Story: Satoko (Chizuru Ikewaki) arbeitet als Rezeptionsdame für einen Escort-Service und sucht im Leben nach der wahren Liebe. Als sie eines
Tages einen eigenartig geformten Stein findet, betet sie davor und Gott scheint ihre Gebete zu erhören. Jedoch nicht auf die Art, die ihr
vorschwebt. Sie verbindet außerdem etwas mit einer der Frauen, die bei dem Escort-Service arbeitet, Akiyo (Yuko Nakamura). Akiyo verkauft ihren Körper, weil
sie kein Ziel im Leben hat. Sie würde zwar glücklich mit einem guten Freund werden, den sie schon seit langem liebt, aber dieser hat augenscheinlich kein
Interesse an ihr.
Chihiro (Noriko Nakagoshi) arbeitet in einem Büro und muss dort anspruchslose Aufgaben erfüllen. Darüber ist sie aber weniger unglücklich, als über ihr
enttäuschendes Liebesleben. Sie hat zwar endlich einen Freund, doch geht die Beziehung nicht in die Richtung, die sie sich vorgestellt hat. Chihiro teilt sich
ihre Wohnung mit der Künstlerin Toko (Kiriko Nananan), die augenscheinlich alles im Leben hat, das man sich wünschen kann, aber auch sie plagt etwas, das sie
sogar zur Bulimie treibt. Obwohl sie es nicht wissen, leiden die vier Frauen alle unter der gleichen Einsamkeit.
Kritik: "Strawberry Shortcakes" ist ein Drama, das von einer Reife zeugt, die zu jeder Zeit mitnehmend und oft auch verstörend ist. Dennoch
bleibt durchgehend etwas Lebensbejahendes erhalten, das verzaubert und die Geschichte um vier junge Frauen, die mit der Liebe und der Einsamkeit in der
Großstadt kämpfen, zu etwas Speziellem macht. Besonders gelungen ist, dass die Geschichten der vier Frauen parallel erzählt werden und das einzelne Gewicht immer
perfekt ausbalanciert ist. Überdies ist keine der Geschichten lediglich ein Lückenfüller, denn jede Figur ist mit viel Liebe zum Detail gezeichnet. Dass man
bei einem Film dieser Art aber auch durchaus etwas Geduld mitbringen muss, dürfte selbstverständlich sein. Man hat sich aber sehr schnell dem Tempo des
Dramas angepasst und kann sich in die Geschichte fallen lassen.
Die vier Frauen, die im Fokus stehen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Immer zwei von ihnen teilen jedoch etwas in ihrem Leben, den Arbeitsplatz oder eine
Wohnung. Davon abgesehen, leben sie jedoch ihr eigenes Leben. Es braucht die Frauen einige Zeit, bis sie erkennen, dass die Härte des Lebens nur mit einer
Schulter, an der man sich ausweinen kann, erträglich ist. Dass dies die Frau oder Freundin direkt neben ihnen sein kann, ist ihnen in ihrer Blindheit auf der
Suche nach der Liebe nicht bewusst. Die wahre Liebe zu finden, scheint für eine Frau in der Großstadt scheinbar unmöglich, glücklicherweise wurden die Männer
jedoch nicht nur als herzlose oder sexsüchtige Bestien dargestellt, wie zumindest Akiyos Freund aus der Schulzeit zeigt. Das bedeutet aber nicht, dass man
zumindest hier ein Happy End erwarten darf, denn dieser Freund hat schließlich eine Freundin.
Der Titel mag daher auf eine falsche Fährte führen, denn hier wird keine Gute-Laune-Romanze präsentiert. Stattdessen bekommt man als Zuschauer die Einsamkeit
zu spüren, die die vier Frauen in ihrem Leben begleitet. Bei einer Geschichte, die so stark von den Charakteren getragen wird, sind natürlich gute Darsteller
wichtig, und die hat man hier eindeutig gefunden. Chizuru Ikewaki ("Oishii Man") spielt die Rolle des Mädchens, das sich einen
Stein als Gott und ihre letzte Hoffnung auf ihrer Suche nach der wahren Liebe auserkoren hat, sehr überzeugend und Noriko Nakagoshi
("Lesson of the Evil") spielt die etwas oberflächliche erscheinende Frau, die jedoch die gleiche Komplexität auszeichnet,
wie wohl die meisten Frauen. Die beiden Protagonisten dienen uns als Bezugspunkte für die beiden anderen Frauen.
Akiyo, verkörpert von Yuko Nakamura ("Blood and Bones"), ist etwas schwieriger zu fassen. Sie verkauft ihren Körper und das
sogar ohne Kondome zu verwenden. Außerdem schläft sie in einem Sarg. Ihre einzige Sehnsucht ist ihr bester Freund, doch sie weiß, dass dies nur ein Traum von
ihr bleiben wird. Mindestens genauso schwierig zu greifen ist die an Bulimie leidende Zeichnerin Toko, die von Kiriko Nananan selbst gespielt wird, der
Frau, auf dessen Manga der Film basiert. Sie gibt in ihrem Debüt die wahrscheinlich beeindruckendste Darstellung ab. Akiyo und Toko bleiben die rätselhaftesten
und damit auch die interessantesten der Figuren. Aus den vielen Andeutungen mehr über ihre Charaktere zu erfahren, macht auch einen großen Reiz des Films aus.
Die Sehnsucht und Einsamkeit verdichtet sich in ihren Persönlichkeiten zu einer Todessehnsucht, die schwer zu ertragen ist.
Neben all dem Schmerz gibt es aber auch ein paar wenige Sonnenscheinmomente. Das Drama wird nicht ins Unkenntliche überzeichnet, vielmehr brilliert "Strawberry Shorcakes" mit einer Nähe zur Realität, die selten in einem Film dieser Art zu sehen ist. Diese Realitätsnähe führt aber nicht dazu, dass uns die Individuen zu kühl erscheinen. Das Drama überrascht mit einem positiven Unterton, der bei all dem Schmerz und der Einsamkeit eigentlich schon fehl am Platz wirken müsste. Aber das tut er nicht. Das Ende mag für viele zu offen bleiben und vieles bleibt in der Geschichte nur angedeutet. Im Gegensatz zu ähnlichen Werken führt das aber nicht zu Frustration, da bei genauerer Reflektion doch alles gesagt wurde, was gesagt werden muss. Ein subtiles und realistisches Drama, dessen Realismus wiederum der Grund ist, warum eine bessere Wertung haarscharf verpasst wurde. Wem das nicht einleuchtet, der darf gerne einen Punkt addieren.