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Original Title:
Chi to hone

Japan 2004

Genre:
Drama

Director:
Yoichi Sai

Cast:
Takeshi Kitano
Hirofumi Arai
Jo Odagiri
Tomoko Tabata
Kyoka Suzuki
Mihoko Suino
Shigemori Matsu
Mari Hamada
Yuko Nakamura


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Blood and Bones

Story: 1923: Shun-pei Kim (Takeshi Kitano) wandert aus seinem Heimatland Korea aus und beginnt ein Leben in Osaka. Obwohl er in einer koreanisch-japanischen Einheit gegen China kämpft, wird er bei seiner Rückkehr nach Osaka nicht gerade herzlich empfangen. In dem nationalistischen Japan scheint kein Platz für Immigranten zu sein und das lässt man Shun-pei Kim und seine Landsleute jeden Tag aus Neue spüren. Ungeachtet dessen eröffnet Kim jedoch mit grausamer Härte und Strenge eine Fischfabrik. Seine Arbeiter treibt er aufs Brutalste voran und so ist es kein Wunder, dass er ein gut laufendes Geschäft aufbaut und sich dann sogar als Kredithai einen Namen macht. Geld scheint für Kim das einzig Wichtige zu sein.
Seine Familie behandelt er beinahe noch unmenschlicher als seine Arbeiter, er verprügelt Frau und Kinder und macht seinem Namen als grausamer Patriarch alle Ehre. Doch seine Kinder werden erwachsen und stellen sich gegen ihn. Auch Kims zunehmendes Alter lässt ihn spüren, dass er nicht nur die Macht über seine Familie, die nur durch seinen Psychoterror zusammengehalten wird, verliert, sondern auch, dass er in seinem Viertel nicht mehr das Ansehen hat, das er sich einst erarbeitet hatte...

Kritik: "Blood and Bones" ist eine gelungene Mischung aus Familiendrama und Historienepos. Die Kritik an der Gesellschaft des nationalistischen Japans steht in dem Film allerdings im Hintergrund. Hauptsächlich geht es um die psychologische Charakterdarstellung Shun-pei Kims, seinem Egoismus und seiner Härte anderen gegenüber. Von Anfang an löst Kim seine Probleme mit Gewalt und verursacht dadurch die Notwendigkeit von noch mehr Gewalt. Mit rücksichtsloser Härte unterdrückt er seine Familie und treibt seine Arbeiter voran Unmögliches zu leisten, so dass er es tatsächlich vermag die Armut endlich hinter sich zu lassen. Doch zu welchem Preis? Kim scheint jegliche Menschlichkeit abhanden gekommen zu sein.

Die Gewalt ist in dem Film das vorherrschende Motiv. Die Hilflosigkeit der Familie gegen den grausamen Patriarchen wird durch etliche Gewaltszenen vermittelt, die auf ausgefallene Choreografien oder Blut verzichten, und gerade dadurch eine beklemmende Atmosphäre schaffen. So vergewaltigt Kim nicht nur des Öfteren seine Frau, sondern weiß auch jeglicher Aufsässigkeit seiner Kinder mit, im wahrsten Sinne des Wortes, eiserner Faust entgegenzuwirken. Auch das Zerstören der Einrichtung bei Kims etlichen Wutausbrüchen schafft eine Intensität, die den Zuschauer die Gewalt förmlich spüren lässt. Der Realismus, den Regisseur Yoichi Sai mit solchen Szenen schafft, lässt die Hilflosigkeit der Menschen um Kim immer im Vordergrund stehen, so dass man sich zwar öfters fragt, warum denn niemand etwas gegen Kim unternimmt, aber man selbst unterbewusst die Antwort schon kennt. Das Drama, dass sich in Kims Familie abspielt, ist weniger die körperliche Gewalt, sondern vielmehr die psychische. Ein Aufbegehren gegen den psychischen Terror, den Kim als Bestandteil der Familie integriert zu haben scheint, ist unmöglich, denn er sitzt viel zu tief. Die Rücksichtlosigkeit und Gewalt, mit der Kim dem Aufbegehren gegen ihn begegnet, erstickt diesen sofort im Keim.

