Story: Detective Kazuko Yoshida (Miki Mizuno) wird an einen Tatort gerufen, an dem eine zerstückelte Leiche gefunden wurde. Sie kommt in dem
Fall nur langsam voran und muss gleichzeitig aufpassen, dass ihre Affäre nicht auffliegt, da sie ihre Familie nicht verlieren will.
Izumi Kikuchi (Megumi Kagurazaka) ist die Frau des erfolgreichen Schriftstellers Yukio Kikuchi (Kanji Tsuda). Allerdings weiß sie mit ihrem Leben nicht viel
anzufangen und fühlt sich, als wäre sie in einer Sackgasse gelandet. Ihr Ehemann ist so gut wie nie zuhause und begehrt sie nicht. Eines Tages wird sie von
einer Agentin angesprochen, die ein paar Fotos von ihr machen möchte. Schließlich geht sie ihrem Mann fremd. Das ist es nicht, was Izumi wollte, aber bei
genauerer Betrachtung weiß sie gar nicht, was sie will, bis sie Mitsuko Ozawa (Makoto Togashi) trifft, von der sie glaubt, dass sie ihr den Weg weisen kann.
Mitsuko ist nachts eine Prostituierte und tagsüber arbeitet sie als Professorin an einer Universität. Sie weist Izumi in ein neues Leben ein, aber sie selbst
scheint von einigen Dämonen geplagt zu werden, was sie zu keinem guten Umgang für Izumi macht.
Kritik: Was geht in den Köpfen von Frauen vor, genauer gesagt in denen von japanischen Hausfrauen, die sich immer noch in einem verkrusteten
Patriarchat zurechtfinden müssen? Das scheint die Frage des Regisseurs Sion Sono zu sein, Japans momentan wahrscheinlich angesagtestem Filmemacher. Aber
kann ein Mann wirklich die Welt aus den Augen der Frau betrachten? In jedem Fall kommt bei diesem Versuch mit "Guilty of Romance" ein recht komplexes
Erotik-Drama am Ende heraus, das Stoff zum Nachdenken liefert, weil es häufig alles andere als angenehm vorgeht. Tatsächlich liegt das Drama dank Charakteren,
die alle etwas verloren wirken und schließlich in den Wahnsinn abgleiten, oder zumindest kurz davor sind, schwer im Magen, aber gerade deshalb schafft es Sion
Sono erneut uns einen außergewöhnlichen Film zu präsentieren.
"Guily of Romance" ist der letzte Teil von Sions "Hate"-Trilogie, zu den Vorgängern zählen "Love Exposure" und
"Cold Fish". Der Zusammenhang zwischen den Filmen ist eigentlich nicht vorhanden, einzig die Themen Liebe und Hass
auf die Welt teilen die Filme, dennoch muss angemerkt werden, dass die anderen Werke des Regisseurs ebenfalls häufig ihren Fokus dorthin legen. Wie dem
auch sei, diesmal steht die Vereinsamung der Frau in einer Gesellschaft, die von Männern dominiert wird, im Vordergrund. Freiheit erlangen die Protagonistinnen
durch die Selbstbestimmung ihrer Sexualität, womit "Guily of Romance" ein Erotik-Drama ist, das viel nackte Haut zeigt. Keine der drei Frauen ist nicht
zu irgendeinem Zeitpunkt vollständig nackt zu sehen.
Ist das aber nicht wieder die Sichtweise eines Mannes, der gerne sehen würde, dass Frauen ihre Sexualität in vollen Zügen ausleben? Vielleicht, aber es
handelt sich bei den Frauen dieser Geschichte um solche, die vom Alltag gelangweilt sind oder emotionalen Ballast mit sich herumschleppen. Izumi ist für
ihren Mann nichts weiter als ein Hausmädchen, unschuldig und rein, jemand, den man als berühmter Schriftsteller vorzeigen kann. Wer weiß, was er nicht alles
macht, wenn er außer Haus ist, aber seine Frau fässt er nicht an. Natürlich ist sie sexuell frustriert und fühlt sich auch eingesperrt. Nach ihren ersten
Eskapaden macht sich ein schlechtes Gewissen breit, aber dann sucht sie ausgerechnet bei einer Hochschulprofessorin Rat, die sich nachts prostituiert. Aber
nicht wegen des Geldes. Trotzdem besteht die Professorin auf dieses, denn schläft man mit einem Mann, ohne ihn zu lieben, dann sollte man dafür bezahlt werden,
so ihr Rat an Izumi.
Für den Zuschauer ist schnell klar, dass die Professorin ein sehr schlechter Umgang für Izumi ist, eine Frau, für die noch Hoffnung besteht, anders als bei
Mitsuko. Und der Grund für Mitsukos verquere Denkweise wird irgendwann auch geklärt. Wie dringend sie eine Therapie bräuchte, zeigt sich, als sie mit Izumi
und ihrem Zuhälter bei ihrer sehr vornehmen Mutter vorbeischaut, die über die Beschäftigung ihres Kindes Bescheid weiß. Die Szene ist extrem verstörend und
zeigt gleich mehrere Ebenen eines gestörten Verhältnisses. Als Zuschauer muss man viel verkraften können, denn letztlich muss alles im Wahnsinn enden, so
scheint es. Nebenher gibt es noch eine Rahmenhandlung um einen Mord, den Kazuko versucht aufzuklären, obwohl sie das gar nicht will. Denn sie fürchtet,
eigene Dämonen zu wecken, schließlich geht auch sie fremd. Wenngleich sie als Detective ein spannenderes Leben führt, ist also auch sie so festgefahren in ihrem
Leben, dass sie sich Abwechslung wünscht.
Es ist schwierig zu den Personen im Film ein direktes Verhältnis aufzubauen, somit bleibt alles oft recht kühl, aber immer wieder gibt es Momente, in denen
wir dafür umso mehr berührt werden, und zwar immer dann, wenn uns die Verdrehtheit und Unerträglichkeit des Lebens durch die Protagonisten näher gebracht wird.
Für diese Kritik wurde die um eine halbe Stunde längere "Director's Cut"-Version verwendet. Hauptsächlich wird die Geschichte um die Polizistin weiter ausgebaut,
was eine gute Sache ist, aber vieles wird doch zu ausführlich erklärt. Gerade einige tiefgründige Dialoge sind zu weitschweifig, untermalt von klassischer
Musik von Mahler, sodass man fast schon etwas genervt wird. "Guilty of Romance" ist daher zu lang geraten, vielleicht erweist sich hier die Internationale
Version tatsächlich als die bessere Wahl. Dennoch bleibt dieser düstere Drama-Trip in den Wahnsinn vor allem dank guter Darsteller und interessanter
Geschichte ein weiteres von Sion Sonos unangenehmen Vorzeigewerken.