Story: Inspector Tam (Patrick Tam Yiu-man) und Madam Fong (Jade Leung Chang) sind bei der Hong Konger Polizei. Vor 20 Jahren waren sie Teil einer geheimen Operation in Macau, bei der einiges schiefging. Es kam zu einer Schießerei, bei der nicht nur mehrere Polizisten durch Gangster getötet wurden, sondern auch Madam Fong im Feuergefecht ihrem Kollegen Hei (Michael Tong Man-lung) eine Kugel in den Kopf geschossen hat. Nicht nur, dass Fong immer noch darunter zu leiden hat, die Hong Konger Polizei zahlt den Familien der Verstorbenen auch keine Abfindung, da die Operation offiziell nie stattgefunden hat. Nun verschlägt es Tam und Fong erneut nach Macau, wo sie den stellvertretenden Polizeipräsidenten beschützen sollen. Es kommt zu einem Angriff von drei drogensüchtigen Gangstern. Polizistin Alma (Jeana Ho Pui-yu) und Zi Han (Lin Min-chen) von Interpol sind nun gezwungen, mit den Macau Polizistinnen Sheila (Hidy Yu Hiu-tung) und Tong Yu (Jadie Lin Linqi) zusammenzuarbeiten. Sie machen die drei Gangster ausfindig, doch eigenartigerweise werden diese selbst gefangen gehalten. Es handelt sich anscheinend um eine Falle und schon bald stellt sich heraus, wer dahinter steckt: Hei. Es ist aber nicht nur eine Überraschung, dass Hei noch lebt, sondern wer sein Partner ist, der das Ganze auf die Beine gestellt hat. Es kommt zu einer blutigen Auseinandersetzung...
Kritik: Zunächst einmal sieht dieser Actionstreifen wie ein ganz normaler Hong Kong Thriller aus. Schnell wird klar, dass es sich hier aber um einen Film aus dem girls-with-guns Subgenre handelt. Hier muss man auch schon auf das große Problem zu sprechen kommen, das den ganzen Film durchzieht. Das Subgenre bedient, wie der Name schon sagt, vor allem einen gewissen "Fetisch": Frauen, die mit großen Waffen Bösewichte ausschalten. Solche Filme nehmen sich selbst nicht ernst und so weiß man, worauf man sich einlässt. Ein wenig Spaß, bei dem man höchstens etwas Gewissensbisse hat, dass man eigentlich totalen Quatsch sieht. "The Fatal Raid" nimmt sich allerdings in der Tat oft sehr ernst. Und das führt zu einem Endprodukt, das weder Fisch noch Fleisch ist. Die Geschichte um einen gefallenen Helden, das Drama, das überdies noch Elemente der Bruderschaft mit einschließt, all das will ein waschechter HK-Thriller sein - und dann laufen in ein paar wenigen Szenen die Darstellerinnen aber wie in einer Modenschau durch die Szene.
Der Film geht nach kurzer Zeit in eine recht spannende Rückblende über. Es kommt auch sehr bald zur ersten Schießerei, aber dann offenbart sich schon eine der lächerlichsten Aspekte des Films. Minutenlang, und das ist keine Übertreibung (eher noch länger), schießen die beiden Parteien aufeinander und nichts passiert. Obwohl wenige Meter Cops und Gangster voneinander trennen, gehen alle Kugeln daneben. Unweigerlich muss man sich dann fragen, ob das Absicht ist und man Actionfilme durch den Kakao ziehen will. Aber nichts weist darauf hin. Schließlich trifft dann doch jemand und direkt danach treffen dann plötzlich auch die anderen, es kommt zu dramatischen Sequenzen und wir haben wieder einen Schnitt in die Gegenwart. Diese Rückblende ist jedoch so lang geraten, dass es sehr irritierend ist, als wir in die Gegenwart geschleudert werden und dazu auch noch mit einer Texttafel, die den Film nicht sehr professionell aussehen lässt.
Regisseur Jacky Lee versteht aber grundlegend sein Handwerk. Der Film sieht an sich wie gut produziertes Hong Kong Kino aus, mit ein paar schönen Kamerafahrten. Beim Abspann sehen wir auch, dass Lee durchaus einiges an Spaß hatte und ein paar schöne Szenen zusammenbekommen hat. Übrigens ist dieser Behind-the-Scenes Zusammenschnitt wahrscheinlich das Beste am gesamten Film... Denn "The Fatal Raid" erzählt auf wenig glaubhafte Weise eine Geschichte um Traumata, Gerechtigkeit und Rache. Alles ernsthafte Emotionen, die nach einem besseren Drehbuch verlangt hätten. Die Entscheidungen der Charaktere können wir nicht richtig verstehen, obwohl uns klar ist, welche Geschichte der Regisseur erzählen wollte und dass dies in den Händen eines guten Drehbuchschreibers auch hätte gelingen können. Eine der größten Schwächen ist aber, dass die Frauen auf dem Bildschirm wirklich nur etwas für das Auge sind und keine richtige Hintergrundgeschichte besitzen geschweige denn Charaktereigenschaften.
Eigenartigerweise besitzen die beiden männlichen Charaktere, die zum Ende hin immer mehr in den Vordergrund rücken, mehr Farbe. Wegen der unerwarteten Dekonstruktion von Gut und Böse, da diese in einem Film über Frauen mit dicken Wummen ziemlich deplatziert wirkt, fragt man sich sogar, ob wir nicht vielleicht eher die Männer anfeuern sollten. Im Kern kann man "The Fatal Raid" aber unmöglch ein Drama nennen, denn dafür ist das Schauspiel nicht gut genug und der Schwerpunkt liegt doch zu stark auf der Action. Diese hat, wie sich das eben für das Genre gehört, Frauen im Fokus. Aber die Schießereien werden schnell langweilig. Nur das Geratter von Maschinenpistolen zu hören/sehen, ohne dass es zu ernsthaften Konsequenzen führt - man erinnere sich, dass eigentlich nie jemand getroffen wird -, kann einfach nicht überzeugen. Daher ist es umso überraschender, dass die Auseinandersetzungen mit den Fäusten ziemlich gelungen sind, inklusive viel Grappling.
Eigentlich sollte dies eine Fortsetzung zu "Special Female Force" werden, aber irgendwann während der Produktion hat man sich dazu entschieden, einen ernsteren Film auf die Beine zu stellen. Ich kann nicht sagen, dass das eine gute Idee war. Es gibt zwar in "The Fatal Raid" immer wieder Momente, in denen man ein Augenzwinkern zugeworfen bekommt, aber das wirkt nur umso unpassender, da der Rest des Films versucht, kein hirnloser Spaß zu sein. Und doch ist er es! Ich muss aber auch zugeben, dass ich fast nie in dem girls-with-guns Genre unterwegs bin, mir fällt höchstens "So Close" ein und ob das wirklich zählt? Die Regie von "The Fatal Raid" ist nicht schlecht, die Kamera wirbelt manchmal wild herum, aber das ist nicht negativ und es wird einem auch nicht schlecht dabei, sondern es erzeugt eine gewisse Dynamik, sodass das Tempo stets hoch bleibt. Davon abgesehen hat dieser Streifen aber nichts zu bieten. Sein Alleinstellungsmerkmal stellt er nicht richtig zur Schau und es fehlt die Unbeschwertheit, die man bei einem solchen Film erwarten würde. Damit hat der Regisseur seine einzige potentielle Stärke bei einem solchen Werk verspielt. Schade...