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Night in Paradise - Filmposter
Original Title:
Nak-won-eui bam

South Korea 2021

Genre:
Crime, Drama

Director:
Park Hoon-jung

Cast:
Um Tae-goo
Jeon Yeo-bin
Cha Seung-won
Lee Ki-young
Park Ho-san
Son Byung-ho


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Night in Paradise

Night in Paradise - Film Screenshot 1

Story: Tae-goo (Um Tae-goo) arbeitet als rechte Hand für Gangsterboss Yang (Park Ho-san). Die wesentlich größere Bukseong Gang, mit der Yang immer wieder aneinandergerät, will Tae-goo abwerben, doch dieser ist nicht interessiert. Als Tae-goos Schwester und deren Tochter zu Besuch kommen, werden sie getötet. Das Attentat galt wohl Tae-goo und diesen hält sogleich nichts davon ab, Rache zu nehmen. Nachdem er den Boss der Bukseong Gang niedergestreckt hat, leitet Boss Yang alles in die Wege, damit Tae-goo das Land in Richtung Russland verlassen kann. Zunächst einmal soll er aber für eine Woche auf die Insel Jeju und dort untertauchen. Er kommt dort bei einem Gangster unter, der im Ruhestand ist, aber immer noch Waffen verkauft. Dessen Nichte Jae-yeon (Jeon Yeo-bin) ist überhaupt nicht begeistert, wen sie beherbergen müssen, und mit ihrer kühlen Art lässt sie dies Tae-goo auch immer wieder spüren. Anscheinend leidet sie aber an einer tödlichen Krankheit und hat nicht mehr lange zu leben. Ihr Onkel versucht daher, Geld zusammenzubekommen, um ihr eine Operation in Amerika zu ermöglichen - die beste Chance, die sie hat, um vielleicht doch noch ein langes Leben zu führen. Währenddessen rückt Ma (Cha Seung-won) in der Bukseong Gang auf und will Rache an Yang nehmen. Der Krieg zwischen den Gangs muss aber endlich ein Ende nehmen, deshalb einigt man sich mithilfe eines korrupten Politikers als Mediator, Tae-goo ans Messer zu liefern und die Sache dabei bewenden zu lassen...

Filmroll Night in Paradise - Film Screenshot 2 Night in Paradise - Film Screenshot 3 Filmroll
Night in Paradise - Film Screenshot 4

Kritik: "Night in Paradise" wirkt auf den ersten Blick wie einer jener zahllosen Rachegeschichten, in denen ein Gangster alles verliert und sich anschließend nicht mehr darum schert, was mit ihm geschieht, solange er seine Rache bekommt. Allerdings ist dieser Teil der Geschichte nur die Einleitung. Die eigentlichen Ereignisse finden auf der Insel Jeju statt, wo der Gangster im Prinzip einen angenehmen Urlaub umgeben von wunderbarer Natur verbringen könnte. Wäre er denn überhaupt in der Lage, Spaß am Leben zu haben. Doch wie könnte er das, nachdem er seine Schwester und Nichte verloren hat. Also entwickelt sich die Geschichte mehr zu einem Drama, in dem wir die Leere der Protagonisten zu spüren bekommen. Ja, Protagonisten, denn da ist auch noch Jae-yeon, eine Seelenverwandte, weil auch sie nichts mehr im Leben hat. Schlichtweg, weil sie wegen ihrer Krankheit nicht mehr lange auf ein Leben hoffen kann. Damit ist dieser Rachethriller ein film noir, in dem sich zwei Individuen mit ihrem Schmerz arrangieren und sich dabei gegenseitig eine Stütze sind.

