Story: Kim Seok-hyeon (Ji Jin-hee) wird als jüngster Richter in der Geschichte Koreas zum Vorsitzenden des Obersten Gerichtshofs ernannt. Alles
läuft in seinem Leben nach Plan, bis seine Frau (Yoon Se-ah) ermordet aufgefunden wird. Kim bekommt Anrufe von einem Unbekannten, der ihm erklärt, dass er
gerade erst angefangen habe, sich an ihm zu rächen, doch die Polizei, unter der Leitung von Lee Kang-seong (Lee Jong-hyuk), hat den Mann bald gefasst. Kim hält
unterdessen seinen nächsten Fall in den Händen, in dem ein Mann behauptet, das gleiche Leben wie ein Mathematiker vor hundert Jahren zu führen. Da fällt dem
Richter eine Reporterin ein, die ihm mitgeteilt hat, dass sich sein Lebenslauf genauso liest, wie das eines Richters vor dreißig Jahren. Seine Nachforschungen,
unterstützt von seinem Sekretär Seo Jeong-woon (Park Byeong-eun), ergeben, dass auch dessen Frau ermordet worden war, und kurze Zeit später auch er selbst
und sein Kind. Kim ist über die frappierenden Ähnlichkeiten schockiert und glaubt, dass die Polizei den falschen Mann erwischt hat und er nur noch wenige
Tage Zeit hat, seinen Tod und den seiner Tochter zu verhindern. Denn der Richter glaubt nicht an ein unabänderliches Schicksal.
Kritik: Schon während man "Parallel Life" sieht, muss man sich über die verworrene Geschichte wundern. Nicht dass es schwierig wäre ihr zu
folgen, von ein paar kleinen Ausnahmen abgesehen, aber die Zufälle und vielen unnötigen Nebengeschichten, die zwanghaft in ein großes Ganzes gepresst werden,
rufen großes Staunen hervor. Und nicht wirklich im positiven Sinne, denn die Zufälle lassen diesen merkwürdigen Mystery-Thriller wie einen Test dessen erscheinen,
was der Zuschauer bereit ist, dem Drehbuchschreiber abzukaufen. Und hier wird sich selbst für einen wohlwollenden Kritiker eindeutig zu viel aus dem Fenster
gelehnt. Trotz des Versuchs eine spannende Geschichte zu erzählen, ergibt sich durch das diffus geschriebene Drehbuch, das besonders intelligent wirken will,
und eine nicht immer gelungene Regie ein schlussendlich enttäuschender Thriller.
Die Geschichte baut auf der Theorie des parallelen Lebens auf, die vor allem durch die Präsidenten Lincoln und Kennedy, von denen der eine 1860 und der andere
1960 Präsident wurde, populär wurde, da es einige Übereinstimmungen in deren Lebensläufen gibt. Natürlich handelt es sich dabei um gut erklärbare Zufälle, deren
Wahrscheinlichkeit zum Teil alles andere als gering ist, und ein paar faktische Fehler gibt es ebenso, aber schon hat man einen guten Mysteryaufhänger. Es fragt
sich allerdings, wo die Spannung in "Parallel Life" bleiben soll, wenn der Richter von Anfang an weiß, was ihn am Ende erwartet. Denn es scheint nicht so,
dass er irgendetwas gegen sein Schicksal unternehmen könnte. Im Gegenteil sorgt der Umstand, dass er versucht, seinem Fluch zu entkommen, gerade erst dafür,
dass er sich in prekären Situationen wiederfindet.
Regisseur Kwon Ho-young, der später mit "The Gifted Hands" dem Mystery-Genre treu bleiben sollte, fängt das Geschehen häufig
mit hektischer Kamera ein, aber Spannung ist bei genauerer Betrachtung nicht zu finden. Besonders unbeholfen wirken die Actionszenen, wenn es denn einmal
zu einer direkten Auseinandersetzung kommt. Es fragt sich außerdem, was uns dazu bewegen sollte, uns für die Charaktere und ihr Schicksal zu interessieren.
Nicht nur sind die Personen bestenfalls mittelmäßig geschrieben, sie sind, vor allem im Fall des Richters, geradeheraus unsympathisch. Ji Jin-he
("Soo", "The Old Garden") gibt eine Darstellung ab, die ein Buch mit sieben Siegeln bleibt. Er wirkt
irgendwie fern und arrogant, als hätte er noch ein Geheimnis, das uns später erwartet.
Und hier kommen wir zu einem wirklich leidlichen Thema. "Parallel Life" ist sehr darum bemüht, nach jeder Wendung noch eine weitere zu präsentieren. Einige
von diesen sind vorhersehbar, aber dann doch nur darauf ausgelegt, um uns auf eine falsche Fährt zu locken. Wenn am Ende doch alles ganz anders sein mag,
dann geht das vollkommen auf Kosten der Glaubwürdigkeit. Im Finale überschlagen sich sogar die Ereignisse, aber anstatt von einem smarten Drehbuch begeistert
zu sein, muss man sich nur an den Kopf greifen. Also noch einmal: Lieber etwas weniger Wendungen und dafür solche, die einen realistischen Rahmen nicht
vollkommen sprengen. Nun mag man natürlich anführen, dass von "realistisch" nicht die Rede sein kann, da es sich um einen Mystery-Thriller handelt, aber will
der Film das sein? Wenn das der Fall ist, dann hat Regisseur Kwon die Mysterywurzeln der Geschichte mehr als einmal aus den Augen verloren.
Es schadet "Parallel Life" außerdem, dass sich die Geschichte in Sprüngen entwickelt. Die zuweilen recht hektische Präsentation wird irgendwann ermüdend und die Nebenhandlungen passen alle nicht richtig zusammen, aber zusammengefügt werden sie trotzdem. Die Zoom-ins und verwackelte Kamera irritieren schließlich und einige der Storywendungen erweisen sich als schlichtweg unlogisch, doch versucht der Regisseur dies zu verschleiern, indem er diese in einem halsbrecherischen Tempo aneinanderreiht. Am Ende führt das zu einem Thriller, der modern und spannend sein möchte, aber keines von beidem ist. "Parallel Life" ist solide genug, um über seine 110 Minuten hinweg irgendwie zu unterhalten, aber am Ende fragt man sich nach der verworrenen Geschichte, ob man nun Fisch oder Fleisch vorgesetzt bekommen hat. Oder gar ein vegetarisches Gericht...