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The Blessing Bell - Filmposter
Original Title:
Kofuku No Kane

Japan 2002

Genre:
Drama

Director:
SABU

Cast:
Susumu Terajima
Naomi Nishida
Itsuji Itao
Ryoko Shinohara
Sansei Shiomi
Kazuko Shirakawa
Seijun Suzuki
Toru Tezuka


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The Blessing Bell

The Blessing Bell - Film Screenshot 1

Story: Igarashi (Susumu Terajima) hat seine Arbeit verloren und wandert ziellos durch ein Industriegebiet. Er läuft einem Yakuza über den Weg, der seine letzten Worte spricht und stirbt. Zufällig kommt ein Polizist vorbei und Igarashi wird ins Gefängnis gesteckt. Dort macht er die Bekanntschaft mit einem Mörder, der den Geliebten seiner Frau umgebracht hat und bereut, nicht auch seine Frau ermordet zu haben, da er sich sicher ist, dass sie nun einen neuen Freund hat. Igarashis Unschuld ist bald festgestellt und er wird entlassen. Aus Neugier besucht er die Ehefrau des Häftlings und muss herausfinden, dass sie tatsächlich einen neuen Freund hat. Auf seinem weiteren Weg kommt er an einem brennenden Haus vorbei. Eine Frau sitzt völlig aufgelöst davor, weil ihre Kinder noch in dem Haus sind. Der Arbeitslose rennt hinein und rettet die Kinder. Daraufhin wird ihm von der Polizei eine Auszeichnung verliehen. Weiterhin völlig unbeeindruckt von allem, was um ihn herum geschieht, wandert Igarashi weiter und wird von einem Auto angefahren. Im Krankenhaus erzählt ihm dann ein alter Mann, dass er ein gutes Leben hatte, Igarashi für ihn aber bei seiner Frau vorbeischauen soll, ob es ihr gut geht. Nachdem der Arbeitslose die Adresse der Ehefrau bekommen hat, stirbt der Mann. Igarashi verlässt das Krankenhaus und sucht die Ehefrau auf. Diese liegt allerdings leblos auf ihrem Tisch und hält in ihrer Hand ein Lotto-Ticket. Igarashi nimmt es an sich und staunt nicht schlecht, als er sieht, dass es die Gewinnzahlen sind. Der Arbeitslose hat nun theoretisch eine gute Summe Geld in der Tasche, aber auf seiner Wanderung erlebt er noch einige andere eigenartige Dinge...

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The Blessing Bell - Film Screenshot 4

Kritik: Bei der Vielzahl an neuen Produktionen und der geringen Zeit, die man im Leben nun mal hat, ist es oft schade, wenn man durch reinen Zufall den Film eines Regisseurs sieht, den man vor Jahren weiter im Auge behalten wollte. Sabus "Monday" war schließlich ein sehr gelungener Film, den eine individuelle Handschrift auszeichnete. "The Blessing Bell" ist nicht ganz so handwerklich poliert und auch weniger auf ein großes Publikum zugeschnitten, vielmehr auf Filmfestival-Besucher, aber trotz seines sehr gemächlichen Tempos bekommt man erneut die außergewöhnliche Bildkomposition Sabus zu sehen und wird durch diese geradewegs in den Film gezogen. Diese ist auch dafür verantwortlich, dass man stets gespannt bleibt, welche Szene unser Protagonist als nächstes betreten mag. Denn eingefangen werden die Bilder oft wie ein Bühnenbild. Die Kamera steht etwas weiter entfernt und fängt die Szene im Gesamten ein, es gibt keinen Schnitt. Was sich langweilig anhört, bekommt hier eine besondere Dynamik.

The Blessing Bell - Film Screenshot 5

Weiterhin schafft es der Regisseur, auf diese Weise seinen trockenen Humor perfekt einzufangen. Das Gesicht der Yakuza, die Igarashi einfach nur böse anstarren, als dieser sich plötzlich erhebt, ist nur eine Beispiel für die besondere und oftmals lustige Art der Kommunikation zwischen den Charakteren. Igarashi selbst ist nämlich augenscheinlich stumm. Da es sich durchaus um einen Art-House-Film handelt, weiß man nicht, ob ihm tatsächlich anatomisch die Möglichkeit untersagt ist, zu sprechen, oder ob es einfach die Wahl des Regisseurs war, um einen besonders "anspruchsvollen" Film zu schaffen. Gerade mit letzterer Annahme im Hinterkopf verliert Sabu etwas an Wohlwollen, da es ein doch zu abgegriffenes Stilmittel ist. Und das auch schon vor siebzehn Jahren. Ein paar Mal wirken die Gespräche eben nicht authentisch, wenn Igarashi lediglich mit einem Kopfschütteln oder einfach gar nicht antwortet.

