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Red Post on Escher Street - Filmposter
Original Title:
Escher dori no akai posuto

Japan 2019

Genre:
Drama, Comedy

Director:
Sion Sono

Cast:
Tatsuhiro Yamaoka
Riku Kurokouchi
Sen Fujimaru
Mala Morgan
Taro Suwa
Tetsu Watanabe
Mitsuru Fukikoshi
Tomoko Fujita
Marina Kozawa
Jun Toba
Riku Nakamura
Chihiro Nagai


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Red Post on Escher Street

Red Post on Escher Street - Film Screenshot 1

Story: Tadashi Kobayashi (Tatsuhiro Yamaoka) ist ein bekannter Regisseur, der wenig auf Mainstream setzt und vor allem auf Filmfestivals vertreten ist und von Kritikern gelobt wird. Für sein neuestes Werk sucht er gerade die Besetzung und schreibt ein Vorsprechen aus. Doch tatsächlich hat er sogar noch Probleme bei seinem Drehbuch, bei dem ihm schließlich eine Freundin, Katako (Mala Morgan), hilft. Darüber hinaus ist es nicht leicht für ihn, seine Idealbesetzung zu finden, auch da ihm die Produzenten im Weg stehen und ihre eigenen Vorstellungen haben. Dabei wollte Kobayashi nach langer Zeit endlich mal wieder einen Film machen, der genuin sein eigener ist. Das Vorsprechen verläuft auch alles andere als reibungslos. Eine Gruppe von Amateurschauspielerinnen versucht durch Kobayashis Film in der Filmbranche Fuß zu fassen und ein Fanclub des Regisseurs will auf diese Weise seinem Idol so nah wie möglich sein. Die vielversprechendsten Aussichten hat Kiriko (Riku Kurokouchi), die vor einem Jahr ihren Mann verloren hat und seinen Traum, Schauspieler zu werden, weiterführen will. Außerdem ist da noch Yasuko (Sen Fujimaru), die gerade von ihrem Vater kommt, der sich selbst erstochen haben soll. Sie ist psychisch labil, aber bringt eine ganz neue Energie in den Raum. Kobayashi muss sich bald entscheiden, doch es zeigt sich immer mehr, dass die Produktion unter keinem günstigen Stern steht.

Filmroll Red Post on Escher Street - Film Screenshot 2 Red Post on Escher Street - Film Screenshot 3 Filmroll
Red Post on Escher Street - Film Screenshot 4

Kritik: Sion Sonos Filme kommen für mich oft wie aus dem Nichts, doch wenn sie plötzlich da sind, lasse ich so gut wie immer alles stehen und liegen und schaue mir sein neuestes Werk an. Der Grund ist ganz einfach, dass eventuell wieder ein Meisterwerk wie "Love Exposure" dabeisein könnte. Natürlich geht der Regisseur auch gerne mal in eine etwas andere Richtung und dabei kann es zuweilen auch recht blutig zugehen, wie in seinem letzten Streifen "The Forest of Love", aber das Faszinierende ist an seinen Filmen das kontrollierte Chaos und die Mischung aus Art House und Unterhaltungsstreifen. Es scheint, als wolle der Regisseur der ewige Rebell bleiben und zwar in egal welche Richtung. Dass seine Filme dabei zunehmend auf Metaebene arbeiten, sollte daher auch niemanden verwundern. Mit seinem neuesten zweiundhalbstündigen Film über das Filmemachen bzw. Casting trifft er allerdings genauso oft ins Schwarze wie auch daneben.

Red Post on Escher Street - Film Screenshot 5

Zunächst ist aber ein Lob angebracht, denn "Red Post on Escher Street" ist vollgepackt mit Individuen, die nacheinander in den Fokus rücken. Dabei handelt es sich um so viele, dass die meisten von ihnen in Gruppen abgehakt werden. Und trotzdem haben sie etwas Plastisches und Natürliches an sich. Selbst die kleineren Rollen kann man schnell auseinanderhalten. Und obwohl der Fokus bei der Vielzahl an Personen verloren gehen müsste - und das tut er tatsächlich auch ab und zu -, ist es doch erstaunlich, dass sich der Film stets wie ein Ganzes anfühlen kann. Sion Sono weiß auch einfach mit dem richtigen Rhythmus zu arbeiten. Als Zuschauer ist man dennoch etwas unruhig, weil man nicht weiß, wem man jetzt eigentlich seine Aufmerksamkeit schenken soll. Wer hat hier unsere Sympathien verdient? Es sollte aber irgendwann auch für die, die noch nicht viel Kontakt mit den Werken des Regisseurs hatten, klar werden, dass Sion Sono nicht nach klassischen Mustern seine Filme strickt. Er ist stets für eine Überraschung gut.

