Story: Ding (Sammo Hung) war früher Offizier bei der chinesischen Armee und als Bodyguard beschäftigt. Als er aber auf seine eigene
Enkeltochter aufpassen soll, verschwindet diese spurlos. Sein ganzes Leben lang begleitet ihn die Schuld und der Schmerz darüber. In einem Dorf führt er nun ein
ruhiges Leben, hat aber mit beginnender Demenz zu kämpfen. Mrs. Park (Li Qin-Qin) würde sich zwar gerne um ihn kümmern, aber er möchte lieber alleine sein.
Ihn verbindet aber eine Freundschaft zu dem kleinen Mädchen Cherry (Jacqueline Chan), die sich immer wieder aus dem Haus ihres Vaters Li Zheng-Jiu (Andy Lau),
einem Spieler, schleicht und bei Ding unterkommt. Ding kümmert sich um sie wie seine Enkeltochter und Li akzeptiert dies die meiste Zeit. Als Li jedoch wegen
seiner hohen Spielschulden für den Gangster Choi Dong-Hen (Jack Feng Jiayi) eine Tasche von russischen Gangstern stiehlt, und sich entscheidet, diese zu
behalten, wird das Leben auch für Ding kompliziert. Choi will die Tasche haben und schreckt auch nicht davor zurück, Lis Tochter Cherry als Druckmittel zu
verwenden. Allerdings setzt Ding alles daran, nicht schon wieder seine Pflichten als Großvater zu vernachlässigen. Auch wenn er alt und übergewichtig sein mag
und an Demenz leidet, ist er immer noch ein ausgezeichneter Kämpfer.
Kritik: Wahrscheinlich wusste niemand so genau, was man erwarten sollte, als es hieß, dass Sammo Hung nach fast zwei Jahrzehnten wieder auf dem
Regiestuhl Platz nehmen würde. Die meisten rechneten wohl mit einem Kampfkunst-Streifen. Aber mal ehrlich: Sammo Hung ist mittlerweile 64 Jahre alt. Sollte man
da mit ihm in der Hauptrolle wirklich ein Actionfeuerwerk erwarten? Tatsächlich kann sich aber die Action, wenn sie denn einmal im Vordergrund steht,
sehen lassen. Es sind vielmehr die anderen Teile des Films, die ein Stirnrunzeln hervorrufen. Da wäre zum einen viel zu viel Melodrama, eine Geschichte, die
einen Fokus vermissen lässt, eigenartiger Humor und viele verpasste Gelegenheiten aus den unterschiedlichen Versatzstücken etwas Gelungenes zu zaubern.
Als Gesamtwerk kann "The Bodyguard" letztlich nämlich nicht überzeugen.
Zunächst einmal stellt der Regisseur immer wieder in den Fokus, dass Ding an Demenz leidet und ihn der Umstand, dass er seine Enkelin verloren hat, bis
ins Mark quält. Das macht den Film zu einem Drama, das sich um Dings Beziehung zu der kleinen Cherry dreht, in der er versucht, so etwas wie Vergebung zu
erlangen. An sich bietet diese Beziehung auch genügend Material, doch wird das Ziel des Regisseurs nicht stringent genug verfolgt. Eine düstere
Gangster-Geschichte soll auch die Action-Fans ansprechen und ein wenig Humor soll das Ganze dann auch noch etwas auflockern. Gerade bei Letzterem zeigt sich aber,
dass die humoristischen Einlagen einerseits ungleichmäßig über den Film verteilt sind und oftmals auch schlichtweg nicht funktionieren. Der Cameo von Tsui Hark,
Dean Shek und Karl Maka als drei ältere Herren ist nur eines von vielen Beispielen, bei denen man sich fragt, wie das genau in den Film passen soll. Und dabei
handelt es sich hier noch um einen eher akzeptablen Versuch.
Als Schauspieler hat Sammo Hung ("SPL", "Ip Man 2") sicherlich keine allzu großen Lorbeeren verdient, er ist
vielmehr ein ausgezeichneter Kampfkünstler und Choreograph. Hier versucht er aber durch seine stoische Art und Verschlossenheit das Drama um seine Demenz
etwas anspruchsvoller auf die Leinwand zu bringen. Ob ihm das gelungen ist, sei einmal dahingestellt, aber ihn als alten Mann desorientiert durch die Gegend
irren zu sehen, hat durchaus etwas Tragisches. Dass "The Bodyguard" aber nicht alleine als Drama funktionieren kann, sollte aber auf der Hand liegen. Den
Humor hätte man überdies streichen können, da er meistens befremdlich ist. Das ist umso eigenartiger, weil doch ein dementer, alter Kung Fu Meister unzählige
witzige Momente hervorrufen könnte. Wenn Sammo Hung diesen Weg nicht einschlagen wollte, ist das auch zu verstehen, aber dann hätte der Humor ganz gestrichen
werden müssen. Denn so wirkt er eigenartig.
Ebenfalls eigenartig ist, wie blutig und düster der Film an anderer Stelle sein kann. Die Geschichte rund um chinesische und russische Gangster geht mit
dem Gebrauch von vielen Messern einher und oft ist es fast schon schockierend, wie brutal der Streifen sein kann. Knochen werden am laufenden Band gebrochen.
Auch Andy Lau ("Saving Mr. Wu", "Blind Detective") hat es sich nicht nehmen lassen, seine
Stunts selber durchzuführen und in den Actionszenen sieht man klar Sammo Hungs Stärke. Wenn er dann selbst im Finale gegen eine ganze Heerschar von Gangstern
antritt, ist das wahrhaft beeindruckend anzusehen. Sammo hat seine besten Jahre ganz eindeutig hinter sich und sein Übergewicht wird auch immer
gesundheitsbedrohlicher, aber was er hier leistet, ohne sich dabei allzu viel bewegen zu müssen, ist wahrlich großartig, wobei er sich vieler Elemente der
Wing Chun Schule bedient.
Störend ist während der Kämpfe aber der immer häufigere Einsatz von Motion Blur, was auch gar nicht nötig ist, denn zuvor waren die Bewegungen des Protagonisten auch stets schnell und glaubwürdig genug. Vor allem der harte und direkte Stil weiß zu gefallen. Unfreiwillig komisch wird der Film aber, wenn Ding einem verletzten Bösewicht hinterher humpelt. Die wahrscheinlich langsamste Verfolgungsjagd der Welt. Und zu den vielen eigenartigen Szenen zählt ebenso, dass die Gangster geradeheraus ihre Verbrechen hinausposaunen, während ihnen Ding ganz offensichtlich ein Aufnahmegerät unter die Nase hält. Über solche Szenen kann man nur den Kopf schütteln, denn sie stehen im Kontrast zu den ansonsten schön poliert wirkenden Bildern. Gegen Ende gibt es dann auch eine erneute Portion Melodrama und ein warmes Gefühl ums Herz. Letzteres funktioniert erstaunlich gut, sodass man schwer sagen kann, ob "The Bodyguard" ein gelungener Film ist oder wegen der ganzen genannten Schwächen eben nicht. Vielleicht reicht es auch einfach zum Finale vorzuspulen...