The Blessing Bell - Film Screenshot 6

Es ist nicht sonderlich schwierig, der Geschichte zu folgen, auch wenn man sich vielleicht nicht sofort im Klaren darüber ist, dass Igarashi einer der Fabrikarbeiter ist, im Gegensatz zu seinen Kollegen aber nicht gegen die Entlassung protestiert, sondern sich auf eine Suche nach dem Sinn in seinem Leben begibt. Es ist eine existentialistische Geschichte, meditativ erzählt und doch oder gerade deshalb darf man nicht erwarten, am Schluss an einem besonderen Ziel anzukommen. Natürlich ist es die Reise selbst, die im Vordergrund steht. Dennoch muss gelobt werden, dass das Ende dem Film eine kleine eigenartige Wende gibt, die nachdenklich macht, da man die Linse hinterfragen muss, durch die man zuvor alles gesehen hat. Gleichzeitig liefert Sabu aber auch das für ihn typische ironische Augenzwinkern ab. Die Geschichte läuft im Kreis, Dinge wiederholen und spiegeln sich, ohne ernsthaft langweilig zu werden, und die Gesellschaft wird nebenbei auch noch kritisiert.

The Blessing Bell - Film Screenshot 7

Eines der großen Themen des Films ist z.B. Geld. Daneben wird aber auch immer wieder der Tod thematisiert. Igarashi läuft wie ein Beobachter durch die Welt. Die Menschen, die er trifft, reagieren aber auf ihn und er wird für sie, beispielsweise für den sterbenden alten Mann oder einen Selbstmörder, zu einer äußerst wichtigen Person. Trotzdem kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Arbeitslose ein Geist ist, den eigentlich kaum jemand wahrnimmt, außer eben jene, die kurz vor dem Sterben sind oder von einer anderen Art des Leids geplagt werden. Sicherlich ist das dem Umstand geschuldet, dass Igarashi mit seinem ausdruckslosen Gesicht und seinem stoischen Gang ebenfalls wie jemand aussieht, der kurz davor ist, von einem Abgrund verschlungen zu werden oder diesen selbst hinunterzuspringen. Solchen Leuten gehen die meisten Menschen aus dem Weg. Susumu Terajima ("After Life") muss an sich darstellerisch nicht viel leisten, aber gerade subtiles Schauspiel muss gekonnt sein, um in ein paar wenigen Szenen etwas Wichtiges transportieren zu können. Und dem Hauptdarsteller gelingt dies.

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The Blessing Bell - Film Screenshot 10

"The Blessing Bell" ist selbstverständlich kein Film, den man jedem empfehlen kann. Er ist langsam erzählt, aber auf eine sehr interessante Weise. Gerade am Ende, als wir den Protagonisten in zeitlich geraffter Form durch die einzelnen Szenen laufen sehen, bekommt man den Eindruck, er würde von einem Bild zum nächsten wandern. Als hätte man ein Bilderbuch vor sich. Damit ist Igarashi ein Besucher im Leben der anderen. Wir sehen seine Schnittstellen mit dem Schicksal anderer. Was er sucht, ist eigentlich relativ eindeutig, nämlich das, was eigentlich jeder im Leben sucht. Und am Ende macht er auch nicht diese eine besondere Erfahrung, die alles für ihn ändert. Vielmehr summieren sich die Erfahrungen zu etwas an, das ihm wieder eine Richtung weist. Ob man mit der Auflösung letztlich zufrieden ist, mag eine andere Frage sein, aber sie ist ehrlich und wie gesagt auch, typisch Sabu, ironisch. Ein leiser und langsamer Film, dessen 87 Minuten durchaus auch auf die Hälfte der Laufzeit hätte runtergekocht werden können, aber dann wäre die meditative Stimmung des Films verlorengegangen, die einen Großteil des Reizes ausmacht.

(Autor: Manfred Selzer)
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