Red Post on Escher Street - Film Screenshot 6

Anfangs ist alles etwas überwältigend, als wir die Theatergruppe vorgestellt bekommen und dann kurz darauf noch eine ganze Schar weiterer Personen. Uns bleibt aber Kobayashi als Anker, der selbstverständlich auch eine gute Portion Sion Sono selbst beinhaltet. Vor allem seine Sehnsucht, einen Film wie zu Amateurzeiten drehen zu dürfen, stellt eine klare Parallele dar. Genauso auch seine Tendenz, Hauptrollen mit Amateurdarstellerinnen zu besetzen. Das ist auch diesmal der Fall und gibt dem Film etwas Authentisches. Allerdings nicht nur... Manchmal sorgt das Anliegen Sion Sonos, eine Dynamik des Realen auf die Leinwand zu bringen, dafür, dass die Darsteller etwas zu theaterhaft wirken. Sen Fujimaru als Yasuko und Riku Kurokouchi als Kiriko können aber beeindrucken und schaffen es, die geheimen Hauptdarstellerinnen des Films zu werden. Eine großartige Leistung auch von Sion Sono, denn genau das ist auch sein Ziel gewesen. Es geht in dem Comedy-Drama auch um die große Bedeutung einer guten Besetzung.

Red Post on Escher Street - Film Screenshot 7

Jedoch sind nicht nur die Hauptdarsteller ungemein wichtig, sondern auch die Statisten, die im Hintergrund arbeiten. Eigentlich ist der gesamte Film sogar eine Liebeserklärung an diese, wie schon die erste Szene beweist, in der nach einem "Action" auf natürliche Weise Dutzende unterschiedliche Personen durch die Kamera laufen. Eine Szene, die auch als Vorausgriff fungiert. Neben der Betrachtung dieses Aspekts der Filmbranche zeigt uns der Regisseur aber auch, dass die Statisten auch als die Individuen gesehen werden müssen, die unsere Gesellschaft am Laufen halten. Eine Allegorie, die uns zeigen will, dass auch ohne den kleinsten Statisten die Maschinerie nicht laufen kann und dass man auch aus diesem kleinen Rahmen ausbrechen darf und soll, wenn man der Hauptdarsteller sein will. Der Hauptdarsteller des eigenen Lebens ist man ohnehin. Da ist es auch egal, ob man ein bisschen "gebrochen" ist.

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Red Post on Escher Street - Film Screenshot 10

Nicht nur gegen Ende, als in einer sehr langen Aufnahme eine Szene am Stück gedreht wird und schließlich alles etwas (gewollt) hektisch und chaotisch wirkt, bekommen wir eine Botschaft mit auf den Weg. Überall verstecken sich Botschaften. Seine Stimme hörbar zu machen, wenn die Freiheit über Maßen eingeschränkt wird, kann sowohl als Kritik gegenüber den Corona-Maßnahmen vieler Länder verstanden werden, als auch ein Appell an Hong Kong, sich bei den ganzen Niederschlagungen von Demonstrationen nicht kleinkriegen zu lassen - schließlich hören wir im Radio auch etwas über die politische Situation in Hong Kong. Im Grunde ist Sion Sono aber einfach wieder er selbst. Humor und Drama gehen Hand in Hand, die Laufzeit ist diesmal etwas zu lang geraten, ein wenig mehr Fokus hätte nicht geschadet und der Funke kann nicht ganz überspringen, da vielleicht zu viel Persönliches vom Regisseur in dem Film steckt. Aber es ist ein Werk, wie man es sich vom Regisseur erhofft hat. Auch wenn ein wenig die Highlights fehlen.

(Autor: Manfred Selzer)
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