Story: Yong-hyeon (Kim Myung-min) zieht in ein altes Apartmenthaus, das bald abgerissen werden soll. Da eine Freundin mit seinem Geld verschwunden ist, versucht er einen Neuanfang. Er arbeitet als Taxifahrer und spricht seine Nachbarin Seon-yeong (Jang Jin-yeong) an, die er bereits in einem 24-Stunden-Laden getroffen hat. Die Frau ist jedoch sehr verschlossen, da sie von ihrem Mann misshandelt wird, und bleibt distanziert. Eines Tages kommt sie aber blutüberströmt und unter Schock stehend zu ihm und erzählt, dass sie ihren Mann umgebracht hat. Yong-hyeon lässt die Leiche verchwinden und fortan vertieft sich die Beziehung zwischen den beiden. Gleichzeitig hört der Taxifahrer von seinem Nachbarn Lee (Ki Joo-bong), der sich als Schriftsteller versucht, dass sein Apartment verflucht ist. Eine Mutter soll dort auf die Rückkehr ihres Sohns warten und manchmal soll ihr Schlaflied zu hören sein. Außer Problemen mit der Elektrizität bemerkt Yong-hyeon allerdings nichts Ungewöhnliches. Seon-yeongs Freundin Eun-soo (Jo An) hat ihren Freund aber in genau jenem Apartment in einem Feuer verloren. Außerdem ist sie sehr unglücklich darüber, dass Seon-yeong sich mit dem Taxifahrer einlässt. Denn ihrer Meinung nach stimmt etwas nicht mit ihm. Aber auch Seon-yeong wird unter den restlichen Hausbewohnern als eigenartig angesehen...
Kritik: "Sorum" wird als Horrorfilm beschrieben und wie es nun einmal unabwendbar ist, wenn man etwas kategorisiert, sind bestimmte Erwartungen an das Endprodukt geknüpft. Diese werden jedoch nicht erfüllt. Und das ist gut so. Wir bekommen hier nämlich nicht den typischen Horrorstreifen mit einem verfluchten Apartment (natürlich fällt hier sofort "APT" ein), sondern einen langsam brodelnden Psychothriller, der zunächst sehr stark an ein Independent-Drama erinnert. Anders als Filme solchen Genres bleibt die Geschichte aber stets spannend erzählt und lässt uns über die Vergangenheit der einzelnen Charaktere rätseln. Es ist aber neben den großartigen darstellerischen Leistungen vor allem die beklemmende Atmosphäre, die mit ihrer Dichte gefangennimmt und einen nicht mehr loslässt. Der Horrorfaktor geht von den Charakteren aus und das macht "Sorum" zu einem effektiven Thriller.
Die Geschichte gibt sich anfangs sehr gemächlich. Wir beobachten Yong-hyeon, wie er in ein altes Apartment-Haus einzieht, das bald abgerissen werden soll. Warum es abgerissen werden soll, ist offensichtlich. Alles ist enorm heruntergekommen und wer dort lebt, ist im Leben gerade am Tiefpunkt angekommen. Ein Möchtegernschriftsteller, der seinen Verlag verloren hat, eine Nachbarin, die ihren Freund in einem Feuer verloren hat, und Seon-yeong, die von ihrem Ehemann misshandelt wird. Auch wenn das Haus wie geschaffen für einen Fluch ist, hat es doch auf eigenartige Weise auch etwas Heimisches. Es ist aber auch gar nicht das Apartmenthaus, seine bröckelnden Wände und das oft flackernde Licht, das ein unangenehmes Gefühl kreiert, als wollte uns irgendetwas anfallen wollen. Es sind die Personen, die dort leben. Und das obwohl diese anfangs noch recht normal scheinen. Hier zeigt die Geschichte eine seiner größten Stärken.
Die gezeichneten Individuen sind nämlich alles andere als typisch. Und damit doch wieder wie aus dem Leben gegriffen. Sie tragen alle ihre Narben mit sich herum. Bei Seon-yeong, gespielt von Jang Jin-yeong ("Singles"), sind diese offensichtlich. Und auch wenn sie ihren Mann umbringt, so glaubt man, dass dies aller Wahrscheinlichkeit nach - wir bekommen die Szene selbst nicht zu sehen - Notwehr war. Yong-hyeon, der ihr hilft, das Ganze zu verheimlichen, hat nun die Gelegenheit, ihr näher zu kommen. Die daraus resultierende Liebesbeziehung ist kompliziert, da die beiden die Beziehung als etwas jeweils anderes sehen und diese sich mehr oder weniger einfach so ergeben hat. Die Spannung steigt also damit, dass wir versuchen, mehr über die Peronen zu erfahren und was sie von ihrer Beziehung erwarten. Das ist natürlich deshalb spannend, da mit dem Apartmenthaus und schaurigen Gerüchten um Todesfälle in Yong-hyeons Apartment ein Hintergrund kreiert wird, der uns erwarten lässt, dass jederzeit etwas Grausames passieren könnte.
Man braucht aber Geduld, denn lange passiert nichts und "Sorum" erweist sich als waschechtes Drama um zwei Individuen, die mit ihrer Einsamkeit und tragischen Vergangenheit zu kämpfen haben. Das spiegelt sich auch in einigen sehr langen, in einem Schnitt aufgenommenen Szenen wider, die ziemlich beeindruckend geraten sind. Denn so entsteht nicht nur eine gewisse Authentizität, sondern auch eine Flair der Unberechenbarkeit, während sich gleichzeitig das Tempo höher anfühlt, als es tatsächlich ist. Regisseur Yoon Jong-chan ("My Paparotti") schafft es gekonnt, das Drama realistisch und schaurig zugleich zu gestalten. Irgendwann zweifeln wir nämlich daran, dass die Charaktere nicht zu grausamen Taten in der Vergangenheit oder Zukunft fähig waren/sein werden. Die Dialoge entwickeln in jenen langen Szenen ihre eigene Dynamik und man ist stets bemüht, genau zuzuhören, da jedes Wort ein weiterer Hinweis auf noch unbeantwortete Fragen sein könnte.
Die schauspielerische Leistung ist auf sehr hohem Niveau. Kim Myung-min ("VIP") kann mit seiner Hommage an Bruce Lee, das Idol des Taxifahrers, amüsieren und die peinlichen Aspekte des Verliebtseins zur Schau stellen, gleichzeitig aber wundert man sich, wozu Yang-hyeon alles in der Lage ist, so leichtfertig, wie er die Vertuschung des Mordes rationalisiert. Jang Jin-yeong ist ebenfalls eine großartige Darstellerin und so ist es eben auch das Schauspiel, das im Spiel mit der dichten und intensiven Atmosphäre einen an den Bildschirm fesselt. Nicht jeder wird mit dem recht offenen Ende zufrieden sein, aber "Sorum" ist eben auch ein Film, der von seinem Zuschauer verlangt, dass er aufmerksam ist und sich selbst seinen Reim macht. Das wird nicht alle ansprechen, aber "Sorum" verdient vor allem deshalb ein Lob, als dass der Film Genre-Klischees aus dem Weg geht, als man im Genre gerade anfing, diese zu bedienen. Geister und Phantome gibt es hier nicht zu sehen, vielmehr tragen die Individuen sie mit sich herum.