns fragen lässt, warum er immer nur stückchenweise mit der Wahrheit herausrückt, wenn die Wahrheit ihm, gerade als er im Norden ist, doch sogar zu Gute kommen würde.
Es sind aber nicht nur die Charaktere, die ein Problem dastellen. Da wäre z.B. auch der Vorgesetzte, der nicht glaubt, dass es sich bei Cheol-woo um einen Spion handelt, aber den Verhörenden einfach weiter foltern lässt und keine klare Position einnimmt. Kim Ki-Duk ist nicht der beste Drehbuchschreiber. Und das kommt immer wieder dann zum Ausdruck, wenn er nicht seine Bilder sprechen lässt, sondern seine Protagonisten. Die Dialoge sind nicht gerade tiefgründig und einige der Motive werden einmal zu oft wiederholt. Weiterhin geht der Regisseur alles andere als subtil dabei vor, uns die verschiedenen Probleme beider Länder zu präsentieren. Da wäre beispielsweise Cheol-woos zufällige Begegnung mit einer Prostituierten, die uns zeigt, dass in einem freien Land wie Südkorea Frauen ihren Körper verkaufen müssen, um überleben zu können. Das wäre alles schön und gut, aber anders als früher lässt der Regisseur seinen Hauptcharakter dies ganz platt ausformulieren. Und schon fehlt diesen für Kim Ki-Duk typischen Szenen die Magie.
Die Bilder treten diesmal insgesamt zu sehr in den Hintergrund und das schadet "The Net". Es gibt zwar speziell im Norden, aber auch in einer südkoreanischen Einkaufspassage, Bilder, denen eine gewisse Filmmagie innewohnt, aber weniger als man vom Regisseur gewohnt ist. Vielleicht ist es auch einfach ein Problem, dass das Drama wenig Raum zum Nachdenken lässt. Alles wird zu deutlich gesagt und die Charaktere sind zu klischeehaft. Ryoo Seung-bum ("The Berlin File") verleiht seinem Charakter aber eine Intensität, die gerade die Schwächen bei der Charakterausarbeitung vergessen lassen. Das Beste aus seinen Darstellern herauszuholen, ist eine der Stärken des Regisseurs. Am Ende hört sich die Kritik vielleicht harscher an, als sie gemeint ist. Aber so ist das nunmal mit Kims Filmen. Die kindlichen Augen, durch die er uns die Gräuel der Welt sehen lässt, sind der Grund, warum wir uns manchmal aufs Tiefste berührt fühlen und an anderer Stelle wieder nur zu einem müden Seufzer bereit sind. "The Net" lässt keineswegs kalt, aber das Drama kann einem auch nicht vollkommen das Herz zerreißen. Dafür ist die Thematik einfach zu bekannt. Dank seiner teilweise fast schon parodistischen Züge kann man den Mangel an Subtilität aber verschmerzen und "The Net" dennoch als ein teilweise gelungenes Drama bezeichnen.