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The Land of Hope - Filmposter
Original Title:
Kibou no Kuni

Japan 2012

Genre:
Drama

Director:
Sion Sono

Cast:
Isao Natsuyagi
Naoko Otani
Jun Murakami
Megumi Kagurazaka
Yutaka Shimizu
Hikari Kajiwara
Mariko Tsutsui
Denden
Daikichi Sugawara


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The Land of Hope

Story: Yasuhiko Ono (Isao Natsuyagi) ist Viehzüchter in Nagashima und lebt mit seiner Frau Chieko (Naoko Otani), die an Demenz leidet, zusammen. Auch sein Sohn Yoichi (Jun Murakami) wohnt bei ihnen, zusammen mit dessen Frau Izumi (Megumi Kagurazaka). Eines Tages gibt es ein Erdbeben und einen lauten Knall in der Ferne. Yasuhiko befürchtet das Schlimmste - die Kernschmelze im nahe gelegenen Atomkraftwerk. Kurz darauf trifft tatsächlich das Militär ein und evakuiert jeden innerhalb eines 20km Radius um den Reaktor. Die Grenze verläuft genau vor Yasuhikos Grundstück. Während das Nachbarehepaar (Denden und Mariko Tsutsui) und deren ältester Sohn Mitsuru (Yutaka Shimizu) sowie dessen Freundin (Hikari Kajiwara) evakuiert werden, wird die Familie Yasuhikos nicht mitgenommen. Der Vater misstraut jedoch den beruhigenden Worten der Regierung und schickt seinen Sohn und Izumi weg. Er selbst will sein Zuhause nicht verlassen, auch wenn er sich ziemlich sicher ist, dass die Umgebung verstrahlt ist. Yoichi versucht seinen Vater dazu zu überreden, aus der Gefahrenzone zu fliehen, aber wegen Yasuhikos kranker Frau ist dies unmöglich und Yasuhiko will dies auch nicht...

Kritik: Regisseur Sion Sono ist über die Jahre eindeutig als Filmemacher gereift. "The Land of Hope" ist ein gutes Beispiel dafür. Fans seiner Gewaltorgien mit philosophischem Touch werden sein neuestes Werk sogar etwas zu ernst und dramatisch sehen. Sono versucht die Ereignisse von Fukushima zu verarbeiten und als bittere Botschaft mit auf den Weg zu geben, dass die Katastrophe am Denken der japanischen Regierung nichts geändert hat. Damit ist Sions Film ein unter der Oberfläche leicht zynisches, aber vor allem auch anklagendes Werk. In erster Linie erweist der Film sich aber als ein Familiendrama, da die Ereignisse von Nagashima, eine erneute Nuklearkatastrophe, aus der subjektiven Sicht einer Familie gezeigt werden. Das sollte dem Film etwas emotionale Distanziertheit nehmen - doch leider gelingt dies nicht.

The Land of Hope - Film Screenshot 11

Der Regisseur bringt nicht zum ersten Mal ein post-apokalyptisches Werk auf die Leinwand. Bereits in "Himizu" konnten wir eine triste Welt bewundern, in der es kaum Hoffnung gab. "The Land of Hope" geht hier aber noch einen Schritt weiter. Das extrem langsame Tempo, die stille Bedrohung durch die Radioaktivität und eine ungewisse Zukunft zermürben den Zuschauer mit der Zeit. Irgendwo in dem Film soll noch ein Funken Hoffnung hervorblitzen, manchmal kann man diesen auch erahnen, aber im Großen und Ganzen ist Sions Werk erschreckend pessimistisch, ja geradezu deprimierend. Dafür sorgen auch die Aufnahmen und Sets, wie die tote Stadt, die nicht zufällig einen Blick auf Fukushima zu geben scheint. Der Name der Präfektur Nagashima setzt sich zudem aus Nagasaki und Hiroshima zusammen, womit der Regisseur seiner Meinung zum Atomzeitalter ganz klar Luft verschafft.

The Land of Hope - Film Screenshot 12

Interessant ist, wie die Medien mit dem Vorfall umgehen. Das Leben muss weiter gehen und die Bedrohung sei überhaupt nicht so groß. Die Japaner sind grundlegend keineswegs dumm und dass eben doch eine Bedrohung durch Verstrahlung gegeben ist, dürfte den meisten klar sein. Aber sie lassen sich still in den Schlaf wiegen und mundtot machen. Eine erschreckende Passivität herrscht vor, deren Gegenstück Izumi darstellt, die als einzige versucht, sich gegen die Strahlung zu schützen. Dafür erntet sie jedoch lediglich Spott von den Menschen um sich und selbst für den Zuschauer mutet es lächerlich an, wenn sie als einzige in der Stadt mit einem Strahlenschutzanzug herumläuft. Sie leidet an Radiophobie, verkörpert also das andere Extrem, doch letztlich hat sie allen Grund dafür, wie sich zeigt.

Im Kern stellt "The Land of Hope" aber auch ein Familiendrama dar, das hauptsächlich von Yasuhiko getragen wird. Er ist ein einfacher Viehzüchter mit einer gesunden Portion Misstrauen gegenüber der Regierung. Wegen seiner kranken Frau, die durch Demenz bedingt einen strukturierten Tagesablauf ohne Veränderungen braucht, sieht er nicht ein, von dem Unglücksort fortzuziehen. Auch für seinen Sohn ist klar, dass Yasuhiko dort bleibt, um zu sterben. Aber für ihn gibt es auch nicht mehr viel zu erledigen im Leben. In einigen Szenen wird offensichtlich, dass er sich schon beim Bau des Kraftwerks aufgeregt hat und die Katastrophe vorrausgesehen hat, aber als es tatsächlich zu dieser kommt, ist er entrückt oder scheint sogar seinen Frieden gefunden zu haben. Yoichi will seinen Vater irgendwie retten, auch darum dreht sich in einigen sich zu sehr wiederholenden Szenen die Geschichte, aber das scheint nicht möglich.

The Land of Hope - Film Screenshot 13

Die Schauspieler leisten grundlegend Hervorragendes, Sono holt auch Darsteller aus seinen frühenen Filmen wieder mit an Bord, so auch seine Frau Megumi Kagurazaka ("Guilty of Romance", "Cold Fish"). Die Bildkomposition sticht durch einige beinahe poetische Bilder hervor, durch die ebenso ein klein wenig Dokumentarstil hervorschaut. Leider entwickelt sich die Geschichte äußerst langsam und das Tempo insgesamt wirkt zu ruhig. Ebenso stört die Verwendung zu offensichtlicher Symbolik und die Geschichte um die Nachbarsfamilie hat keinen besonderen Nutzen, lenkt dafür aber von der Hauptgeschichte ab. Von Yasuhiko abgesehen wirken die Charaktere im Zusammenspiel mit der dargestellten Welt außerdem zu kühl, sodass man das Motiv der Hoffnung beinahe vergebens sucht. Am Ende mag "The Land of Hope" noch einmal bewegen, aber insgesamt ist Sonos Werk zu erschöpfend und deprimierend, was in diesem speziellen Fall nicht nur positiv gewertet werden kann.

(Autor: Manfred Selzer)
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