Story: Es ist das Jahr 1987 und Detective Seong-jin (Son Hyeon-joo) hat im Leben keine guten Karten ausgeteilt bekommen. Seine Frau ist
stumm, sein Sohn humpelt und er hat kein Geld für eine Operation. Außerdem ist ihm ein Krimineller entwischt und um seine Beförderung voranzutreiben,
will er den minderbemittelten Tae-seong (Jo Dal-hwan) als den Gesuchten verkaufen. Seong-jins guter Freund Cho (Kim Sang-ho), ein Reporter, erfährt dies und
redet dem Detective ins Gewissen. Tatsächlich kann Seong-jin den wahren Täter ausfindig machen, doch plötzlich gesteht Tae-seong einen Mord. Die Behörde für
Nationale Sicherheit meldet sich daraufhin bei dem Detective. Seong-jin wird nach Namsan gebracht, ein Ort, der berüchtigt dafür ist, dass Geständisse der
Kollaboration mit Kommunisten aus unschuldigen Menschen gefoltert werden. Dort trifft er den skrupellosen Ermittler Gyoo-nam (Jang Hyeok), der bereits in
jungen Jahren hoch aufgestiegen ist. Dieser überreicht dem Polizisten eine Akte, in der Tae-seong mit einer ganzen Reihe an Morden in Verbindung gebracht
wird. Nun muss Seong-jin nur noch Beweise und Zeugen kreieren. Seine neue Position bringt dem Detective gewisse Annehmlichkeiten, aber bald informiert ihn sein
Reporterfreund über Ungereimtheiten bei den angeblichen Serienmorden...
Kritik: Korea hat einige Jahrzehnte an Geschichte aufzuarbeiten, in denen der schwere Kampf für Demokratie beleuchtet wird, auch wenn es
ebenso heute bei den diversen multimilliarden Dollar-Unternehmen noch einiges hinsichtlich Gleicheit vor dem Recht zu verbessern gibt. "Ordinary Person" nimmt
sich die Achtziger und zeichnet den Kampf einiger weniger Individuen gegen ein korruptes System, das Kommunisten an jeder Ecke sieht, sofern es den eigenen
Zielen dient. Was leicht zu einem patriotischen Werk wie "May 18" hätte werden können, präsentiert sich zunächst als Thriller, wird
aber sehr bald als Drama offensichtlich, das sein Augenmerk auf ein paar weniger Individuen lenkt und deren Weltanschauung zum Teil beeindruckend auf die
Leinwand bringt. Die Protagonisten sind sehr gut geschrieben und die Darsteller leisten ebenso hervorragende Arbeit.
Zunächst mag der Film sogar wie die Vorgeschichte eines Bösewichts anmuten. Seong-jin ist ein Mann, der in eine Zeit geboren wurde, in der Polizisten ihre
Verdächtigen stets schlagen, das wird bereits in der Eingangssequenz offenbar, in der der Polizist um sich schlagend seinen Weg zum Schreibtisch antritt.
Das mag am Anfang komödiantische Züge haben, doch später, wenn er ein Geständnis aus einem minderbemittelten Kriminellen herausprügelt, bleibt einem das Lachen
im Hals stecken. Es ist leicht nachzuvollziehen, warum jemand wie Seong-jin den Verlockungen einer Zusammenarbeit mit Namsan-Agenten nicht widerstehen kann.
Stets wurde er benachteiligt und endlich kann auch er etwas vom Kuchen abbekommen, der im bisher verwehrt geblieben war. Seine stumme Frau und sein humpelnder
Sohn mögen zwar etwas zu dick aufgetragen sein, um sein Leid im Leben zu unterstreichen, aber immerhin verstehen wir seine Beweggründe, warum er mehr und
mehr zum Bösewicht wird.
Son Hyeon-joo ("The Phone", "Chronicles of Evil") leistet in seiner Rolle fantastische Arbeit
und kann durch subtiles Schauspiel auch die komplexeren Emotionen sowie seine Reue und seinen inneren Kampf gut zur Schau stellen. Seong-jin mag immer mal
wieder vom rechten Weg abkommen, aber er funktioniert durchgängig gut als Identifikationsfigur. Ein wahrer Held, jedoch nur in einer größeren Nebenrolle
zu sehen, ist aber der Reporter, gespielt von Kim Sang-ho ("Moby Dick"). Zum einen ist es lustig, ihn in den Achtzigern, in denen es
Mode war, ein Toupet zu tragen, einmal mit vollem Haar zu sehen, zum anderen vermag er es mit nur einem Blick seine Aufrichtigkeit und Opferbereitschaft zu
zeigen. Der Reporter hält seinen alten Freund, den Detective, immer auf dem Pfad der Gerechten und bei genauerer Betrachtung ist er auch der eigentliche
Held der Geschichte.
Jang Hyeok ("Innocent Thing") stellt den Bösewicht dar. Von einer gewissen Intensität und Rücksichtslosigkeit abgsehen, mit
der er durchaus den Hass des Zuschauers auf sich ziehen kann, kann er sich aber nicht sonderlich profilieren. Dennoch hat auch sein Charakter bestimmte
Beweggründe. "Ordinary Person" ist erstaunlich unpolitisch, was aber nicht heißt, dass Politik kein großes Thema des Films wäre, es ist vielmehr der
Austausch zwischen den Individuen, der den Film so spannend und interessant macht. Vor allem Seong-jin auf seinem Weg zum Bösewicht zu beobachten, ist äußerst
nervenzerreißend. Daneben hält der Film auch einige Wendungen bereit, die zum Teil sehr starken Tobak darstellen. Das sollte aber auch nicht verwundern,
da die Einheit zur Wahrung der Nationalen Sicherheit im Film eine große Rolle spielt und somit auch Folterungen ein Thema sind. Jedoch vermeidet der Film
explizite Szenen.
Wer mehr über die Namsan-Einheit erfahren will, sollte sich "National Security" ansehen. "Ordinary Person" vermag es dagegen mit seinen Charakteren großes Drama zu kreieren, bei dem man durchaus vor Entrüstung und Wut die eine oder andere Träne unterdrücken muss. Vom Finale einmal abgesehen, das beinahe kein Ende finden will, trägt Regisseur Kim Bong-han auch nicht zu dick auf. Die gut geschriebenen Charaktere, ein nicht aufdringlicher netter Soundtrack und ein Auge für Details bei der Rekreation der 80er machen dieses Drama zu einem gelungenen Streifen über den Kampf für Gerechtigkeit und Demokratie. Und das funktioniert gerade deshalb so effektiv, weil der Film im Kleinen arbeitet und erst zum Schluss zeigt, welche Wellen die Taten einer "gewöhnlichen Person", wie eben der Titel lautet, schlagen können.