Night in Paradise - Film Screenshot 5

Hinsichtlich des Verhältnisses der beiden Protagonisten unterscheidet sich der Film aber auch wieder von üblichen Genrewerken. Hier gibt es keine Liebesgeschichte, auch wenn mit einem Augenzwinkern in jene Richtung verwiesen wird, in die der Film auch hätte gehen können. Doch besonders Tae-goo ist für so etwas wie Liebe nicht zugänglich. Er ist stets eiskalt und wirkt weniger wie der Held der Geschichte als vielmehr wie der Antagonist. Dann wiederum gibt es ein paar Szenen wie jene, in der er Jae-yeon davon abhalten will, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen, in denen klar wird, dass ihm doch nicht alle Menschen egal sind. Um Tae-goo ("Coin Locker Girl") ist ideal für die Rolle, da er auch einfach nicht das Gesicht hat, als könnte er in der nächsten Beauty-Podukt-Werbung mitmachen. Man nimmt ihm einfach visuell sofort ab, dass er einen Gangster spielt, der kein anderes Leben als das zwischen Fressen und Gefressenwerden kennt. Dennoch zweifelt man daran, dass wir ihn wirklich in einem Finale sehen werden, in denen er sich durch seine Gegner metzelt.

Night in Paradise - Film Screenshot 6

Hier bricht "Night in Paradise" tatsächlich das Genre auf und bedient sich zugleich gekonnt bei diesem. Da wäre zum einen der Umstand, dass wir uns zwar anfangs in von düsteren Farben dominierten Bildern bewegen, wir aber später auf Jeju Sandstrand, Meer und blauen Himmel sowie die eine oder andere Palme zu sehen bekommen. In "Deliver Us From Evil" wurde zuletzt ebenso ein exotisches Setting benutzt, um etwas Farbe in das bekannte film noir-Genre zu bringen, aber in "Night in Paradise" dient es vielmehr als Kontrast. Wir befinden uns immer noch in Korea, aber irgendwie auch abseits der bekannten Welt, ein Ort der Kontemplation, auch wenn die Helden der Geschichte vielleicht nicht hundert Prozent zugänglich für diese sind. Und trotzdem bricht auch in diese Welt die unbarmherzige Härte des Gangsterdaseins ein. Es sind diese Szenen der Ruhe und des nahenden Übels, die den Film besonders machen.

Night in Paradise - Film Screenshot 7

Um genau zu sein, scheint der Thriller zunächst sogar etwas unterwältigend. Bis zum Finale wirken die Abweichungen vom klassischen Genre zwar ganz angenehm, aber so richtig großartig würde man das, was so auf dem Bildschirm passiert, dann doch nicht nennen. Erst während des Finales und des sich anschließenden Abspanns fügt sich alles zu einem Ganzen, das eine ungewöhnliche Dichte besitzt. Als wären die Farben, metaphorisch gesprochen, einfach etwas satter als in typischen Genrevertretern. "Night in Paradise" wirkt nach und überrascht auch zumindest in gewisser Hinsicht mit seinem Finale. Der eigentlich erwartete Showdown bleibt nämlich aus und man lässt uns etwas perplex zurück, bis wir dann erkennen, dass wir eigentlich von Anfang an schon eine Vermutung hatten, in welche Richtung sich der Film noch entwickeln könnte. Es handelt sich um eine tragische Geschichte, die etwas Bittersüßes mit sich bringt und mit jeder fortschreitenden Minute wird uns das klarer.

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Night in Paradise - Film Screenshot 10

Fans von Gangsterthrillern werden durchaus einige ziemlich blutige Szenen zu sehen bekommen und Regisseur Park Hoon-jung hat mit "New World" bereits ein gutes Genrewerk abliefern können. Hier zeigt er aber, dass er sich mit Filmen wie "The Tiger: An Old Hunter's Tale" weiterentwickelt hat und dem Genre seine eigene Note verleihen kann. Jeon Yeo-bin ("Vincenzo") als weitere ungewöhnliche (Anti-)Heldin bereichert den Film ebenso und ein passender Soundtrack, der überdies auch mal ohne Walzer auskommt, rundet das positive Gesamtbild ab. Daneben überzeugt auch die Grauzeichnung des einschüchternden Bösewichts, gespielt von Cha Seung-won ("Blades of Blood"), ein weiterer kleiner Beweis, wie gut der Film zwischen Bekanntem und neuer Bearbeitung bekannter Archetypen werkelt. Leider ist diese auf Netflix veröffentlichte Produktion aber doch ein klein wenig zu lang geraten und man hätte sich einen etwas tieferen Einblick in die Psyche der Protagonisten gewünscht. Das außen vor gelassen handelt es sich hier aber ganz klar um einen der besten Gangsterstreifen aus Korea in den letzten Jahren.

(Autor: Manfred Selzer)
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