Seltsamerweise versucht der Film nicht die Motive für Kims Handlungen zu erklären und dennoch kann man ihn nicht vollständig hassen. Grund dafür ist eine bezeichnende Szene, in der Kim eine japanische Frau, die er sich nebenher genommen hat, nachdem er seiner Frau den Rücken gekehrt hat, wäscht und pflegt nachdem diese zu einem Pflegefall geworden ist. Eine kleine Szene, dennoch lässt sie eine ganz neue Seite Kims durchscheinen auch wenn diese nirgends sonst im Film zu erkennen ist. Für einen kurzen Moment scheint es so, als ob Kim erkennen würde, was er wegen seines Egoismus und seiner Tyrannei niemals hatte - Gefühle. Doch sofort erstickt er diese wieder durch weitere Gewalt, denn es scheint als könne er sie nicht kontrollieren...

Gewalt ist isolierend - das ist es was "Blood and Bones" wohl des Weiteren vermitteln will, denn obwohl der Film beinahe die gesamte Lebensgeschichte des koreanischen Immigranten Kim zwischen 1923 und 1984 erzählt, verändert sich das Setting so gut wie gar nicht. Die Holzhütten bleiben immer die selben und nur die ab und an mal in den Ort einfahrenden Autos von außerhalb spiegeln den tatsächlichen ökonomischen Stand des jeweiligen Jahrzehnts wider.
Wahrscheinlich soll der Film auch vermitteln, dass die Herrschaft eines Tyrannen wie Kim nur dann möglich sein kann, wenn die restliche Welt diese zulässt. Denn das Ghettoviertel, über das Kim mit eiserner Hand herrscht, scheint ausgegrenzt vom Rest der Stadt. So erzählt der Film also nicht nur das Drama einer Famlie, sondern auch das Drama der Ausgrenzung einer Minderheit in Japan.

Mit intensiven Szenen und sicherer Regieführung schafft es Regisseur Yoichi Sai dem Film die nötige Glaubwürdigkeit zu geben. Doch ohne die Darsteller wäre der Film nur halb so viel Wert. Jeder von ihnen spielt seine Rolle überzeugend, doch die Person, von der der Film eindeutig lebt ist Takeshi Kitano. Dass er einer der ganz Großen Japans ist, ist schon länger bekannt, doch mit seiner Darstellung Shun-pei Kims stellt er meiner Meinung nach all seine bisherigen Rollen in den Schatten. Die Gewalt, die Kitano bravourös zum Ausdruck bringt, als auch die vielen kleinen Facetten seines Charakters sind so detailgetreu von ihm gespielt - auch sein zunehmendes Alter wird von ihm perfekt dargestellt -, dass es eine Freude ist ihm zuzusehen.

Leider hat der Film aber auch einige Schwachstellen. Unnötig zu sagen, dass es sich bei "Blood and Bones" um schwere Unterhaltungskost handelt, doch einige langatmige Szenen hätten durchaus gekürzt werden können. Stellenweise ist die Geschwindigkeit des Film sogar für meinen Geschmack etwas zu langsam.
Außerdem empfand ich es oftmals schwierig dem Handlungsverlauf der Geschichte Japans zu folgen, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass wir Westler einfach nicht das Hintergrundwissen haben, dass der Film stellenweise vorraussetzt.
Aber auch ansonsten bleiben ein paar Fragen, gerade des Wies und Warums, unbeantwortet.

"Blood and Bones" ist ein empfehlenswertes Familiendrama mit historisch-epischen Einflüssen und einer Prise Gesellschaftskritik. Takeshi Kitano in seiner Bestform weiß ebenso zu gefallen, wie die Thematik des Films. Nur sollte man sich bewusst sein, dass es sich bei Yoichi Sais Werk um schwere Kost handelt.

(Autor: Manfred Selzer)
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