Story: Kingo Shimura (Kiichi Nakai) ist ein Samurai der im Auftrag des Anführers der Shogun, Ii Naosuke, steht. Auch sein Privatleben
hält für Kingo nur Positives bereit, so heiratet er die aufopferungsvolle Setsu (Ryoko Hirosue). Als Ii Naosuke im Jahr 1860 auf einer Reise Opfer eines
Attentats wird, hat Kingo seine Ehre verloren, denn er konnte seinen Herrn nicht beschützen. Allerdings darf er nicht Seppuku begehen und damit einen
ehrenhaften Tod finden. Stattdessen bekommt er den Auftrag die restlichen, noch nicht gefassten Attentäter ausfindig zu machen. Dreizehn Jahre lang begibt
er sich auf die Suche, um am Grab seines Herrn zumindest den Kopf eines der Attantäter vorweisen zu können. Doch ohne Erfolg. Stattdessen sieht er sich mit
dem Ende der Edo-Periode und dem Beginn der Meiji-Ära konfrontiert. Während seine Schwertbrüder westliche Kleidung tragen oder einem simplen Beruf nachgehen,
ist er der einzige, der immer noch als Samurai durch die Straßen wandert. Seine Frau Setsu ernährt derweil die beiden vollkommen alleine. Plötzlich hört
Kingo aber vom Aufenthaltsort des letzten noch verbliebenen Attentäters: Jyubei Sahashi (Hiroshi Abe), der nun als Rikscha-Fahrer arbeitet.
Kritik: Die Meiji-Ära ist Schauplatz zahlloser Verfilmungen gewesen, in denen es darum geht, wie die Samurai versuchen müssen, ihren Platz
in einer Welt zu finden, die keinen mehr für sie bereithält. "Snow on the Blades" schlägt in die gleiche Kerbe und hat im Zentrum eine Rachegeschichte, dreht
sich aber letztlich darum, was es heißt, Frieden zu finden und zu leben. Denn darum geht es am Ende doch nur, ob für einen Polizisten, einen Farmer, einen
Fischer oder eben einen Samurai - man muss weiterleben. Nur ist das bei den Samurai eben tatsächlich nicht ganz so einfach. Denn ihre Ehre steht über dem
Leben oder ist mit diesem gleichzusetzen. Es geht also in dieser Geschichte auch um den Übertritt eines Mannes in eine neue Ära, ohne dabei die Essenz
dessen, was es bedeutet, ein Samurai zu sein, aus den Augen zu verlieren. Eine Gratwanderung.
Die Geschichte des Films basiert auf einem Roman von Jiro Asada, der bereits die Vorlage für "When the Last Sword
is Drawn" geliefert hat, in dem ebenso Kiichi Nakai die Hauptrolle übernahm. Außerdem basiert der fantastische koreanische Streifen
"Failan" auf einem seiner Werke. Die Komplexität der Charaktere und Motive, die in "Snow on the Blades" behandelt werden,
steht damit außer Zweifel. Allerdings offenbart sich bald eine Schwäche, die sich durch den ganzen Film zieht. Denn letzten Endes handelt es sich hier nicht
um ein subtil vorgehendes Drama, bei dem man zwischen den Zeilen lesen muss. Tatsächlich bekommt man alles ziemlich genau vorgekaut, sodass es keinen Spielraum
für Interpretationen gibt. Das erweist sich oft als störend, da man sich fühlt, als würde einem der Regisseur einfach nicht mehr kognititve Leistung
zutrauen.
Außerdem kommt es, als Folge dieses Problems, zu ein paar recht kitschigen Szenen. Dies betrifft auch ein Armband und eine Blume, die schließlich genau
dann auftauchen, wenn wir es erwarten, weil es der Steigerung des dramatischen Gehalts dient. Kreativität sieht anders aus. Joe Hisaishis Soundtrack ist zwar
nett, aber auch er stellt sich manchmal etwas zu sehr in den Vordergrund und lässt einige der dramatischen Szenen damit fast sogar etwas billig wirken. Das ist
schade, da es überhaupt nicht nötig ist, den Beziehungen den Anstrich einer Seifenoper zu geben. Die Beziehung zwischen Kingo und seiner Frau ist auch nur mit
den diversen Andeutungen vielschichtig genug und Jyubeis mögliches Liebesinteresse bleibt jederzeit angenehm subtil eingearbeitet. Das eigentliche Drama dreht
sich aber natürlich um die beiden Samurai, die in der neuen Welt einfach völlig verloren sind und ihren Platz nur noch in einem ehrenhaften Tod finden
können.
Dass der Film manchmal etwas zu grob mit dem Thema umgeht, zeigt sich besonders in einer Szene, in der sich plötzlich einige ehemalige Samurai zu erkennen
geben, um einem ihrer Kameraden in Geldnot zur Seite zu stehen. Man hätte sicherlich etwas feinfühliger einbringen können, dass die Samurai in der Meiji-Ära immer
noch vorhanden sind, aber nicht mehr als solche zu erkennen sind, weil sie gezwungen wurden, ganz normale Jobs anzunehmen. Kingo scheint damit so etwas wie
ein besonders dickköpfiger Relikt. Warum sollte er aber auch leugnen, etwas zu sein, dass er so lange ist, bis er den Mörder seines Meisters findet? Danach
darf er diesem ohnehin in einen ehrenhaften Tod folgen. Dementsprechend kümmert sich Kingo nicht ernsthaft um Politik. Dennoch muss auch er erkennen, wie
schnell sich Japan geändert hat. Der Zuschauer bekommt dies auch anhand Jyubeis präsentiert, gespielt von Hiroshi Abe ("After
the Storm"), der im Gegensatz zu Kingo durchaus versucht, seinen Platz in der Meiji-Ära zu finden. Oder so scheint es zumindest.
"Snow on the Blades" hat eindeutig ein paar wunderschöne Bilder, manche von ihnen sind aber auch zu offensichtlich komponiert, um schön auszusehen. Das betrifft speziell die Szenen im Schnee. Ja, man kommt nicht umhin, einiges als etwas forciert zu betrachten. Auch die diversen Zeitebenen, zwischen denen wir wechseln, sind kein originelles Stilmittel. Des Weiteren sollte man übrigens keine großartigen Schwertkämpfe erwarten. Es gibt zwar einen Showdown im Schnee, aber dieser ist nicht wegen seiner Choreographie gelungen. Vielmehr ist es der Geist der beiden Samurai, der hier beinahe physische Form annimmt und die Konfrontation gegen Ende so spannend macht. Trotz eines gewissen Kitschfaktors muss man das Drama grundlegend als gelungen betrachten. Der Film schafft es, auf emotionale Weise das zu vermitteln, was er sich zum Ziel gesetzt hat. Das hätte durchaus subtiler geschehen dürfen, aber man sollte hier auch nicht zu streng sein.