Story: Der beliebte Schüler Kirishima taucht nicht mehr in der Schule auf und meldet sich auch nicht mehr bei seinen Freunden, nachdem er
das Volleyball-Team der Schule verlassen hat. Seine Mitschüler rätseln, was genau passiert ist. Auch die Mädchen-Clique um Sana (Mayu Matsuoka), die
mit dem ebenfalls beliebten Hiroki (Masahiro Higashide), einem guten Freund Kirishimas, zusammen ist, kann sich keinen Reim machen. Kirishimas Freundin
Risa (Mizuki Yamamoto) ist außerdem sehr enttäuscht, dass sich ihr Freund nicht mal zumindest bei ihr meldet. Währenddessen trifft Sanas Freundin Kasumi
(Ai Hashimoto) durch Zufall den Regisseur der Film-AG Maeda (Ryunosuke Kamiki), der von seinen Mitschülern als Außenseiter behandelt wird. Maeda scheint sich
das erste Mal in seinem Leben für ein Mädchen zu interessieren, doch im Moment muss er seinen Film über Zombies, den er gegen den Willen seines Lehrers dreht,
auf die Beine stellen. Dabei kommt ihm aber oft Sawashima (Suzuka Ohgo) in die Quere, die immer an den Orten auf ihrem Saxophon übt, um Hiroki zu beeindrucken,
an denen er seinen Film drehen will. Und auch die folgenden Tage taucht Kirishima einfach nicht auf...
Kritik: Dramen können einen eigenartigen Unterton bekommen, etwas, das sie abhebt vom Rest des Genres und gleichzeitig eine gewisse Tiefe
schafft, die bei der augenscheinlichen Banalität der Geschichte überrascht. "The Kirishima Thing" ist genau solch ein Film. Es mag Zuschauer geben, die
sich bis zum Ende nicht mit dem Umstand anfreunden können, dass es keine richtige Hauptfigur gibt und dass die Entwicklungen eher auf einer subtilen
Ebene stattfinden, aber es bleibt außer Frage, dass die Dynamik des Schullebens in Japan hier auf einzigartige Weise festgehalten wird. Genau hier darf
auch die Botschaft des Films gesucht werden. Die vielen Schul-AGs dienen dem Zeitvertreib und scheinen das tatsächliche Leben überflüssig zu machen.
Doch das scheint eben nur so und das wird in diesem Drama auf eindringliche Weise verdeutlicht.
Stein des Anstoßes ist das Verschwinden von Kirishima, einem sehr beliebten Schüler, dessen plötzliches Abtauchen weite Wellen unter den Schülern schlägt.
Wellen, auf denen wir durch die Geschichte reiten. Allerdings ist die Geschichte sehr minimalistisch. Vielmehr nähern wir uns langsam den einzelnen Charakteren
weiter an. Ein bestimmter Tag an der Schule wird dabei oft aus verschiedenen Perspektiven gezeigt. Es kommt zu Überlappungen von Ereignissen, aber
langweilige Wiederholungen gibt es zum Glück nicht. Dass diese Art eine Geschichte zu präsentieren, nicht bei jedem Anklang finden wird, dürfte klar
sein, aber die einzelnen Schüler erweisen sich als komplex genug, dass wir uns für sie interessieren können. Hinter ihnen allen steckt mehr, als man auf den
ersten Blick annehmen mag und so gibt es die eine oder andere Überraschung.
Nicht jede der Überraschungen ist positiv. Manchmal weiß man auch gar nicht, wie man jetzt einer bestimmten Person gegenüberstehen soll. Aber das ist auch
nicht sonderlich schlimm, da wir nicht jeden mögen müssen. Es reicht, die Schüler/innen mit der Zeit besser zu verstehen und einen Blick auf das, was sie
ausmacht, zu erhaschen. Das mögen abgedroschen erscheinende einseitige Liebesbeziehungen sein oder ein Faible für das Filmedrehen. Mit der Zeit hat man sich
auch damit angefreundet, dass es keinen echten Fokus auf einer bestimmten Person gibt. Das ist auch kein Wunder, basiert der Film doch auf einem Episodenroman
des gleichen Titels von Ryo Asai, der sich mit vielen Charakteren auseinandersetzt. Bei dem enger gesteckten Rahmen einer Verfilmung, war es aber nicht
anders zu bewerkstelligen, als zumindest etwas Gewicht in der filmischen Umsetzung auf bestimmte Personen zu legen.
Dabei fällt vor allem das großartige Schauspiel der Darsteller auf, die zumeist zwischen 16 und 19 Jahren sind. Ryunosuke Kamiki ("Big
Man Japan") und Ai Hashimoto ("Confessions") stehen dabei etwas stärker im Vordergrund, sind aber nur ein paar von vielen
sehr guten Darstellern. Wie sehr sich "The Kirishima Thing" an keine der bekannten Erzählperspektiven hält, zeigt sich auch in einer Sequenz, in der der
Regisseur der Film-AG einen Zombiefilm (eines seiner Lieblingsgenres) dreht und dabei vor seinem geistigen Auge ziemlich brutale Szenen sieht, die eigentlich
nur in einen Splatterfilm passen. Ja, sowas in einem waschechten, subtilen Drama zu sehen, ist äußerst eigenartig, aber es gibt dem Film auch Persönlichkeit,
genauso wie der Umstand, dass Kirishima selbst nie auftaucht und wir nur durch andere von ihm und über ihn erfahren.
Das Warten auf Kirishima scheint auch ein zentrales Thema zu sein und eine Metapher auf das Warten darauf, dass das richtige Leben beginnt. Dabei könnte und sollte das Leben schon längst begonnen haben. Die Schüler sind aber so gefangen von den sozialen Regeln und Cliquen, denen sie sich unterwerfen, dass das tatsächliche Leben irgendwo in weiter Ferne scheint. Technisch vermittelt Regisseur Daihachi Yoshida seinen Film über Nahaufnahmen, Handkamera und Weitwinkelaufnahmen, so wie es eben gerade passt. Er bleibt dabei aber immer nahe an den Schülern, da er die Geschehnisse aus der Perspektive verschiedener Individuen zeigt. "The Kirishima Thing" ist damit ein Drama, dessen Ende vielleicht für den einen oder anderen zu offen ist, das aber zum Nachdenken anregt und einen in eine interessante Welt entführt.